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Liebenswürdiger Blick aufs VeedelKölner Museumsnacht im Museum Raffael Becker

Lesezeit 3 Minuten
Becker Gemälde

Raffael Becker hat die Rundschau gelesen und in seinen Werken verarbeitet.

Köln – Raffael Becker ist ein kölsches Urgestein. Sülzer Urgestein, um genau zu sein. Er war ein Künstler der nicht nur sein Veedel liebte, sondern die Menschen, die es ausmachen. 2013 starb Becker, 2022 eröffnete das Raffael-Becker-Museum. Am 5. November ist es zum ersten Mal Teil der Kölner Museumsnacht und lädt zu einer Zeitreise ein.

„Es ist ein Kunstmuseum, aber auch ein idealer Anlaufpunkt für die, die mehr über Köln erfahren wollen. Becker zeigt Kölner Themen aus den letzten 75 Jahren“, sagt Museumsleiter Dr. Sascha Klein. Oft baute der Künstler Zeitungsartikel in seine Gemälde ein. „So ergibt sich ein direkter historischer Bezug. Er hat auch die Rundschau immer gelesen und daraus ausgeschnitten“, sagt Klein.

Raffael Becker hat ungerne Gemälde verkauft

Im Museum steht sein kompletter Nachlass. Und der ist groß, denn Raffael Becker hat selten Gemälde verkauft. „Das war freiwillig, weil er sich nicht davon trennen wollte. Er hat gesagt: Das ist mein Tagebuch, was ich hier male und ich lebe mit den Bildern“, erklärt Klein. Becker, Jahrgang 1922, erlebte Sülz noch als Arbeiterviertel mit gefüllten Eckkneipen und der Palanterstraße als Brennpunkt.

Programm zur Museumsnacht

Am 5. November bietet das Museum Raffael Becker, Gleueler Straße 373a, zwischen 19 und 1 Uhr Führungen an: um 20 Uhr mit Museumsgründerin und Tochter des Künstlers Raphaele Berglar, um 21.30 Uhr gibt es ein Filmscreening „Spurensuche“, um 23 Uhr zeigt Museumsleiter Sascha Klein (F.) Audio-Aufnahmen von Raffael Becker.

Geöffnet ist das Haus regulär von 11 bis 17 Uhr (freitags geschlossen). (lig)

museumsnacht-koeln.de

Sein Gemälde „Das große Wohnzimmer“ von 1980 ist eine Ode an die Kneipenkultur. Die Figuren seien alle ein bisschen überzeichnet, sagt Klein. „Er hat aber nicht auf die Leute herabgeschaut. Es ist eher ein liebenswürdiger Blick.“ Viele seiner Motive haben wirklich existiert. „Er hat oft Leute porträtiert, die er auf der Straße getroffen hat. Das war eine Veedelskultur, in der sich die Leute fast alle kannten “, erzählt Klein. So verewigte Becker auch die drei Putzfrauen aus dem Hausflur auf Leinwand.

„Es ist natürlich oft ein kölscher Humor“

Ob Beerdigung, Obdachlosigkeit oder Einsamkeit im Alter: Auf seinen Gemälden gehen Komik und Betrübnis oft Hand in Hand. „Humor ist eigentlich immer eingebaut. Es ist natürlich oft ein kölscher Humor, der auch mal ein bisschen derber werden kann“, sagt Klein. Auf dem Gemälde „Kommulionsfeier“ von 1989 wartet das Kommunionkind abends genervt darauf, dass die Kneipenparty vorbei ist. Hier feiert die Verwandtschaft und vergisst deshalb das schreiende Baby auf dem Boden.

Museum Rafael Becker

Leiter Dr. Sascha Klein.

Eine Besonderheit des Museums sind originale Sprachaufnahmen des Künstlers, die man über sein Smartphone hören kann. „An manchen Bildern hängen QR-Codes und wenn man die scannt, hört man, wie er passende Geschichten dazu erzählt“, erklärt Klein. Führungen habe Becker schon zu Lebzeiten stets selber übernommen.

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Davon gab es jedoch nur wenige: „Er hat den Kunstmarkt oft kritisch dargestellt“, sagt Sascha Klein. An Ausstellungen nahm er oft nur Teil, um die Art der Leute zu beobachten. Dafür büßte der Künstler an Reichweite ein. „Um das Museum und damit auch seine Kunst bekannter und zugänglich zu machen, ist die Museumsnacht ein idealer Anlass. Das hätte Raffael Becker sicher begrüßt.“