Kölner Verein„Hilfe für Guinea“ kümmert sich um Kinder mit Behinderung

Cordelia Hoppe und Ibrahim Touré kümmern sich um das Bauprojekt, kürzlich waren sie zwei Wochen lang vor Ort.
Copyright: Meike Böschemeyer
Keine Kräne, keine Bagger, kein Lärm. Auf der Baustelle, wo irgendwann im kommenden Jahr eine fertige Schule stehen soll, bearbeiten Männer mit Spitzhacken den staubigen Boden. Zum Schulbau sollen sechs Klassen- und Fachräume gehören, Bibliothek und Mensa sind geplant. Der Hausmeister soll einen eigenen Anbau erhalten, auch das Lehrerzimmer ist als separates Gebäude geplant. Was das alles kosten soll? „Etwa 200.000 Euro sollten reichen“, sagt Ibrahim Touré, Vorsitzender des Kölner Vereins „Hilfe für Guinea“.
Vor ein paar Wochen hatten Touré und seine Frau Cordelia Hoppe mal wieder auf dem 5000 Quadratmeter großen Schulgrundstück gestanden und sich vom Fortschritt der Bauarbeiten überzeugt. Vom Flughafen in Düsseldorf sind sie nach Lissabon geflogen, von dort weiter nach Conacry, der Hauptstadt von Guinea im Westen von Afrika. Sieben Stunden beträgt die reine Flugzeit. Fehlen noch die 50 Kilometer nach Maferinyah, wo die Schule gebaut wird. „In der Regenzeit kann diese Strecke mit dem Auto unter Umständen genauso lange dauern“, erzählt Touré und lächelt.
„Das Licht“ soll eine inklusive Schule werden
„La lumière“ – das Licht – hat der Verein sein bislang größtes Projekt genannt. Denn in der Schule sollen auch Kinder mit Behinderung unterrichtet werden. Ein Novum in Guinea, denn das Schulsystem kennt kein inklusives Schulsystem. „Eine Behinderung ist dort ein Ausschlusskriterium. Kinder mit Behinderung haben kaum eine Chance auf Leben, weil sie als große Belastung gesehen werden“, weiß Cordelia Hoppe, die selbst Sonderschullehrerin ist. Schulpflicht gibt es in Guinea nicht. Oft könnten sich Familien nur das Schulgeld für ein Kind leisten, erzählt Hoppe, Mitgründerin des Vereins.

Die Schule im Bau
Copyright: Verein Hilfe für Guinea
Zuhause in der Südstadt kommuniziert Ibrahim Touré, selbst in Guinea geboren, jeden Tag mit dem Schulteam, das derzeit 117 Kinder in einem gemieteten Gebäude unterrichtet. Der Fitness-Trainer erledigt die Vereinsarbeit ehrenamtlich, genauso wie seine Frau. Seine Familie lebt in Guinea, er selbst kam 1999 nach Köln. Der Verein „Hilfe für Guinea“ vermittelt Patenschaften, kümmert sich um Sponsoren und knüpft Kooperationen, beispielsweise mit der Förderschule in der Belvederestraße in Müngersdorf. Und: Mit Saskia Jagenteufel aus Hamburg und Matthäus Nowak aus Dortmund wurden zwei Architekten gefunden, die kostenlos die Planungen für die Schule erstellt haben.
Kinder werden hier kein Schulgeld zahlen müssen
Das Schulprojekt der Kölner Vereins weckt durchaus Begehrlichkeiten. Im Gegensatz zu den staatlichen Schulen in Guinea müssen die Kinder hier kein Schulgeld zahlen. „Für Kinder mit Behinderung sind wir so die einzige Chance. Aber wir müssen auch mal Kinder ablehnen“, berichtet Hoppe. Seit gut einem Jahr können die Kinder in der Schule frühstücken, um 14 Uhr gibt es Mittagessen. „Für die Kinder ist das oft die einzige warme Mahlzeit. Das Frühstück haben wir organisiert, weil viele Kinder nicht bis mittags durchgehalten haben“, erzählt Touré.

Eine Schule für Kinder mit und ohne Behinderung baut der Kölner Verein in der Stadt Maferinyah.
Copyright: Verein Hilfe für Guinea
Umgeben ist das neue Schulgelände von einer zwei Meter hohen Mauer. „Eine klare Grenze ist wichtig, damit niemand Bäume fällt für Feuerholz“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Zum Grundstück gehört auch ein 60 Meter tiefer Brunnen – Garant für ganzjährig frisches Trinkwasser. Andere Brunnen seien meist nur sechs Meter tief. „Wenn es zwei Monate nicht regnet, ist das Wasser weg“, weiß Touré. Auch der Fluss in Maferinyah sei bereits ausgetrocknet.
Viele der Kinder, die in der Schule unterrichtet werden, haben Cordelia Hoppe und Ibrahim Touré einst unter einer Brücke in der Hauptstadt getroffen. „Sie waren dort, um zu betteln. Wir haben sie gefragt, was sie brauchen und dann mit einer Spendenaktion Rollstühle organisiert“, berichtet Touré. Einige der Kinder waren obdachlos, anderen fehlte durch ihre Behinderung jede Perspektive.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ohnehin ist die wirtschaftliche Situation in Guinea nicht rosig. Die Stromversorgung funktioniert nur stundenweise, einige Dörfer sind gar nicht ans Stromnetz angebunden. „Für die Schule sind Solarzellen das Ziel. Aber hierfür fehlt noch Geld“, berichtet Hoppe. Etwa 100.000 Euro hat der Verein für den Schulbau gesammelt, „sehr stolz“ seien sie auf diese Summe, sagt ihr Mann.
In der Herbstferien wird Ibrahim Touré wieder nach Guinea fliegen und begutachten, wie der Schulbau vorangeht.