Lieferdienst in Köln„Gorillas“ liefert Supermarkt-Waren in zehn Minuten

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Per Fahrrad in Köln unterwegs: Der Lieferservice „Gorillas“ betreibt drei Warenlager in der Stadt – in Sülz, in der Südstadt und am Eigelstein. 

Köln – Das Versprechen klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Der Lieferdienst „Gorillas“ will den Gang zum Supermarkt überflüssig machen. Und das in einem Bruchteil der Zeit, die der Nutzer dafür benötigen würde. Zehn Minuten – länger soll es nicht dauern, bis der Lieferant vor der Tür steht. Wer das nicht glaubt, sollte das Angebot testen.

Also: App runterladen und am Smartphone die Bestellung zusammenstellen. Milch, Eier, Bananen, Joghurt, Senf, Zahnpasta. Alle Waren kosten ungefähr so viel wie im Supermarkt, selten ein paar Cent mehr. Die Liefergebühr beträgt 1,80 Euro. Egal wie groß oder klein die Bestellung ist.

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Mindestbestellwert? Gibt’s nicht. Alles in den Warenkorb und abschicken. Nach exakt sieben Minuten und 14 Sekunden klingelt es an der Tür. Ein junger Mann stiefelt hoch in den dritten Stock und setzt seinen großen schwarzen Rucksack mit „Gorillas“-Logo ab. Drei Minuten früher als geplant, die Bestellung – komplett. Versprechen eingelöst. „Faster than you“ lautet der „Gorillas“-Slogan. Schneller als Du. Stimmt.

Gründer liebt Fahrräder und Teamsport

Wie kann das funktionieren? Das Berliner-Start-up lässt sich dazu kaum in die Karten schauen. Presseanfragen ignoriert das Unternehmen. Es scheint, als gäbe es momentan Wichtigeres zu tun, als der ganzen Welt zu verraten, wie das 10-Minuten-Versprechen konstant eingehalten werden kann.

Expandieren zum Beispiel. „Gorillas“ startete vor gut anderthalb Jahre in Berlin, mittlerweile liefert das Unternehmen auch in München, Hamburg und Köln. Dort ging es im November in der Südstadt los. Das erste Lager hat „Gorillas“ wenige Meter von der Einsturzstelle des Stadtarchivs auf der Severinstraße eingerichtet. Mittlerweile gibt es Standorte nahe des Eigelsteins und auf der Marsiliusstraße in Sülz. „Dort sind wir in jeder Schicht mit drei Fahrern unterwegs. Zwei Kollegen arbeiten im Lager“, erzählt ein Fahrer aus Sülz. Zeitnah soll der Betrieb in den sieben größten deutschen Städten laufen. Schon jetzt beschäftigt das Unternehmen laut eigenen Angaben 800 Mitarbeiter, bald sollen es 1000 sein. Auch für Köln sind aktuell Stellen für die „Bike Crew“ ausgeschrieben. Branchenübliche 10,50 Euro pro Stunde zahlt das Unternehmen.

Inspiriert von Service-Kultur in der Türkei

Kagan Sümer, gebürtiger Türke, 33 Jahre alt, ist das „Gorillas“-Gesicht in der Berliner Zentrale. Mit Aussagen zu seinem Geschäftsmodell hielt er sich in der Öffentlichkeit bislang zurück. Ende Januar sprach er erstmals ausführlich in einem Podcast über sein Unternehmen. Drei Sachen müsse man über ihn wissen. Er liebe Fahrräder, Teamsport und Consumer Business – das Geschäft mit dem Verbraucher also.

Weitere Lieferdienste in Köln

Rewe-Lieferservice -Angebot: nahezu komplettes Supermarkt-Sortiment -Je nach Zeitfenster und Bestellwert zwischen 0 und 2,90 Euro -kurzfristig selten Termine frei www.shop.rewe.de

Flaschenpost

-Hauptsächlich Getränke, auch Haushalts- und Drogeriewaren -Keine Liefergebühr -Lieferung in 120 Minuten www.flaschenpost.de

Bring 24

-Lebensmittel, Heimwerkerbedarf, Kochzubehör -Zustellung am selber Tag, zwei- bis dreistündige Zeitfenster -Ab 100 Euro keine Liefergebühr, ansonsten 6,99 Euro www.bring24.com

Getnow

Lebensmittel und Drogerieartikel aus dem „Metro“-Sortiment -bis 39,99 Euro Einkaufswert 7,99 Euro, ab 40 Euro Einkaufswert 4,90 Euro je Paket -Übergabe an die DHL nach zwei bis vier Werktagen www.getnow.com

Bofrost

-Fokus auf Tiefkühlprodukte -keine Liefergebühren -kein Mindestbestellwert -Wunschtermin mit SMS-Besuchankündigung www.bofrost.de

Bringsl

-lokale und regionale Produkte -Fahrradlieferung innerhalb Kölns ab 3,90 Euro -Versandkostenfrei ab 85 Euro innerhalb Deutschlands www.bringsl.com

Inspiriert habe ihn die Service-Kultur, die in der Türkei deutlich ausgeprägter sei als in Deutschland. Und Beobachtungen, wie seine Mutter früher Einkäufe erledigt hat. Sie öffnete das Fenster, rief, was sie brauchte, und der Kiosk gegenüber legte die Ware in einen Korb, den die Mutter aus dem Fenster herunter gelassen hatte. Auch das klappte in weniger als zehn Minuten.

Um das Geschäftsmodell zu testen, funktionierte er sein Wohnzimmer in ein Lager um, kaufte Waren aus dem Supermarkt ein und lieferte sie selbst mit dem Fahrrad aus. Sein Unternehmen startete Sümer dann zunächst unter dem Namen „Get Goodies“.

Als er das erste Lager in Berlin mietete, wusste er nicht, ob er die zweite Miete überhaupt bezahlen können wird. Doch rechtzeitig fand er seine ersten Investoren. Inzwischen ist das Start-up in der Gründerszene in aller Munde, Investoren stehen Schlange.

Rückschläge gab es aber auch. Bislang lieferte „Gorillas“ auch an Sonntagen. Das wird in Zukunft nicht mehr so sein. „Um den geltenden Gesetzen gerecht zu werden und um unserer Fahrer-Crew eine wohlverdiente Pause zu gönnen, haben wir uns entschlossen, sonntags zu schließen“, verkündete das Unternehmen in der vergangenen Woche über Twitter. Was die Einschränkung genau bedeutet, ließ das Unternehmen noch offen. Bis zum Verbot schien das Angebot vor allem an Wochenenden beliebt zu sein. Eben dann, wenn der Gang in den Supermarkt gar nicht möglich ist.

Weitere Ausdehnung in Köln geplant

Mit drei Warenlagern ist in Köln noch lange nicht das ganze Stadtgebiet abgedeckt. Wächst das Unternehmen weiter wie bisher, könnte sich das bald ändern. Auch das Sortiment – schon jetzt gibt es eine gute Auswahl – soll größer werden. Neben einem größeren Lebensmittelangebot soll es bald möglicherweise auch Medikamente geben. Das am meisten verkaufte Produkt sei laut Kagan Sümer aber – passend zum Namen seines Unternehmens – noch immer die Banane.

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