Kölner Start-Up„foodforecast“ will mit KI Lebensmittelverschwendung eindämmen

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Vielfalt bis zum Ladenschluss? Dann muss zwangsläufig ein Großteil weggeschmissen werden.

Vielfalt bis zum Ladenschluss? Dann muss zwangsläufig ein Großteil weggeschmissen werden.

Elf Millionen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Das Kölner Startup „foodforecast“ will der Verschwendung etwa in Bäckereien entgegenwirken.

„Der Klimawandel treibt mich persönlich um“, erzählt Justus Lauten, Gründer des Kölner Start-ups „foodforecast“ .   Um etwas gegen die Erderwärmung zu tun, hat der 35-Jährige sein eigenes Unternehmen gegründet.   Die Zielgruppe: Bäckereien. Die Mission: Lebensmittelverschwendung stoppen.

Elf Millionen Lebensmittel landen in Deutschland laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft jährlich in der Tonne. Lauten will das mit seiner Firma ändern. „Deutsche Bäckereien schmeißen im Durchschnitt 15 Prozent ihrer Produkte weg, 65 000 Euro an Warenwert pro Filiale im Jahr“, berechnet der Informatiker. Seit einigen Jahren bietet „foodforecast“ mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) exakte Verkaufsprognosen für die Lebensmittelproduktion an. Dadurch werden optimale Bestellmengen ermittelt, und es kann bedarfsgerecht produziert werden.

Deutsche Bäckereien schmeißen im Durchschnitt 15 Prozent ihrer Produkte weg.
Justus Lauten, Gründer Foodforecast

„Die Spezialisierung auf Bäcker war am Ende des Tages Zufall“, sagt Lauten. Im Durchschnitt verspricht sein Unternehmen 30 Prozentweniger Lebensmittelmüll und in Folge vier bis fünf Prozent mehr Umsatz. Großbäckereien wie Merzenich oder Kamps hat die Idee bereits überzeugt und sie sind Kunden. Mit besseren Verkaufsprognosen vermeiden die Bäckereien nämlich nicht nur umweltschädlichen Müll, sondern sorgen auch für volle Brötchentheken bis in den Abend.

Aktuelle und vergangene Daten werden verarbeitet

Die KI wird neben Verkaufsdaten aus der Vergangenheit auch mit dem aktuellen Wetter und Feiertagen gefüttert. Zum Beispiel wird das Zuckerfest eingegeben, wo traditionell mit ganzer Familie gefrühstückt wird. Dabei berücksichtig t die KI auch Stadtteile. „In Ehrenfeld haben wir eine große Population an Muslimen, da wird das Zuckerfest einen größeren Einfluss haben als in Sülz“, erklärt Lauten. Auch beim Mitarbeitermangel nach der Pandemie soll die KI helfen – durch die Automatisierung des Prozesses kann Zeit gespart werden, und es braucht keine Mitarbeiter mit speziellen Qualifikationen.

Foodforecast ist das zweite erfolgreiche Start-up-Projekt des Unternehmers. 2010 gründete er mit weiteren Studenten der RWTH Aachen die Firma „Tamyca“, die zur größten deutschen Carsharing-Plattform wurde und 2017 von Wettbewerbern aufgekauft wurde. „Die Gründerszene in Köln ist familiär“, erzählt Lauten, „man sagt ja, dass das kölsche Grundgesetz auch als Manifest für Startup-Gründer funktioniert. Et hätt noch immer jot jejange und so. Köln passt mit der Mentalität zum Silicon Valley, die auch erstmal sagen: Ist ja super, was du machst.“ Ein wichtiger privater Investor seiner Firma waren zudem die Geschäftsgründer der Kölner Bäckerei Merzenich.

Dienst auch für Restaurants geplant

Für die Zukunft hat Lauten mit foodforecast noch große Pläne. In den nächsten zehn Jahren will er die Firma europaweit etablieren, den Dienst auch für Restaurants und Supermärkte anbieten und insgesamt zehn Milliarden Euro an Lebensmittelmüll verhindern. Eine Studie der Natur- und Artenschutzorganisation WWF kommt zu dem Schluss, dass ein Zehntel der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase vermieden werden könnte, wenn keine Lebensmittel weggeworfen würden.

Rückenwind für Lauten und sein Unternehmen. „Natürlich möchte ich nicht so vermessen sein und sagen, wir lösen alleine das Problem. Aber irgendwie tragen wir ein Stück dazu bei und das fühlt sich gut an“, sagt er.

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