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Kulturraum verschwindetDem Kulturraum des Vereins Zeitgeist in Braunsfeld droht das „Aus“

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Der Kulturraum am Clarenbachplatz 2.

Der Kulturraum am Clarenbachplatz 2.

Wegen Sparmaßnahmen streicht die Stadt dem Verein Zeitgeist die Förderung – der Projektraum in Braunsfeld ist gefährdet.

Der Stadtwald ist nah. Die Aachener Straße hält zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und Lokale bereit. Orte für Kultur und zum Treffen fehlen in Braunsfeld jedoch, ein Kino, ein Theater, ein Konzertsaal oder ein Veranstaltungsraum. Diese Lücke füllt seit einigen Jahren der Verein Zeitgeist und bespielt einen Raum am Clarenbachplatz 2 mit einem passenden Angebot: Einmal im Monat findet ein Sonntags-Jazz-Matinee statt, ein Film-Café. Es gibt Lesungen, Kursangebote, Ausstellungen und offene Gesprächsrunden. Der Kulturraum des Vereins hat sich auf diese Weise als „Dritter Ort“ etabliert, als Raum für Treffen jenseits von Arbeit und Privatwohnung. Diesen Treffpunkt wird es allerdings bald wohl nicht mehr geben, denn die Stadt Köln hat ihre finanzielle Unterstützung gestrichen.

Vereinsvorsitzender Werner Kämper und Vereinsmitglied Iseltraut Popke im Kulturraum des Vereins Zeitgeist.

Vereinsvorsitzender Werner Kämper und Vereinsmitglied Iseltraut Popke im Kulturraum des Vereins Zeitgeist.

Unterstützung für Miete und als Treffpunkt

Bislang hat sie den Verein mit 45 000 Euro jährlich unterstützt, womit er vor allem die Miete in Höhe von 3000 Euro inklusive Nebenkosten zahlt. Doch angesichts der knappen Haushaltskasse hat die Stadt die Förderung „Dritter Orte“ insgesamt drastisch, von 800 000 Euro auf 400 000 Euro zusammengekürzt. „Lange haben wir gehofft, künftig auch wenigstens die Hälfte der uns bisher gezahlten Summe zu bekommen“, sagt Vereinsvorsitzender Werner Kämper. Doch komplett ohne Förderung entstünde ein Loch in der Kasse, das der Verein nicht allein durch Spenden, Eintrittsgelder und Unterstützung der Bezirkspolitik über bezirksorientierte Mittel schließen könne. Das bestehende Budget reicht noch für die Miete bis März 2026. Er müsse den Mietvertrag aufgrund der dreimonatigen Kündigungsfrist aber zum 31. Dezember dieses Jahres kündigen und dann im Januar 2026 mit der Auflösung beginnen.

Kämper findet das Wegfallen solcher Kulturräume, wie sein Verein ihn betreibt, problematisch: „Einsamkeit ist aktuell ein großes Thema“, betont er. Man müsse wieder viel mehr miteinander sprechen, auch über die mittlerweile teilweise sehr kontroversen Ansichten. Zusammenhalt sei zunehmend wichtig geworden.

Stadt sieht keine Möglichkeit, einer weiteren Unterstützung

Die Stadt Köln sieht allerdings keine Möglichkeit, den Verein Zeitgeist weiter zu unterstützen: „Die institutionelle Förderung war von Beginn an bis Ende 2024 befristet“, schreibt Katja Reuter, Sprecherin der Stadt. „Das Förderprogramm ‚Dritte Orte‘ ist grundsätzlich auf eine Anschubfinanzierung und nicht für eine dauerhafte Finanzierung ausgelegt.“

Dem auf die Hälfte geschrumpften Budget, in Höhe von 400 000 Euro für die Haushaltsjahre 2025/2026 stehen 50 Anträge gegenüber. Bei deren Prüfung würde auch berücksichtigt, ob ein Verein in der Vergangenheit bereits einen Zuschuss erhalten und wie die finanzielle Perspektive des Vereins für die Aufrechterhaltung des Dritten Ortes sei. „Die Verwaltung konnte dem Ausschuss Soziales, Seniorinnen und Senioren leider nur eine begrenzte Anzahl von Vereinen zur Genehmigung vorschlagen. Der Verein Zeitgeist konnte nicht berücksichtigt werden“, so Reuter. Er könne im kommenden Jahr aber einen Antrag für eine einmalige Projektförderung stellen.


zeitgeist-braunsfeld.de