Kölner GroßbauprojektArbeiten in der Stolkgasse stocken – Bauunternehmer klagt

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Im früheren Briefverteilzentrum an der Stolkgasse ruht laut einer Firma der Bau, Rechnungen sollen offen sein. 

Köln – Der Umbau des früheren Post-Briefverteilzentrums an der Stolkgasse zum Wohn- und Bürohaus geht deutlich langsamer als voran – ein beteiligter Bauunternehmer spricht sogar von einem monatelangen Baustopp und nicht gezahlten Rechnungen über rund zwei Millionen Euro. Die Consus Real Estate lässt das Gebäude in Dom-Nähe umbauen, unter anderem sollen im „CologneApart“ rund 200 Wohnungen entstehen, in der Vergangenheit war die Rede von einem Investitionsvolumen von rund 105 Millionen Euro.

Consus selbst bezeichnete sich voriges Jahr als „führender Immobilienentwickler auf dem deutschen Mark“, das satzungsmäßige gezeichnetes Kapital betrug laut Jahresbericht 2019 insgesamt 136,58 Millionen Euro – doch Ferid Kulin, Geschäftsführer der KB Bau GmbH aus Bergheim, sagt: „Die bezahlen seit Monaten nicht mehr, ich habe noch rund 80 Rechnungen offen.“

Am Sonntag war Consus für eine kurzfristige Anfrage telefonisch nicht zu erreichen. Laut „dgap.de“ ist Consus mittlerweile eine 94-prozentige Tochtergesellschaft der Luxemburger Immobilienfirma Adler Group.

Rechnungen für Abbrucharbeiten nicht bezahlt?

Kulins Firma war unter anderem für Entkernung und Abbruch im „CologneApart“ zuständig, das offenbar ausbleibende Geld hat ihn laut eigener Aussage ruiniert. Er klagt nun einen Teil der Rechnungen ein, für alle fehle ihm das Geld.

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Ein Sprecher der Consus hatte der Rundschau angesichts des ausbleibenden Baufortschritts Mitte Januar die witterungsbedingte Winterpause bis März als Grund genannt. Im März soll der Bau demnach weitergehen, eigentlich sollte er dann schon fertig sein, ursprünglich sogar 2019.

Zwischenzeitlich hat die Firma nach Rundschau-Informationen dem Architekturbüro Peter Schürmann + Jutta Schürmann gekündigt. Das Duo hatte den Fassadenwettbewerb gewonnen, Peter Schürmanns Eltern Joachim und Margot Schürmann hatten das viergeschossige Haus entworfen und nach der Eröffnung 1991 den Deutschen Architekturpreis erhalten.

Folgen für Mülheimer Projekt offen

Unbeantwortet blieb am Sonntag die Frage, ob sich die von Kulin genannten Probleme auf ein deutlich größeres Consus-Projekt in Köln auswirken: Im Mülheimer Süden im Rechtsrheinischen baut die Conus mit anderen Firmen die alten Industrieflächen in ein neues Quartier namens „Cologneo“ um, laut eigener Aussage investiert Consus 360 Millionen Euro.

Im März 2020 hatte Consus angekündigt, 75 Prozent der CG Gruppe zu besitzen, das Kürzel CG steht für Christoph Gröner. Ihm gehörten laut der damaligen Mitteilung die verbliebenen 25 Prozent, doch später hat Consus wohl auch die übernommen.

Gröner ist ein schillernder und meinungsfreudiger Unternehmer, die „Zeit“ fragte angesichts vieler Projekte: „Wie viel Macht hat dieser Mann?“ Gröners neues Unternehmen ist ebenfalls im „Cologneo“ involviert, das Projektvolumen beträgt 144 Millionen Euro. Gröner selbst sieht die Firmenübernahmen wohl selbst skeptisch, er sagte zuletzt: „Nach der späteren Integration (der CG Gruppe, Anmerkung der Redaktion) in die Consus Real Estate AG und der nachmaligen Übernahmen dieser Firmen durch die künftige Adler Group zeigte sich allerdings, dass wir unseren visionären Weg zur Schaffung bezahlbaren und nachhaltigen Wohnungsbaus unter kapitalmarktbedingten Renditeprämissen nicht würden fortsetzen können.“

Ferid Kulin sagt über all das: „Da werden die Namen gewechselt, aber die es ist die gleiche Mannschaft. Ich bin zu klein, um gegen die anzukommen.“

Nachtrag der Redaktion

Mittlerweile hat die Consus die Anfrage der Rundschau beantwortet:

„Der von Ihnen hinterfragte Vorwurf, unsere Mandantin könne Rechnungen nicht bezahlen und es bestünden seitens der KB Bau GmbH (Herrn Ferid Kulin) berechtigte Forderungen gegen unsere Mandantin in Millionenhöhe ist schlicht falsch. Unsere Mandantin befindet sich mit diesem Unternehmen in einem Rechtsstreit, dessen Gegenstand geltend gemachte aber durch unsere Mandantin berechtigt bestrittene Forderungen sind. Wir gehen davon aus, dass hier durch den gezielten Versuch die Medien zu instrumentalisieren auf diesen Rechtsstreit eingewirkt, Druck auf unsere Mandantin ausgeübt und deren Ruf widerrechtlich geschädigt werden soll. Dieser Vorgang wird bei uns derzeit ebenfalls rechtlich bewertet und rechtliche Schritte gegen die Lancierung solcher Falschinformationen erwogen.

Es gibt derzeit keine offenen Rechnungen, sondern eine streitige Forderung, die gerichtlich überprüft wird und von deren Nichtbestehen wir ausgehen. Wir bitten um Verständnis, dass wir auch aus Rücksicht auf das laufende Verfahren, keine weiteren Informationen zu diesem Rechtsstreit erteilen können.

Unsere Mandantin, die Consus Real Estate AG, hat keinerlei finanzielle Probleme, ist wirtschaftlich sehr gut aufgestellt und wird auch die Projekte CologneApart und Cologneo fertigstellen.“    

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