„Häuser mit Historie“ in KölnDas Hauptgebäude der Uni Köln und seine Entstehung

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Hauptgebäude der Uni Köln

Das Hauptgebäude der Uni Köln

  • In der Serie "Häuser mit Historie" stellt Anselm Weyer Gebäude in Köln vor, von ihrer Entstehung bis zur aktuellen Nutzung.
  • Heute geht es um das Hauptgebäude der Universität zu Köln. Der Neubau für die Universität verzögerte sich bis in die 30er Jahre hinein

Köln – Das Phänomen, dass ein Bauwerk nicht rechtzeitig fertiggestellt wird, hat eine gewisse Tradition in dieser Stadt. Auch die Vollendung des Universität-Neubaus hatte man sich nun wirklich schneller vorgestellt. Kontrovers diskutiert worden war schon, ob man überhaupt einen neuen Bau brauchte. Die 1919 neu gegründete Universität war aber solch ein Erfolg, dass das Gebäude der Handelshochschule am Römerpark definitiv zu klein geworden war. Streitpunkt waren die Finanzen. Die in aller Stille vorbereitete Universitätsneugründung war Köln vom Staat nur bewilligt worden, wenn die Stadt selbst für die Kosten aufkäme. Und jetzt auch noch ein neuer Monumentalbau?

Kein Wunder, dass die in der Nachkriegszeit nicht gerade auf Rosen gebettete Kölner Bevölkerung wenig Begeisterung zeigte. "Wenn wir nicht mehr als die Hälfte der Baukosten geschenkt bekommen hätten, wäre es unmöglich gewesen, diesen Bau zu beschließen", gestand Oberbürgermeister Konrad Adenauer bei der Grundsteinlegung am Samstag, 26. Oktober 1929.

Nicht nur, dass große Teile der angeblich zugesagten Spendengelder dann doch nicht flossen. Der Tag vor der Grundsteinlegung sollte auch noch als Schwarzer Freitag wegen jenes Börsencrashs, der eine immense Weltwirtschaftskrise einläutete, traurige Berühmtheit erlangen. Und so bereitete der Baufortschritt jede Menge Kopfzerbrechen. Leere städtische Kassen zwangen sogar zum zwischenzeitlichen Baustopp.

"Unter erheblichen Mühen ist es der Stadtverwaltung gelungen, einen Teil der neuen Universität soweit fertig zu stellen, dass in diesen Tagen schon einige Seminare einziehen konnten", feierten dann Kölner Zeitungen am 2. Januar 1933. Ein Zehntel sei bezugsfertig, doch die Kassen immer noch erschreckend leer: "Die Abwicklung der Bauverträge zwang und zwingt die Stadt zu lavieren. Neuerdings wurde den Handwerksfirmen bedeutet, bis April 1933 seien die Etats erschöpft."

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Dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht und wollten sich nach anfänglichem Zögern letztlich doch gerne mit der Fertigstellung des von Stadtbaudirektor Adolf Abel entworfenen Monumentalbaus schmücken: Zwar beständen, so argumentierte der Baudezernent Brandes, in weiten Kreisen Zweifel darüber, ob es gegenwärtig richtig sei, gerade dieses Projekt in Angriff zu nehmen, dessen Kosten inzwischen auf 6,3 Millionen Mark hochgeschnellt waren - ganz abgesehen von den Kosten für die zwischenzeitliche Anmietung anderer Räumlichkeiten, anfallender Zinsen oder Unterhaltungskosten für den unfertigen Neubau. Doch sei man zu der Einschätzung gekommen, dass das Projekt "durchaus im Rahmen des politischen Programms der NSDAP" liege.

So konnte mit Beginn des Wintersemesters 1934 tatsächlich Eröffnung gefeiert werden. Bei der Einweihung am 5. April 1935 endete das Deutschlandlied im Horst-Wessel-Lied. "Die Anfahrtsstraßen waren mit den Fahnen der Bewegung und den Fahnen der Stadt Köln umsäumt", posaunte der Westdeutsche Beobachter. "Vor der langgestreckten Front des neuen Gebäudes waren riesige Fahnenmasten errichtet, an denen die Fahnen der Bewegung im Morgenwind flatterten." Und über dem Haupteingang prangte ein Adler mit Hakenkreuz. Der unterste Sockel ist heute als Dekorationselement an der mit Bauschmuck geizenden Fassade zu finden.

1500 Plätze in zwei Hörsälen

"Mein Wunsch geht dahin, dass an unseren Universitäten nicht nur die Wissenschaft gepflegt wird, sondern daß unsere Studenten auch zu Charakteren herangebildet werden", hatte Adenauer noch bei der Grundsteinlegung gehofft. "Gerade unsere Zeit bedarf dringend der Charaktere in allen Berufen."

Bei der Eröffnung gab es dann tosenden Beifall, als Bernhard Rust, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, in seiner Rede betonte, dass die Kölner Universität deutsch und nationalsozialistisch sei. Gerühmt wurde am Inneren des Baus vor allem dessen Mittelblock. "Er besteht aus zwei großen Hörsälen von zusammen 1500 Plätzen, die sich mit Hilfe einer Teleskopschiebewand zu einem Saal vereinigen lassen. Der hierdurch entstehende Raum lässt sich auch als Aula benutzen." Dieser Raum war es, der von den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont wurde, so dass die relativ gut erhaltene Aula in der Nachkriegszeit unter anderem zum Hauptort des musikalischen Lebens werden konnte.

Vor zwei Jahren hat die neu gegründete Universität 100. Geburtstag gefeiert. Rund 51 000 Studierende besuchen die Universität heute - auch wenn sie aufgrund der Corona-Krise den Bau am Albertus-Magnus-Platz kaum nutzen können.

Hauptgebäude der Universität zu Köln Albertus-Magnus-Platz Adolf Abel 1929 - 1935

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