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Kölner StadtarchivWer trägt Verantwortung für Absturz der Deckenplatte?

Lesezeit 3 Minuten
Im Jahr 2021 eröffnete das neue Stadtarchiv von Köln.

Im Jahr 2021 eröffnete das neue Stadtarchiv von Köln.

Nach dem Absturz einer Deckenplatte im Kölner Stadtarchiv läuft die Ursachenforschung. Baumängel sind schon seit der Eröffnung vor vier Jahren immer wieder aufgetreten.

Planungslücke, Einbaufehler oder mangelnde Wartung? Nach dem Absturz einer Deckenplatte in einem Flur des Stadtarchivs, der die Sperrung weiter Teile des Gebäudes für fast zwei Wochen zur Folge hatte und die Sicherung von rund 2500 Platten dieser Art mithilfe von Drahtseilen notwendig macht, läuft die Ursachenforschung.

Es ist ein neues Kapitel in einer Serie von Baumängeln, die seit der Eröffnung des Baus am Eifelwall vor knapp vier Jahren aufgetreten sind – und die teils seit Jahren nicht behoben werden konnten. Der Hersteller der Platten sieht nach Rundschau-Informationen die Ursache für das Unglück in mangelnder Wartung und verweist auf die damit beauftragten Firmen.

Architekt Felix Waechter, der mit seinem Team das Gebäude entworfen und geplant hat, will sich zur Ursachenfrage nicht äußern und verweist auf das Amt für Gebäudewirtschaft der Stadt als Bauherrn. Dort wiederum ist man dem Vernehmen nach der Auffassung, dass die Platten falsch montiert wurden.

Auf Anfrage der Rundschau erklärte die Stadt, die jetzt zur Sicherung vorgesehenen Seile seien nicht von vorneherein vom Architekten eingeplant gewesen. Das aber hätte möglicherweise geschehen müssen, um Abstürze ohne jede äußere Einwirkung – die Platte fiel an einem Wochenende herab – zu vermeiden.

6000 Seile sind insgesamt notwendig

Fakt ist, dass bereits im Herbst 2024 gleichartige Platten, von denen jede einzelne 15 bis 40 Kilogramm wiegt, von der Decke fielen, vermutlich ausgelöst durch Handwerkerarbeiten. Dazu erklärt die Stadt nun, dass die Gebäudewirtschaft damals Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen habe, die „daraufhin nun die Sicherungsseile empfiehlt“. Was bedeutet „nun“?

Wie die Rundschau erfuhr, wurden damals offenbar bereits 1000 Seile angeschafft, die aber seither im Keller lagen – montiert wurde nichts. Insgesamt sind jetzt 6000 Seile notwendig, von denen aktuell 3000 da sind, die in den nächsten Tagen eingebaut werden sollen. So lange nicht ausreichend Seile zur Verfügung stehen, müssen alle anderen Platten abgebaut werden. Das betrifft voraussichtlich rund 1000 Platten.

Bis Anfang übernächster Woche sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Räume wieder nutzen können. Bis gestern konnten beispielsweise rund 60 Assistenzkräfte der Restaurierung gar nicht arbeiten. Die genaue Ursache des Absturzes soll nun ein Sachverständiger ermitteln.

Auseinandersetzungen mit ausführenden Firmen wegen Baumängeln im Archiv gab es seit Eröffnung im September 2021 schon eine Reihe. Architekt Waechter sagte gegenüber der Rundschau zwar: „In Summe ist die Zahl der aufgetretenen Mängel angesichts der Größe des Projektes doch eher gering“, aber das ist wohl Ansichtssache.

Fakt ist, dass einige schwer wiegende Mängel seit Jahren nicht behoben werden konnten. Seit Betriebsbeginn ist beispielsweise der gewaltige Lärm der Staub-Absauganlagen in der Restaurierung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahezu unerträglich.

Die Stadt hat dazu inzwischen einen Sachverständigen eingeschaltet, aktuell wird „mit der ausführenden Firma eine Lösung gesucht“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Eine technische Umsetzung sei wohl Anfang des Jahres 2026 möglich, dann mehr als vier Jahre nach Eröffnung des Archivs.

Jalousienfirma beseitigt die Schäden nicht

Ungelöst ist auch immer noch das Problem wild herabhängender großer Außenjalousien. Die nach Auffassung der Stadt eigentlich zur Behebung verpflichtete ausführende Firma sei diversen Aufforderungen bisher nicht nachgekommen.

Die Stadt plant jetzt eine so genannte Ersatzvornahme, lässt also die Reparatur durch eine andere Firma durchführen und hofft, das Geld von dem eigentlich verantwortlichen Unternehmen zurückzubekommen. Behoben sind immerhin inzwischen die lange anhaltenden Probleme mit der Klimaanlage im Magazin, wo die Archivalien lagern.