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Konzert in Köln„Blond“ bewegt sich im Palladium zwischen kämpferischer Haltung und Weltschmerz

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Ein Bad in der Menge: Blond im Palladium.

Ein Bad in der Menge: Blond im Palladium.

„Blond“ spielten im Palladium ihr bisher größtes Solo-Konzert. Die Fans haben dabei teils so laut mitgesungen, dass sie den Gesang von der Bühne übertönten.

Besser hätte man die Botschaft der eigenen Texte kaum verbildlichen können. Als am Dienstagabend der Vorhang fällt, stehen Nina und Lotta Kummer zunächst in traditionellen Damenkleidern auf der Bühne des Palladiums. Doch schon nach dem ersten Lied reißen sich die beiden Schwestern den Tüll demonstrativ vom Leib. Und mit ihr sinnbildlich längst überkommene Geschlechternormen, gegen die sie als „Blond“ mit ihrem Kindheitsfreund Johann Bonitz ansingen.

In den Texten der Indie-Pop-Band vermischen sich eine kämpferische Haltung mit triefender Ironie und feministischem Weltschmerz. Etwa im Lied „Männer“, in dem Blond „It’s Raining Men“ von den Weather Girls umdichten, um die geringe Menge weiblicher Bands auf Musikfestivals zu kritisieren. Oder im ersten Song des Abends („16 Jahr, blondes Jahr“), in dem Nina Kummer erzählt, wie ein älterer Mann ihre Unsicherheit als Minderjährige ausnutzte.  

„Blond“ in Köln: Nicht mehr viel Platz im Palladium

2011 gegründet, geht es seit 2018 steil bergauf für das Trio aus Chemnitz. Damals tourten sie als Vorband mit ihren großen Brüdern von Kraftklub, heute bildet der Tourstop in Köln den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere: „Das ist das größte eigene Konzert, das wir bisher gespielt haben“, erzählt Sängerin und Gitarristin Nina Kummer gleich zu Beginn. Zwar war die Show nicht ganz ausverkauft, doch viel Platz gab es nicht mehr im Palladium, das etwa bis zu 4000 Zuschauer fasst.

Zumal das junge Publikum von Beginn an eine Geräuschkulisse erzeugt, wie sie das Palladium selten hört. Selbst in den Strophen singen die Fans so laut mit, dass der Gesang von der Bühne kaum mehr zu hören ist. Die herausragende Stimmung wissen die Kummer-Schwestern nach allen Regeln der Kunst weiter anzuheizen: Mitklatschen, Arme schwenken, Moshpits eröffnen, Handytaschenlampen anschalten – Blond ziehen alle Register. Und sind Nina und Lotta Kummer (Schlagzeug) nicht an ihren Instrumenten, tanzen sie gemeinsame Choreos oder fegen voller Energie über die Bühne. Nach 90 Minuten Party entlassen Blond ihre Fans in die Nacht.