Bespuckt, beleidigt, überarbeitetOrdnungsamt zieht Zwischenbilanz in der Corona-Krise

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Illegales Grillen in den Grünanlagen der Stadt: Das war nur eines von vielen Spannungsfeldern fürs Ordnungsamt:

Illegales Grillen in den Grünanlagen der Stadt: Das war nur eines von vielen Spannungsfeldern fürs Ordnungsamt:

Köln – Es waren drei Monate, die es so noch nie gab. Für zahlreiche „Geschäftsbereiche“ der Stadtverwaltung stellte die Corona-Pandemie eine enorme Herausforderung dar. Und auch wenn noch unklar ist, wie es in den kommenden Monaten weiter geht, ist das Grund genug für eine Bilanz.

Die Aggressivität nimmt zu

Eine Gewaltexplosion wie in Stuttgart hat es in Köln noch nicht gegeben. Aber mit großer Sorge registriert das Ordnungsamt seit den ersten Lockerungen nach dem Lockdown eine zunehmende Aggressivität. „Die Einsatzkräfte werden beleidigt, beschimpft, bespuckt, gezielt angehustet“, berichtet ein Sprecher des Ordnungsamtes. Das belaste die Mitarbeiter stark. Wegen verbaler und körperlicher Bedrohung wurden bisher 86 Strafanzeigen gestellt.

Arbeiten an der Belastungsgrenze

Wird das ganze Spektrum der Freizeitkultur zusammengenommen – von Ansammlungen über Shisha-Bars bis hin zum Grillen – gab es in den vergangenen drei Monaten 4682 Verstöße gegen die Corona-Auflagen. 859 Bußgeldbescheide wurden ausgestellt. Die Gesamtsumme der Geldstrafen: rund 202 000 Euro. Ein Arbeitsfeld, das weniger im Licht der Öffentlichkeit stand: Immer wieder muste das Ordnungsamt illegale Bordelle ausheben. In Spitzenzeiten kam es so insgesamt zu 200 Aufträgen pro Tag. In drei Monaten haben sich deshalb 15 600 Überstunden angesammelt. Dennoch bleibt der Krankenstand mit aktuell sechs Prozent verhältnismäßig gering.

Strohhalm für die Gastronomie

Für viele Gastro-Betriebe werden die angebotenen Hilfen nicht reichen. Noch ist nicht absehbar, welche Pleitewelle die Pandemie gerade in diesem Marktsegment nach sich ziehen wird. Um zu helfen, erlässt die Stadtverwaltung auf Antrag die Sondernutzungsgebühren für Außenflächen. Bisher wurden 239 Anträge bearbeitet. Der Gegenwert: rund 123 000 Euro. In Summe wohl kaum mehr als ein Strohhalm. Etwa 190 Betriebe versuchen die Chance zu nutzen, ihre Außenflächen auf Antrag zu erweitern.

Corona und die Weltkriegsbombe

So stark wie auf die Gastronomie hat sich die Corona-Krise auf die Baubranche nicht ausgewirkt. Allerdings, ganz frei ist auch die nicht von Auswirkungen. Viele Bauprojekte, für deren Fortschritt eine Kampfmittelsondierung notwendig ist, sind ins Stocken geraten. Dabei war nicht die Entschärfung das Problem, sondern die Evakuierung. Unter den Abstands- und Zusammenkunftsauflagen war die Räumung von Wohngebieten oder gar Altersheimen nicht machbar.

Ausnahmezustand auf den Straßen

Die Pandemie hat auch nicht vor dem Straßenverkehr Halt gemacht. Viele Menschen sind ins Homeoffice gegangen. Die tägliche Fahrt zur Arbeit wurde dadurch überflüssig. Das sorgte einerseits für leere Straßen, aber andererseits für noch weniger freie Parkplätze als normalerweise üblich. Knapp 140 000 Knöllchen hat der Verkehrsdienst in drei Monaten hinter Scheibenwischer geklemmt – rund 19 Prozent der Knöllchen, die im gesamten Jahr 2019 verteilt wurden.

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Ähnlich verhielt es sich auf den Straßen. Rund 120 000 Tempoverstöße machten Ordnungsamt und Polizei in Köln und auf den dazugehörigen Autobahnen aus. Auch das sind rund 20 Prozent des Gesamtaufkommens in 2019. Und weil die Fahrt so frei war, war die Geschwindigkeit überdurchschnittlich hoch.

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