Kölner StreitthemaShisha-Bars breiten sich rasant in der Stadt aus

Tiefenentspannt: Shisha-Fan Eren Yilmaz sieht die Wasserpfeife, die ihren Ursprung im arabischen Raum hat, als „Luxus nebenbei, zum Genießen der kleinen Dinge im Leben“.
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Köln – Wer vom Friesenplatz in Richtung Aachener Weiher spaziert, nimmt auf dem Weg allerlei Gerüche wahr: aus Restaurants, Cafés. Oder Abgase der an roten Ampeln haltenden Autos. Und doch dominiert gerade auf diesem Stück Innenstadt eine bestimmte Note: Das süßliche, fruchtige und durchaus penetrante Aroma von Tabak, der in einer Wasserpfeife verbrannt wird. Allein im engeren Umkreis des Brüsseler Platzes befinden sich mehr als ein halbes Dutzend Gaststätten, in denen Shishas gequalmt werden können. Für viele Kölner bleiben sie ungewohnt, gehören aber immer mehr zum Stadtbild dazu.
Das neue „Feierabendbierchen“?
Bei einer Untersuchung des Ordnungsamtes im Sommer stellten die städtischen Mitarbeiter gleich in 13 von 14 überprüften Bars erhöhte Kohlenmonoxid-Werte fest. Zuträglich war die Aktion dem Image der Lokale sicher nicht.
Wie die Stadt auf Anfrage mitteilt, finden seit Jahren gezielte Kontrollaktionen zur Problematik um solche Werte in Shisha-Bars statt. Aufgrund des in Gaststätten geltenden Nichtraucherschutzgesetzes dürfen in den Bars nämlich keine richtigen Tabake, sondern nur aromatische Dampfsteine oder Melasse geraucht werden – doch durch die erhöhten Werte von Kohlenmonoxid lässt sich vermuten, dass sich nicht alle Betreiber an diese Vorgabe halten.
Auch dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist der Trend bekannt. „Man erkennt schon eine latente Gefährlichkeit“, sagt Matthias John vom Dehoga Nordrhein. „Kohlenstoffmonoxid ist ein Gas und kann sogar zu Todesfällen führen, und es ist natürlich unzuträglich, wenn Gäste dann keinen Sauerstoff bekommen.“ Also fragte die Rundschau in insgesamt elf dieser Bars nach. Sechs legten beim Erwähnen des Hintergrunds der Anfrage prompt auf, bei drei Lokalen war der Geschäftsführer trotz mehrmaligem Anrufen nicht zu sprechen, zwei wollten sich zurückmelden, taten es aber nicht.
Also, was macht Shisha-Bars so anziehend? „Ich sehe eine Shisha als Luxus nebenbei, zum Genießen der kleinen Dinge im Leben“, sagt Eren Yilmaz, der regelmäßig zu Gast in den Shisha-Bars auf den Ringen ist. In seiner Freizeit trifft sich der 23-Jährige gerne auf eine Shisha mit seinen Freunden, zum quatschen oder in der Sonne liegen. „Man kann super dabei zusammenkommen und sich darüber unterhalten, was es bei den Kumpels so Neues gibt.“
Es wird schnell deutlich, dass eine Shisha für viele Jugendliche den Platz des Feierabendbierchens oder des gemeinsamen Zigarettenrauchens zur Entspannung eingenommen hat. Wo auf der Ecke früher eine Kneipe war, findet sich heute oft eine Shisha-Bar.
Doch was ist eine Shisha eigentlich und wie funktioniert sie?
Ursprünglich kommt die Wasserpfeife aus dem arabischen Raum. Durch glühende Holzkohle wird Tabak auf etwa 150 Grad erhitzt und mit Hilfe eines Schlauchs durch ein mit Wasser gefülltes Gefäß in den Mund gezogen – beim Ausatmen entsteht der extrem dichte und aromatische Rauch. Ob Kiwi-Minze, „Sour Bomb“ mit Apfel- und Limettengeschmack oder „Baya Blue“, minziges Blaubeeren-Aroma, die Sorten, die im Internet oder einem der speziellen Shisha-Shops auf den Ringen gekauft und zu Hause mit der eigenen Shisha geraucht werden können, sind vielfältig.
Wer selbst keine besitzt, kann sein Rauchverlangen also in einer der diversen Bars in Köln stillen. Dort kann man für einen Abend eine Wasserpfeife mit beliebigem Geschmack „mieten“, der Preis variiert je nach Bar zwischen acht und 15 Euro. Damit können Gäste etwa 60 Minuten rauchen, die Kohle wird regelmäßig ausgetauscht. Billig ist das nicht: Bleibt man wie ein Großteil der Besucher über Stunden, bewegt sich die Rechnung am Ende schon mal in gleicher Höhe wie für ein Abendessen in einem guten Restaurant.
Vor allem, weil stets neue Geschmacksrichtungen bestellt und auch Cocktails, Kaltgetränke und Snacks geordert werden können. Viele Bars wollen mit großen Sofas und Wandverzierungen ein luxuriös anmutendes Ambiente bieten. Auf riesigen Fernsehern laufen Spiele der Champions League oder der deutschen und türkischen Liga.
Darauf wollen Eren Yilmaz und die vielen Shisha-Liebhaber in Köln nicht verzichten. Die Shisha als neues „Feierabendbier“ hat sich vor allem bei jungen Leuten etabliert. Der Ärger darum ist für sie – viel Rauch um nichts.
Nichtraucherschutz
Der Friesen- und Rudolfplatz, die Aachener Straße oder die Südstadt – überall sprießen Shisha-Bars aus dem Boden. Oft ist das Angebot nicht sofort ersichtlich, weil Wasserpfeifen ein Warenangebot sind und keine besondere Betriebsart für eine Gaststätte kennzeichnen. Die Bars gelten als Schankwirtschaften und unterliegen denselben Vorgaben wie übliche Gaststätten, besondere Genehmigungen sind nicht erforderlich. Dennoch ist es verboten, in diesen Bars Tabak zu konsumieren, da auch Shishas unter das Nichtraucherschutzgesetz in NRW fallen. Deshalb dürfe in den Bars ausschließlich Dampfsteine oder Melasse geraucht werden.
Kölner Bürger haben sich bei der Stadt unter anderem über die Verletzung des Nichtraucherschutzes beschwert. Zwar sind technische Be- und Entlüftung nicht gesetzlich vorgeschrieben, genügend Sauerstoff für die Besucher einer solchen Bar muss aber gewährleistet werden. Deshalb stünden Shisha-Bars auch bei Kontrollen des Ordnungsamtes im besonderen Fokus, wie die Stadt betont, da beim Rauchen von Tabak in geschlossenen Räumen enorme gesundheitliche Gefahren entstehen könnten.