Die Kinderkliniken in Köln befinden sich nach wie vor im Ausnahmezustand. Professor Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik der Uniklinik, fordert von der Politik 20 Prozent mehr Etat für die klinische Pädiatrie, und warnt: Kinder sollten nicht prophylaktisch zu Hause gelassen werden.
Kölner Mediziner warntKinder nicht prophylaktisch zu Hause lassen

Zu viele Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen und zu wenig Personal: Kinderkliniken in Köln befinden sich weiterhin im Ausnahmezustand.
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Die Situation in den Kölner Kinderkliniken ist unverändert angespannt. „Niedergelassene Kinderärzte und die Kinderärzte in den Krankenhäusern arbeiten stark an der Belastungsgrenze“, sagt Professor Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik der Uniklinik und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, im Gespräch mit der Rundschau.
Sechs bis sieben Stunden Wartezeit
„Eltern müssen sich auch in der Kinderklinik auf Wartezeiten von sechs bis sieben Stunden einstellen.“ Belastend für viele Familien sei auch die Absage von oft lange geplanten Eingriffen. „Eltern brauchen sich keine Sorgen zu machen, schwer kranke Kinder werden immer versorgt“, betont Dötsch.
Grund für die Überlastung sind die Infektionswellen von RS-Virus und Influenza-A. Aber auch der Pflegemangel macht es nicht möglich, alle verfügbaren Betten zu belegen (wir berichteten). Dötsch begrüßt den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SDP), Pflegepersonal aus anderen Bereichen kurzfristig in Kinderkliniken einzusetzen. „Wir freuen uns über die Möglichkeit“, so der Mediziner.
Eltern brauchen sich keine Sorgen zu machen, schwer kranke Kinder werden immer versorgt.
An der Belastungsgrenze seien nicht nur Ärzte, sondern das ganze Team: Pflegende, Reinigungskräfte oder Patientenservice. Daher fordert er weitere Maßnahmen für die klinische Pädiatrie, insbesondere eine unbefristete, finanzielle Besserstellung der Kinderkliniken. Konkret: Eine Erhöhung des Etats um 20 Prozent.
Kinder auf keinen Fall zu Hause lassen
Ist das Ende der Infektionswelle in Sicht? Vermutlich nicht. „Normalerweise wird es im Frühjahr besser“, sagt Dötsch. Erwachsene sollten Kinder schützen, indem sie Menschenmengen meiden und auf Hygiene achten. „Kinder sollten jetzt aber auf keinen Fall prophylaktisch zu Hause bleiben. Welchen Schaden der Verzicht auf soziale Kontakte hat, haben wir während der Pandemie erlebt. Das darf nie wieder passieren.“