Unterstützung erhält der Verein derzeit von 34 Patinnen und Paten, die zwischen 30 und 50 Euro pro Monat überweisen.
Inklusives ProjektKölner Verein „Hilfe für Guinea“ baut eine eigene Schule

Cordelia Hoppe und Ibrahim Touré kümmern sich um das Bauprojekt.
Copyright: Meike Böschemeyer
Als Kleinkind war Alhassane ein normal entwickelter Junge. Jetzt ist er Drittklässler und sitzt im Rollstuhl, was immer dann schwierig ist, wenn ihn die anderen Kinder nach der Pause einfach vergessen. Dann sitzt er im Erdgeschoss, während der Rest der Grundschule schon in den oberen Etagen zum Unterricht verschwunden ist. „Es dauert meist ein paar Minuten, dann kommen starke Jungs und tragen ihn nach oben“, sagt Ibrahim Touré, Vorsitzender des Kölner Vereins „Hilfe für Guinea“. Barrierefreiheit ist in dem westafrikanischen Land ein Fremdwort, doch der Verein ist gerade dabei, dies ein Stück weit zu ändern.
Traum vom eigenen Sportplatz und der Schulmeisterschaft
Gerade erst war Ibrahim Touré wieder in Maferinyah, 50 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Conakry, um den Fortschritt der neuen Schule zu begutachten, die der Verein dort baut. Der Rohbau steht, das Dach ist drauf, die für den Bau veranschlagten 100 000 Euro sind zunächst aufgebraucht. „Wir benötigen weitere Spenden, aber ich bin zuversichtlich, dass wir zeitnah mit dem Innenausbau weitermachen können“, sagt Touré. Ausrangierte Tafeln einer Schule in Weiden und andere Schulmöbel sollen per Container nach Afrika verschifft werden. Etwa 50 000 Euro fehlen derzeit, um die ersten sechs Klassenräume und das Außengelände fertigstellen zu können.

Der Rohbau der neuen Schule steht bereits.
Copyright: Ibrahim Touré
„La lumière“ – das Licht – hat der Südstadt-Verein sein bislang größtes Projekt genannt. Bis zum Einzug findet der Unterricht für die 143 Kinder in einem gemieteten Gebäude statt, das die typischen Merkmale vieler Schulgebäude in Guinea aufweist. Wenig Fläche, hohe Bauten. „Genau das haben wir bei unserer Schule geändert, das Grundstück ist so groß, dass wir einen Sportplatz integrieren können“, sagt Tourés Ehefrau Cordelia Hoppe, die ebenfalls zum Vereinsvorstand gehört. Bei den staatlichen Schulen in Guinea werden teilweise 100 Kinder in einem Klassenraum unterrichtet, berichtet sie.

Der Unterricht des Kölner Vereins findet derzeit in einem angemieteten Gebäude statt
Copyright: Emanuel Touré
Ibrahim Touré, der hauptberuflich als Personal Trainer arbeitet, will Sport und Bewegung auch für die Kinder in Guinea in den Schulalltag integrieren. Für den Herbst plant er eine Stadtmeisterschaft, alle Schulen der Umgebung sollen sich beteiligen. „Für die Spiele werden teilweise Straßen gesperrt, weil sonst nirgendwo gespielt werden kann“, erzählt Touré. Für zehn Trainer hat der Verein bereits eine Ausbildung organisiert, um das Sportangebot auch an anderen Schulen dauerhaft zu implementieren.
Anfang des kommenden Jahres soll der Schulbau fortgesetzt werden. Langfristig träumt der Vereinsvorstand von einer Bibliothek und Fachräumen für Musik und Kunst. Im Herbst wird eine Galerie in der Südstadt gemalte Bilder der Schulkinder aus Guinea ausstellen, um das Projekt zu unterstützen.
Der Verein
Vier Lehrerinnen und Lehrer sowie eine Köchin und ein Hausmeister gehören zum Team der Schule und werden vom Kölner Verein bezahlt. Für die Kinder organisiert der Verein zwei Mahlzeiten pro Tag, neben einem Frühstück erhalten die Kinder auch Mittagessen.
Zweimal im Jahr kommt ein Ärzteteam in die Schule, um den Allgemeinzustand der Kinder zu untersuchen. Darüber hinaus sorgt der Verein bei einer Grippewelle oder anderen Infektionskrankheiten für Untersuchungen in der Schule.
Unterstützung erhält der Verein derzeit von 34 Patinnen und Paten, die zwischen 30 und 50 Euro pro Monat überweisen. Das gespendete Geld kommt allen Kindern gleichermaßen zugute. Der Mitgliedsbeitrag im Verein kostet 25 Euro im Jahr. Insgesamt muss der Verein jeden Monat Kosten von rund 1500 Euro decken. Auch Schulen unterstützen den Verein – etwa durch Sponsorenläufe. (tho)