Interview

Kölner Zoodirektor
„Das Vogelgrippe-Virus ist nicht überall im Zoo verstreut“

Lesezeit 3 Minuten
Kölns Zoodirektor Theo Pagel sitzt auf der Kante seines Schreibtischs.

Kölns Zoodirektor Theo Pagel.

Der Kampf gegen die Vogelgrippe bedeutet für den Zoo einen riesigen Aufwand. Mitarbeitende tragen Schutzanzüge, überall liegen Desinfektionsmatten. Bis Freitag bleibt der Zoo mindestens geschlossen.

Können Sie Hoffnung machen auf eine zügige Wiedereröffnung des Zoos?

Wir hatten am Mittwoch mehrere Veterinärinnen und Veterinäre bei uns im Zoo. Wir werden mindestens bis Freitag weiter schließen müssen, das ist sicher. Bei einzelnen Wasservögeln ist ein positives Probenergebnis auf das Vogelgrippe-Virus nachgewiesen worden. Aufgrund dessen werden wir am Donnerstag weitere Proben nehmen, deren Ergebnisse frühestens am Freitag vorliegen werden. Abhängig davon können wir mit dem Veterinäramt über einen Öffnungstermin verhandeln.

Es handelt sich um die Proben lebender Wasservögel. Was passiert mit diesen Tieren?

Wir haben insgesamt bei 75 Tieren Proben entnommen, jetzt müssen wir nochmal so viele Proben nehmen. Alle positiv getesteten Vögel haben auf dem gleichen Teich gesessen, das ist die gute Nachricht für uns. Das Virus ist also nicht überall im Zoo verstreut. Aber wir nehmen auch weiter Proben in allen Bereichen. Die positiv getesteten Tiere müssen nicht unbedingt getötet werden, es kommt auf die weitere Entwicklung an. Nur wenn das große Sterben einsetzt, müssten wir keulen. In den Zoos in Karlsruhe, Cottbus und Berlin gab es vergleichbare Fälle, auch dort mussten nicht alle Vögel getötet werden. Jetzt kommt es auf den Krankheitsverlauf an. Es gibt Tiere, die das Virus in sich tragen, aber keine Symptome zeigen.

In den Zoos in Karlsruhe, Cottbus und Berlin gab es ähnliche Fälle, auch dort mussten nicht alle Vögel getötet werden.
Prof. Theo Pagel

Sie haben eine Genehmigung erwirkt, eben trotz des positiven Befunds nicht alle Vögel töten zu müssen.

Genau, denn bei uns leben durchaus auch seltene Vögel, die vom Aussterben bedroht sind oder pädagogischen Wert haben. Deshalb haben wir alle Vögel in Ställe gebracht.

Was passiert mit dem betroffenen Teich?

Unsere Teiche sind betoniert, so dass wir jetzt das Wasser ablassen, dann wird die Fläche desinfiziert, der Uferbereich wird gekälkt. Mehr können wir nicht tun, dauerhaft hält sich das Virus im Freien ohnehin nicht, nur im Tier. Wir werden die Tiere mindestens vier Wochen in den Ställen lassen müssen. Was wir nicht beeinflussen können sind Wildvögel, die dieses Virus einschleppen.

Welcher Teich ist betroffen?

Unser so genannter Bergweiher nahe des Hippodoms. In drei Wochen müssen die Tiere, die auf diesem Teich leben dann nochmal getestet werden. So lässt sich feststellen, wie sich die Viruslast verändert.

Was passiert derzeit hinter verschlossenen Türen im Zoo?

Unsere Arbeit ist komplizierter geworden. Wir haben alle Vögel in kleine Einheiten gepackt und in Ställen untergebracht. Auch ein kleines Zelt haben wir aufgebaut. Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger dürfen immer nur dieselben Tiere versorgen. Dadurch wollen wir auch eine Ausbreitung verhindern. Das ist sehr aufwändig und personalintensiv. Vor jedem Käfig liegen Matten zur Desinfektion der Schuhe. Teilweise müssen auch Schutzanzüge und Überzieher für die Schuhe getragen werden. Ähnlich wie in einem Operationssaal. Es sind auch alle handwerklichen Tätigkeiten eingestellt worden, um unnötige Bewegungen von Personen im Zoo zu vermeiden.

Wird Geißbock Hennes am Freitag im Stadion den FC unterstützen dürfen?

Ja, das haben wir geklärt. Auf unserem Bauernhof gibt es keine Vögel mehr, der Bereich ist sauber. Hennes darf am Freitag mit Genehmigung ins Stadion. Ich selbst werde auf der Westtribüne sitzen, das hilft dem Club hoffentlich auch.

Wo werden die Proben untersucht?

Die Proben schicken wir in ein Veterinärlabor in Nordrhein-Westfalen. Als ich vor 33 Jahren im Zoo angefangen habe, gab es die Vogelgrippe nur in Asien, das hat sich nun geändert. Insofern müssen wir damit leben lernen.

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