Kölner Gebäude und NachhaltigkeitBausektor saniert für den Klimaschutz

Lediglich der Bürobau in der Mitte wird derzeit im Bankenviertel in der Innenstadt abgerissen. Die beiden Gebäude an Unter Sachsenhausen links und rechts sind denkmalgeschützt.
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Köln – Das Thema Nachhaltigkeit wird hierzulande immer wichtiger. Auch im Bausektor stellt sich die Frage: Macht abreißen und neu bauen überhaupt noch Sinn? Ein Beispiel ist der neue Bau „Sachs“ im Kölner Bankenviertel. Dort entsteht wie berichtet ein dreiteiliges Ensemble, bei dem zwei Gebäude erhalten bleiben und eines für einen Neubau weichen muss. Markus Müller, Vorsitzender des Ausschusses für Nachhaltigkeit bei der Bundesarchitektenkammer, betont: „Man muss genau hinschauen.“
Energieverlust und Dämmfähigkeit
Müller ist Architekt und zudem Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg. Er erklärt: „Jenseits der Klimaschutzfragen gibt es Gebäude, die gut und andere, die eben nicht so gut geplant sind. Das hat etwas mit der Funktionalität, der städtebaulichen Wirkung und der gestalterischen Qualität, aber häufig schlicht mit der Schadstoffbelastung zu tun.“

Architekt Markus Müller: „Das Gute ist, heute können wir die Frage ‚sanieren oder abreißen’ präzise beantworten. Früher waren das alles grobe Schätzungen.“
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Dabei findet derzeit ein Umdenken in der Branche statt: „Bis vor ein paar Jahren wurde die Diskussion über den Wert von Bestandsbauten nicht geführt. Es wurden lediglich die wirtschaftlichen Fragen gestellt.“ Das sei heute anders: Heute werde geprüft, gerechnet und analysiert. „Das Gute ist, heute können wir die Frage ‚sanieren oder abreißen’ präzise beantworten. Wir können den Energieverlust von vorhandenen Fenstern bestimmen und der Dämmfähigkeit einer neuen Fassade im gesamten Lebenszyklus der Bauteile gegenüberstellen. Früher waren das alles grobe Schätzungen.“
Sanieren ist nicht immer nachhaltig
Ulrich Wetterkamp ist Geschäftsführer der Momeni-Gruppe, Besitzerin des Ensembles an der bekannten Adresse Unter Sachsenhausen. Die ehemalige Heimat der Sal. Oppenheim-Bank mit den Hausnummern zwei und vier steht unter Denkmalschutz. Der dritte Teil, Ecke Enggasse und Stolkgasse, wird abgerissen. Er stammt laut Wetterkamp aus den 1950er-Jahren. Allerdings sei der Bau mehrfach und auf verschiedene Art und Weise saniert worden. „Dieser Bereich ist in seiner Substanz und Struktur nicht erhaltenswert“, so Wetterkamp. Die Liste an Mängeln, die gegen eine Ertüchtigung sprechen, sei lang und beginne mit den Fenstern, die kaum noch Wärme halten.
Der erste Blick gehe auch bei Momeni immer auf die Möglichkeit zu sanieren. Doch es sei nicht nachhaltig, Gebäude immer wieder mit Kleinarbeiten nachzubessern. Zudem spiele die Barrierefreiheit eine große Rolle, die hier nicht so gegeben sei wie es ein moderner Bürokomplex verlange. Radstellplätze spielten bei den Überlegungen auch eine Rolle. In dem künftigen Ensemble soll es über 100 geben, bisher waren es null.
Energetische Aspekte für die Lebenszyklusanalyse
Dabei sei nicht vorgesehen, dass die Stolkgasse komplett gesperrt wird. Das sei allein wegen der Innenstadtwache der Polizei nicht möglich. Die Arbeiten sollen 2025 abgeschlossen sein.
Doch wohin geht die Reise im Bausektor? Markus Müller verrät: „In wenigen Jahren werden Lebenszyklusanalysen unter energetischen Aspekten zwingende Elemente der energetischen Nachweise sein. Vor zehn Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen.“ Die rohe Tragstruktur eines Gebäudes könne leicht eine Lebensdauer von 100 Jahren erreichen, während eine Fassade in der Regel nach 50 Jahren eine Erneuerung brauche. Deshalb gehe es heute vielmehr um die Erneuerung einzelner Elemente eines Gebäudes.
Digital planen bis ins letzte Detail
Den Fortschritt möglich macht die digitale und detaillierte Planung. „Wir stellen heute am Computer Bauteile, zum Beispiel eine Holzwand mit allen ihren Schichten, zeichnerisch dar und können daraus unmittelbar das Volumen ermitteln und berechnen, wie viel CO2 dort gespeichert werden kann“, sagt Müller.
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Der Fortschritt fordere aber auch heraus: „Was früher jahrzehntelang galt, ist heutzutage schnell widerlegt. Das ist gleichzeitig aber auch eine große Chance für die Bewältigung der Klimakrise. Da stecken auch jetzt noch riesige Potenziale.“