Stadtverwaltung fehlen MitarbeiterIngenieure werden in Köln verzweifelt gesucht

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Durch den Mangel an Ingenieuren können Straßenbaustellen teilweise nicht ausgeführt werden.

Durch den Mangel an Ingenieuren können Straßenbaustellen teilweise nicht ausgeführt werden.

Köln – Die Aufgabe ist epochal. Nicht weniger als eine Zeitenwende. Nach Jahrzehnten der Vorherrschaft des Autos, soll der Straßenraum vor allen in den Metropolen neu aufgeteilt werden. Und das natürlich möglichst schnell. Die Lobby der Radfahrer macht Druck. Da braucht es „Mann und Maus“ im Verkehrsdezernat, um der Aufgabe gewachsen zu sein. Doch gerade daran hapert es: Zurzeit sind 30 Ingenieurstellen im Verwaltungsbereich Mobilität nicht besetzt.

Und Besserung ist kaum in Sicht. Denn Bauingenieure sind gefragt und werden mit auf dem freien Markt mit stattlichen Gehältern geködert. Da kann eine Stadtverwaltung kaum mithalten. Die Folge liegt auf der Hand: „Projekte bleiben liegen“, sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein und ausgewiesener Kenner der Kölner Verhältnisse. Bei einer Lücke von 30 Verkehrsplanern und der Fülle von Aufgaben könne nur nach einer Prioritätenliste gearbeitet werden. Und dabei müsse noch improvisiert werden. „Gerade im Mobilitätsbereich Fahrrad werden Stellen aus der Not heraus fachfremd besetzt“, weiß Suthold zu berichten. Es werde auf Geologen zurückgegriffen.

Der Tariflohn ist meist der schlechtere

Die Unterbesetzung hindert nicht nur das Abarbeiten von Projekten, es erschwert auch die Kommunikation zwischen den Fachbereichen. Wo kein Ansprechpartner, da keine Absprache. Der ADAC-Experte über eine der Folgen: „Wenn Radwege plötzlich vor einer Baustelle enden, gibt es da sicher noch Optimierungspotenzial.“

Suthold will nicht missverstanden werden, er macht der Verwaltung keinen Vorwurf: „Die Verkehrsplaner in Köln legen nicht die Füße auf den Tisch. Es gibt einfach zu wenige Planer für die Fläche, die bearbeitet werden muss.“

Die Unterbesetzung will Verkehrsdezernentin Andrea Blome nicht schön reden: „Wir können unbesetzte Stellen nur kurzzeitig kompensieren. Mittel- und langfristige Vakanzen haben zur Folge, dass wir die Aufgaben nicht in der von uns gewünschten Quantität und Qualität umsetzen können. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Personalgewinnung und die Qualifizierung unserer Mitarbeitenden sind zwingend notwendig, um keine Zeit bei der Mobilitätswenden zu verlieren.“

Werbekampagnen sollen helfen

Immerhin 259 Ingenieure arbeiten unter Blome im Verkehrsdezernat. Dennoch, die Lücke von 30 Ingenieuren ist keine kleine, zumal der Stellenplan nicht opulent ist. Doch was soll man machen: „Die Besetzung von Stellen im technischen Bereich stellt eine große Herausforderung auf einem gerade in dieser Fachrichtung besonders stark umkämpften Arbeitsmarkt dar“, sagt eine Stadtsprecherin auf Nachfrage der Rundschau.

Die Stadt setzt dem Mangel Werbekampagnen entgegen. „Mach Köln!“, ist der Slogan einer dieser Kampagnen. Klingt gut, doch wenn ein potenzieller Bewerber den Tarif öffentlicher Dienst dem Lohnstreifen eines Ingenieurs in einer florierenden Baufirma gegenüber hält, dürfte die Reaktion auf den städtischen Slogan oft sein: Dafür soll’s ein anderer machen.

Das Pfund, mit dem eine Verwaltung wuchern kann, ist die Sicherheit. Die Stadt entlässt nicht so schnell in der Krise. Die Krux dabei: Sie sorgt nicht unwesentlich dafür, dass im Bausektor so gar keine Krisenstimmung aufkommt. Es herrscht Sanierungsstau auf städtischen Straßen. Der muss nun abgebaut werden, weil der Zustand von Straßen und Brücken keinen Aufschub mehr zulässt. Die Aufträge aus der öffentlichen Hand sorgen für gut gefüllte Auftragsbücher bei den Firmen, die dadurch wiederum ansehnliche Gehälter für Ingenieure zahlen können.

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Und selbst wenn die Coronapandemie vielleicht noch einiges verschiebt, es kommt ein weiteres Personalproblem auf die Stadtverwaltung zu. „Das Durchschnittsalter der städtischen Ingenieure beträgt 46 Jahre“, sagt Suthold. In gut 15 Jahren wird für viele von ihnen die Rente ein Thema sein. Die Bauprojekte werden bis dahin aber nicht weniger. Die Verkehrswende ist also auch deshalb epochal, weil sie unter diesen Bedingungen eine Epoche braucht.

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