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KölngoldWienand Verlag zeigt auf 630 Seiten den Reichtum der Stadt

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Köln ist reich.

Köln – Bücher über Köln gibt es viele. Nun kommt eines hinzu, das seinesgleichen sucht. Mit „Kölngold“ legt der Wienand Verlag ein 630 Seiten starkes, opulent bebildertes Werk vor, das mehr sein will als eine weitere Abhandlung über die schon so oft erzählte Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt. Der hochwertig produzierte Band, von dem auch eine größere Prachtausgabe in Leinen erscheint, versteht sich als Auftakt für eine Initiative – als Diskussionsbeitrag und Denkanstoß zu der Frage, wie Köln in Zukunft mehr aus seinen Möglichkeiten machen kann.

„Köln ist eine Schatzkammer. Es gibt hier so viel Gold. Aber es wird Zeit, dass man es aufpoliert, neu beleuchtet und überlegt, was man daraus machen kann“, sagt Autor Matthias Hamann (53). Der Kunsthistoriker hat gemeinsam mit Verleger Michael Wienand den Versuch unternommen, zwischen zwei Buchdeckeln gleichsam die kulturelle DNA Kölns und seiner Bewohner herauszuarbeiten. Das Ergebnis ist geeignet, die gesamte Stadt daran zu erinnern, welche Schätze in ihr schlummern. Denn es sind nicht nur die bedeutendsten und bekanntesten Kunstwerke aus 2000 Jahren Kölner Geschichte vom römischen Dionysos-Mosaik über Dreikönigenschrein und Stefan Lochner bis hin zu Roy Lichtenstein und Gerhard Richter, die hier präsentiert werden. Sondern auch verborgene Kölner Schätze wie das kleinste Buch der Antike, kostbare Handschriften und Design-Ikonen. Aber auch Alltagsobjekte von der Steinzeit bis heute, Fotografien, Werbeplakate, Architektur und vieles mehr.

Autoren spüren 17 Facetten der kölschen Mentalität nach

Das Ganze ist nicht chronologisch geordnet, stattdessen ordnen Hamann und Wienand die 258 Kunst- und Alltagsgegenstände 17 Begriffen zu. Da trifft die sündige Afri-Cola-Werbung mit den verzückten Nonnen auf Wolf Vostells Betonskulptur „Ruhender Verkehr“, da werden in Großaufnahme winzige Details einer Porträtskulptur von Kaiser Augustus sichtbar gemacht. Und ein Vergleich zwischen Simon Meisters Gemälde des Karnevalszugs von 1836 und einer Darstellung der Kölner Gottestracht von 1658 weckt ungeahnte Assoziationen.

Auf oft humorvolle und zugleich ernsthafte Weise spürt das Buch 17 Facetten der kölschen Mentalität nach, dabei geht es um Begriffe wie Gottvertrauen, Lebensfreude und Gelassenheit, aber auch Macht, Widerspruchsgeist und Geschäftssinn. „Man könnte uns den Vorwurf der Naivität machen und sagen, das ist eine wüste Mischung. Aber wir wollten bewusst Hochkultur und Alltag verbinden und Kunstwerke aus verschiedensten Zeiten und Kulturkreisen miteinander in Bezug setzen“, erklärt Hamann.

Jedem der 17 Kapitel ist ein Essay eines Gastautors vorangestellt, darunter sind bekannte Persönlichkeiten wie Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn oder Philharmonie-Chef Louwrens Langevoort. Im Katalogteil gibt es detaillierte Informationen zu jedem Objekt. Sämtliche Texte sind auch in Englisch abgedruckt.

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Abgerundet wird „Kölngold“ durch eine illustrierte Beilage zum geplanten Kulturpfad „Via Culturalis“, der vom Dom durch die Altstadt bis zur romanischen Kirche Sankt Maria im Kapitol führen soll. Visualisierungen verdeutlichen, wie sich das Stadtbild weiterentwickeln würde, wenn begonnene Bauprojekte wie das jüdische Museum MiQua und künftige Vorhaben wie die Historische Mitte einmal vollendet sein werden. In diesem Sinne wirkt „Kölngold“ wie ein Plädoyer, diese Pläne energisch voranzutreiben. „Stillstand ist Rückschritt“, betont Hamann. Der Titel des Buches nimmt selbstbewusst Bezug auf das Rheingold. „Doch anders als beim mythischen Nibelungengold geht es hier um Schätze, die darauf warten, gehoben zu werden. Die man auf eine neue Qualitätsstufe bringen kann“, so Hamann. Kölns Gold seien nicht nur Schätze aus 2000 Jahren Kunst und Kultur, sondern auch seine Ideen und Erfindungen und das Engagement seiner Bürger. Das gelte es zu nutzen.

Kölngold. Von Matthias Hamann und Michael Wienand (Hrsg.).

Wienand Verlag. 630 Seiten, 45 Euro. ISBN: 978-3-86832-649-9. Prachtband in Leinen für 350 Euro.

www.koelngold.com