Eklat im BusDarum muss sich die KVB in Köln bei einem Rentner entschuldigen

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Thomas Lux wurde mit seinem E-Scooter aus dem Bus geschmissen und vor den Fahrgästen gedemütigt.

Thomas Lux wurde mit seinem E-Scooter aus dem Bus geschmissen und vor den Fahrgästen gedemütigt.

Er war im Recht, doch das nutze Thomas Lux wenig. Der Busfahrer hatte kein Einsehen und schmiss ihn raus - samt aller Fahrgäste.

Er habe ein dickes Fell, sagt Thomas Lux von sich selbst. Und vor rund zwei Wochen hat er das auch dringend gebraucht. Lux ist ein rüstiger Rentner. Wer ihn sieht, würde ihn nicht auf dem Altenteil vermuten. Doch zur Wahrheit gehört, die Hüfte macht nicht mehr so richtig mit. Er hat einen Schwerbehindertenausweis. Längere Fußwege sind für Lux schmerzhaft. Darum hatte er sich einen E-Scooter angeschafft. Für die große Strecke von seinem Wohnsitz im Kölner Westen hin zu einem Job in der Innenstadt nimmt er den Bus. „Ich bin nicht der Typ, der mit einem Leih-E-Scooter durch die Fußgängerzone brettert“, lacht Lux. Nein, einen Hang zur Anarchie hat er nun wirklich nicht. Nebst seinem KVB-Monatsticket „Aktiv 60“ leistet er sich noch extra ein sogenanntes „Fahrradticket“ für seinen E-Scooter. Das lässt er sich nochmals 38,75 Euro im Monat kosten. Also alles unzweifelhaft zum Besten geordnet. So dachte sich das auch Lux. Bis vor gut zwei Wochen.

Verstörende Szenen

Der Schauplatz: Bushaltestelle Neumarkt, Freitag, 25. November, ein Bus der Linie 136. Planmäßige Abfahrtzeit 12.16 Uhr. Doch daraus sollte nichts werden. „Ja, es ist auch schon mal vorgekommen, dass eine Busfahrerin mich bat, den E-Scooter zusammenzuklappen“, berichtet Lux. Aber wie gesagt, Lux ist korrekt unterwegs: „Zusammengeklappte E-Tretroller können ab dem 1. August 2019 in Bussen und Bahnen in Nordrhein-Westfalen kostenfrei mitgenommen werden. Sie sind im zusammengeklappten Zustand wie ein Gepäckstück zu behandeln und daher wird kein Ticket benötigt. Anders sieht dies bei nicht klappbaren oder nicht zusammengeklappten E-Tretrollern aus: Diese werden, wie ein Fahrrad behandelt, für das ein entsprechendes Ticket gelöst werden muss“, erklärt er. Hat die Busfahrerin dann auch eingesehen. Nicht aber der Busfahrer, auf den er an diesem besagten Freitag stieß. Zwar rühmt sich Lux seines dicken Fells, doch was sich was sich da abspielte, sei doch verstörend gewesen.

„Alle aussteigen“

„Ich bin mit meinem E-Scooter an der hinteren Tür eingestiegen und habe mich gegenüber auf den Doppelsitz gesetzt und den E-Scooter unter dem Sitz verstaut und an der Lenkstange festgehalten“, berichtet er. Der Fahrer habe ihn daraufhin aufgefordert, den E-Scooter zusammenzuklappen oder auszusteigen. Lux wollte zur erprobten Erklärung ausholen. „Er sagte nur, das interessiert mich nicht.“ Lux hingegen fühlte sich zu Recht im Recht. Die Situation eskalierte. „Der Busfahrer weigerte sich die Fahrt fortzusetzen und nötigte alle Fahrgäste den Bus zu verlassen.“ Lux wurde dem Volkszorn ausgesetzt. „Eine Passagierin ergriff für mich Partei. Der E-Scooter störe doch niemanden, warf sie ein“, erinnert sich Lux. Doch es gab auch andere Stimmen. Als „asozial“ musste er sich beschimpfen lassen. „Letztendlich stiegen die Fahrgäste aus und ich ging noch einmal zu dem Fahrer, der aber keine Einsicht zeigte“, berichtet Lux. Als auch er ausstieg, habe der Busfahrer ihm noch hinterhergerufen, er habe sich bei der Leitstelle erkundigt, er habe Recht. Dann sei er mit seinem leeren Bus in Richtung Rudolfplatz abgefahren. „Ich nehme mal an, dort hat er wieder Fahrgäste aufgenommen“, mutmaßt Lux.

„Habe dafür kein Verständnis“

„Ich habe für so ein Verhalten kein Verständnis“, so schrieb er an die KVB. Es half nichts, keine Reaktion. Dann wandte er sich an die Rundschau. Das half. „Wir bedauern den Vorfall und entschuldigen uns bei dem Kunden, der sich korrekt verhalten hat, für die Unannehmlichkeiten. Der nicht zusammengeklappte elektronische Tretroller ist laut Beförderungsbedingungen einem Fahrrad gleichzusetzen“, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch. Der nicht zusammengeklappte E-Scooter sei laut Beförderungsbedingungen einem Fahrrad gleichzusetzen, räumt er ein. „Unserem Fahrer, ein sehr zuverlässiger und gewissenhafter Kollege, war diese Bestimmung offenbar nicht bewusst. Wir nehmen den Vorfall zum Anlass, um unseren Kolleginnen und Kollegen im Fahrdienst die Thematik noch einmal zu vermitteln, damit sich solch ein Vorfall nicht wiederholt“, sagt Pesch. Die Beschwerde von Lux sei mittlerweile beim „Verbesserungsmanagement“ der KVB eingegangen. Man werde sich bei ihm auch noch persönlich entschuldigen. Das ist mittlerweile geschehen, wie Lux bestätigt. In den nächsten Bus kann er mit seinem E-Scooter also wieder etwas leichteren Herzens einsteigen.

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