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FrühjahrstrockenheitLandwirte zwischen Köln und Leverkusen passen Anbau für Trinkwasser an

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Männer und eine Frau stehen auf einem grüner Acker

Achim Roth, Stefan Werres und Nancy Kitz engagieren sich im Arbeitskreis Drüber und Drunter für gutes Trinkwasser und eine nachhaltige Landwirtschaft.

Ein mächtiger Grundwasserstrom sichert die Trinkwasserversorgung – Landwirte zwischen Köln, Sieg und Leverkusen setzen auf Anbaumethoden, die gegen Verdunstung schützen.

Die ungewöhnliche Frühjahrstrockenheit, wie sie in diesem Ausmaß seit Beginn der Aufzeichnungen 1931 in Deutschland nicht beobachtet worden ist, bringt die Trinkwasserversorgung in Köln und im benachbarten Rhein-Sieg Kreis nicht in Gefahr. Der Regenmangel seit Februar hat auch noch keine Auswirkungen auf die Ernteaussichten. Das machte der Arbeitskreis Drüber und Drunter, in dem bereits seit 40 Jahren mehr als 40 Landwirte und drei kommunale Versorgungsunternehmen zusammenarbeiten, bei einem Ortstermin an den ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen zwischen Köln und Niederkassel deutlich. Die Landwirte stellen sich der Verantwortung, mit dafür zu sorgen, dass es so bleibt.

Nancy Kitz, stellvertretende Fachbereichs-Leiterin der Stadtwerke Niederkassel, bringt auf den Punkt, was auch ihre Kollegen aus der Wasserversorgung in Niederkassel und Troisdorf konstatieren. „Wir erfreuen uns hier einer bevorzugten Lage, denn die zur Trinkwassergewinnung genutzten Gebiete liegen im Grundwasserstrom des Rheins beziehungsweise der Sieg“, sagt die Fachfrau. Der 40 Meter mächtige unterirdische Strom schwankt seit Beginn der Aufzeichnungen nur um wenige Meter, selbst in sehr trockenen oder sehr nassen Jahren.

Grundwasserschutz – Städte setzen auf Regenwasserspeicherung

Die Brunnen, mit denen das Grundwasser angezapft wird, können die Versorgung von mehr als einer halben Million Menschen in Köln, Troisdorf von Niederkassel demnach auch über längere Trockenperioden sicherstellen.

Wie Kitz ausführt, wird das Grundwasser vorrangig durch Niederschläge in den Monaten November bis Februar aufgefüllt. Das gilt für Regen, der auf die Freiflächen fällt, also auf Felder, Wälder oder Parks. In versiegelten Gebieten fließt das Wasser viel zu schnell ab. Deswegen setzt Niederkassel schon seit fast 30 Jahren im städtischen Raum auf eine Verpflichtung für Grundstückseigentümer zur Versicherung von Regenwasser auf dem eigenen Grundstück. In Köln und weiteren Kommunen werden zunehmend Konzepte zur Speicherung von Regenwasser entwickelt, beispielsweise in sogenannten Schwammstädten.

In den wärmeren Monaten gelangt der Regen auch auf den Feldern nur in die oberen Bodenschichten oder verdunstet. Damit die Verdunstung nicht zu hoch wird, setzen die Landwirte im Arbeitskreis schon seit vier Jahrzehnten besondere Anbauverfahren ein. Landwirt Stefan Werres schildert solche Methoden, mit denen einerseits aktiv Gewässerschutz betrieben wird, andererseits aber auch Ernteausfälle durch extreme Wetterlagen minimiert werden.

Nachhaltige Bodenpflege – Zwischenfrüchte schützen und stärken

„Beim bodenschonenden Ackern pflügen wir weit weniger als früher, bereiten stattdessen mit dem Grubber nur die oberen Bodenschichten vor, ehe gesät wird. Wir bauen interessante Mischungen von Zwischenfrüchten wie Phacelia, Senf oder Ölrettich an. Damit vermeiden wir, dass die Böden ungeschützt daliegen, sich aufheizen und trocken werden. Andererseits führen wir der Humusschicht wertvolle Ergänzung zu und verbessern sie nachhaltig.“

Die im Arbeitskreis Drüber und Drunter verbundenen Landwirte im gesamten Langeler Bogen zwischen der Sieg und Leverkusen treffen solche Entscheidungen in Abstimmung mit landwirtschaftlicher Fachberatung. Achim Roth von der Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt berät die Landwirte beispielsweise bei Saatgutversuchen und Maßnahmen zur Vermeidung von Pflanzenschutzmitteln. Der Erfolg fürs Trinkwasser ist messbar: Dank der Arbeit von Drüber und Drunter konnten im Raum, Köln und Niederkassel die Nitratwerte im Wasser signifikant gesenkt werden. Das Grundwasser im Gebiet des Arbeitskreises ist seit Jahren frei von Pflanzenbehandlungsmitteln aus der Landwirtschaft.

Eine verbesserte Humusschicht hilft nach den Worten von Stefan Werres auch beim Schutz der Feldfrüchte vor Trockenheit. Beim Ortstermin am Feldrand hatte er Proben von Weizen- und Zuckerrübenpflanzen im aktuellen Wachstumsstadium mitgebracht. Je nach Bodenbeschaffenheit können sich die Feldfrüchte die notwendige Feuchtigkeit noch aus tieferen Bodenschichten besorgen. Lediglich auf leichten Böden ist es „für den Weizen fünf vor zwölf“, sagte Werres. Das signalisiere das sogenannte Fahnenblatt gleich unterhalb der schon entwickelten Ähren. Wenn es nicht bald regne, werde das für die Fotosynthese wichtige Blatt kümmern und das Wachstum der Körner beeinträchtigt.

Mit deutlichen Auswirkungen auf den Getreidepreis sei nicht zu rechnen, selbst wenn hierzulande die Weizenernte schlecht wäre. Mittlerweile werde der Weizenpreis weltweit gesteuert, da spiele die hiesige Landwirtschaft eine viel zu kleine Rolle, macht Werres deutlich. Auf baldigen und ausreichenden Regen hoffen die Landwirte dennoch, vor allem für die erst jüngst ausgesäten Feldfrüchte. Und sie befassen sich mit Möglichkeiten, den Auswirkungen des Klimawandels mit weiteren Anpassungen von Saatgut und Bearbeitungsmethoden zu begegnen.