Kölner Maigesellschaft klärt aufWarum die Tradition mehr bietet als einen bunten Maibaum

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Der Maibaum ist für Verliebte ein Zeichen der Zuneigung.

Der Maibaum ist für Verliebte ein Zeichen der Zuneigung.

Mehr als Krepp-Band in Bäumen: Die Maigesellschaft Junkersdorf erklärt, welche anderen Bräuche zum ersten Mai gehören. 

Logistische Meisterleistungen werden vollbracht, wenn Verliebte in der Nacht zum ersten Mai bunt geschmückte Birken zu ihren Angebeteten transportieren. Einen Maibaum aufzustellen, ist vor allem im Rheinland beliebt. Auch in Köln fahren in der Mainacht Bäume auf Fahrrädern, Skateboards und Autodächern durch die Straßen. Dieser Brauch ist jedoch nur ein Teil der Tradition des Maifests.

Eine Maipaar für Köln

„Die Wahl der Maikönigin und des Maikönigs steht bei uns im Vordergrund “, erzählt   der erste Vorsitzende der Maigesellschaft Junkersdorf, Daniel Stupp. Der Verein pflegt seit 40 Jahren Maitraditionen am Rande von Köln und richtet auch in diesem Jahr  einen Tanz in den Mai mit kostenlosem Eintritt aus.

„Die Frauen bekommen am Anfang des Abends Nummern um den Hals gehangen. Eine Jury holt dann fünf Favoritinnen auf die Bühne“, erklärt Stupp von der Wahl der Maikönigin. „Dann wählen alle Männer mit Rosen eine der Damen aus.“ Der größte Strauß steht für die neue Maikönigin. Ihren Maikönig sucht sie sich aus. Dem Paar winkt ein Preisgeld von 400 Euro.

Andere Vereine ermitteln die Maikönigin durch die umstrittene „Maiversteigerung“. Männer können in Abwesenheit der Frauen auf sie bieten. Königin wird die, für die das Höchstgebot fällt. Das Geld bekommt der Verein. Seit dem Mittelalter gibt es diese Tradition im europäischen Raum.

Botschaften durch bunte Bänder

Mit wund getanzten Füßen und einer Birke im Gepäck geht’s am 1. Mai für viele Kölner zum Haus der Auserwählten: „Es war die erste große Liebe, da muss man natürlich alles geben und sich nicht lumpen lassen“, erzählt Jan Pabst (23) aus Brück davon, als er zum ersten Mal einen Maibaum aufgestellt hat. „Sie hat auch direkt die Farben der Bänder gedeutet.“

Mit den bunten Krepp-Bändern im Maibaum, lassen sich Nachrichten verschicken: Grün steht für die Hoffnung auf eine Beziehung, Weiß für eine Partnerschaft, die lange halten soll. Mit Rot bekundet ein Verehrer seine Liebe. „Im Schaltjahr stellen aber die Frauen den Baum“, merkt Stupp an.

Schluss ist danach noch lange nicht: „Am Ende vom Mai müssen die Bäume abgeholt werden.“ Wenn die Frau noch zuhause wohnt, stelle ihr Vater dem Verehrer dafür oft einen Kasten Bier bereit, das erleichtert die Arbeit. Wie Frauen das alles finden? „Maibäume sind eine süße Tradition“, sagt die Kölnerin Laura Stangenberg (24). „Die anderen Bräuche finde ich aber nicht mehr zeitgemäß und deshalb etwas seltsam.“ Es sei trotzdem toll zu sehen, dass sich die Leute am ersten Mai so offen ihre Liebe zeigen.

Die Leute leben durch solche Feste miteinander statt nebeneinander.
Daniel Stupp, erster Vorsitzender der Maigesellschaft Junkersdorf

Auch einen großen, dorfeigenen Maibaum gibt es in Junkersdorf.An manchen Orten wird dieser mühsam aufgestellt. Dabei ist Körperkraft gefragt. „Wir haben mittlerweile einen fest gepflanzten Baum“, erklärt Strupp. Der komplizierte Unfallschutz beim Aufstellen sei der Grund. Auf dem Dorfplatz findet am Morgen des 1. Mai ein „Frühschoppen“ statt. Hierbei kommen vor allem ältere Leute zusammen, essen Bratwurst und trinken Kölsch. Die Bräuche rund um das Maifest sind für Stupp unersetzlich: „Mir geht es nicht um die Tradition an sich, sondern darum, dass sie den Dorfcharakter im Veedel erhält. Die Leute leben durch solche Feste miteinander statt nebeneinander.“

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