30 Prozent gehen leer ausKölner Mutter kämpft für faire Schulplatz-Vergabe

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Stefanie Huland

Stefanie Huland

Köln – Emil hat nun doch Glück im Unglück. Eine der drei Nieten hat sich für Familie Huland in einen Gewinn bei der Schulplatztombola verwandelt. Nach dem Schock und Tränen über die Absagen auf die Anmeldungen an drei Gymnasien in Sülz und Wartelistenplätzen mit Rang 90, 42 und 44 ist der zehnjährige Junge vor einer Woche plötzlich nachgerückt.

„Die Erleichterung war sehr groß, als der Anruf der Schule kam – aber für die anderen betroffenen Eltern und die Kinder, die immer noch keinen Schulplatz haben, setze ich mich weiter ein“, erzählt Stefanie Huland. „Ich bleib dran. Ich finde, dieses unwürdige Verfahren darf sich nicht wiederholen, Vergaben mit willkürlichem Losen, das kann nicht sein. Es geht doch um pädagogische Kriterien, um soziale Fragen, um Wünsche von Kindern, um ihre Zukunft!“

Die Rundschau begleitet die 42-jährige Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter in der Vergabe mit Mehrfachanmeldungen, das Eltern und Kinder wütend auf die Barrikaden treibt und die Kölner Direktorenkonferenz der Gymnasien zu einem offenen Brief veranlasste. Aufgrund der fehlenden Schulplätze gebe es keinen Spielraum für Entscheidungen, „wir müssen den Mangel hilflos verwalten“.

Vernetzung mit anderen Eltern

Stefanie Huland weiß, wie sich der bei Absagen anfühlt. „Es war erstmal furchtbar. Ich habe drei Stunden gebraucht, um mich vom Häuflein Elend wieder in die tatkräftige Supermom zu verwandeln und habe meinem Sohn dann gefasst gesagt, dass es drei Absagen gab, aber sich alles trotz Lospech noch fügen wird.“ Ihr Sohn nahm es äußerlich cool, doch blieb er am Tag nach der plötzlichen Zusage krank zuhause.

Schon am Abend der Absagen begann seine Mutter, sich mit anderen Eltern zu vernetzen und initiierte einen Offenen Brief, den sie im Namen von über 40 Pflegschaften Kölner Grundschulen gerade der Schulverwaltung überreichte. Begleitet wurde sie von Emil sowie Freunden, darunter Konrad (9) und Valentin aus der Grundschule Stenzelbergstraße. Die beiden haben als einzige ihrer Klasse immer noch keinen Platz.

„Ich war erst enttäuscht, dass ich keinen Platz bekommen habe“, sagt Emil. Jetzt sei er froh, dass er „wenigstens mit einem meiner Freunde auf eine Schule gehen kann.“ Er wünschte sich, „dass es das Losverfahren nicht mehr gibt und dass man sich einfach an der Schule, auf die man gehen möchte, anmeldet. Wie das vorher war. Glücksspiele sind nämlich erst ab 18“.

Schulplatzvergabe: Mehr Jungen als Mädchen bekamen Absagen

Gegen Mehrfachanmeldungen und Verlosung wendet sich nicht nur Stefanie Huland. Zu den Forderungen betroffener Familien gehören mehr Schulplätze und eine faire, gerechte, rechtssichere Vergabe. Über 200 Eltern schlossen sich in einer Whatsapp-Gruppe der Initiative „Die Abgelehnten“ zusammen. Ein Vater legte eine Excelliste als Nachrückometer an, wo sie die Platzangebote samt Warterang und Nachrückern eintrugen. „So können wir sehen, wo sich noch was bewegt. Wir haben auch herausgefunden, dass deutlich mehr Jungen als Mädchen Absagen bekamen und insgesamt etwa 30 Prozent leer ausgingen.“

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Es sei ein Hohn, wenn die Stadt nun darauf hinweise, dass jedes Kind einen Platz am Gymnasium erhalte: „Rechnerisch ja, aber nicht an der Wunschschule und nicht nach transparenten Kriterien ausgewählt“. Jetzt müssten viele auf Schulen, auf die sie gar nicht wollen oder die nicht zu ihnen passen. Für Emil passt es nun doch.

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