Beim Praxistag der Johanniter und der Kölner Feuerwehr lernten die Teilnehmenden, Menschen unter schwersten Bedingungen zu behandeln.
Vorbereitung auf den ErnstfallRettungs-Azubis üben im Kölner Stadion schwere Einsätze

Nicht nur wie hier an Puppen, sondern auch an echten Menschen wurden die stadiontypischen Szenarien geübt.
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Ein aufgebrachter Fan kollabiert auf der vollen Tribüne, muss reanimiert und von der Feuerwehr abtransportiert werden. Das ist in einem großen Stadion nicht ungewöhnlich, aber eine besonders schwierige Situation für die Sanitäter vor Ort. In Stadien, Konzerthallen und bei Großveranstaltungen sind sie Belastungen ausgesetzt, die sie in der Theorie nur schlecht üben können.
Um Auszubildende auf solche Szenarien in einem Stadion vorzubereiten, veranstalteten die Johanniterakademie in Troisdorf und die Berufsfeuerwehr Köln gestern erstmals einen Praxistag im Rheinenergie-Stadion. Circa 160 Auszubildende nehmen daran teil, manche von ihnen stehen kurz vorm Staatsexamen, andere sind erst seit kurzem dabei. Sie können an dutzenden realistischen Unfällen den Ernstfall simulieren.
Lange Wege im Rheinenergie-Stadion
Im Rheinenergie-Stadion ist das Deutsche Rote Kreuz für die Erstversorgung verantwortlich, abtransportiert werden Verletzte aber vom städtischen Rettungsdienst. „Besonders sind im Stadion neben der Geräuschkulisse und den vielen Menschen vor allem die langen Wege“, erklärt Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet. Deswegen werde bei Vorfällen im Stadion zusätzlich immer die Feuerwehr gerufen, da der Transport besonders kompliziert sei.
Lana Clasen ist im ersten Lehrjahr zur Notfallsanitäterin bei den Johannitern und freut sich über den lebensnahen Praxistag. Sie hat an einer Übung teilgenommen, bei der sich ein Fan einen Finger beim Zünden von Pyrotechnik weggesprengt hat. Um das Szenario realistischer zu gestalten, sind die Unfallopfer, die von Auszubildenden gespielt werden, geschminkt: Dafür gibt es bei den Johannitern die Fachgruppe „Realistische Unfall- und Notfalldarstellung“. „Das wirkt alles viel realistischer, als in einem Klassenzimmer, in dem jemand so tut, als ob er verletzt wäre“, sagt Clasen.

Blutige Angelegenheit: Azubis üben den Ernstfall an einem realistisch geschminkten Mitstreiter.
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Die Übungen werden aufmerksam von Kursleiterinnen und Kursleitern beobachtet und ausgewertet. Im Nachhinein wird mit den Auszubildenden besprochen, was gut lief und was noch verbessert werden muss. Das helfe besonders, weil Sanitäter in diesen Situationen oft den Überblick über genaue Zeit und Umgebung verlieren. Kursleiterin Lucia Sciannimanica erklärt: „Ich habe einen guten Gesamteindruck. Die Auszubildenden gehen mit der schwierigen Situation gut um und setzten Gelerntes effizient um.“
Mitdenken ist gefragt
Während des Praxistages würden die Auszubildenden weiter denken müssen, als in der normalen Ausbildung, sagt Sprecher der Johanniter Tobias Eilers: „Es ist schwierig, jemanden auf den Rängen zu reanimieren. Die Sanitäter müssen überlegen, wie sie den Patienten in eine stabile Lage bringen und ihn sicher abtransportieren können.“
Schwierig sei auch, dass es auf den Tribünen meist sehr voll wäre und die Sanitäter oft viel freien Raum benötigen würden. Die Fußballfans seien dabei aber meist hilfreich, würden Platz schaffen und Geschädigte sogar mit ihren Fahnen abschirmen.
Neben der praxisnahen Situation sei der Praxistag außerdem hilfreich dafür, dass die Auszubildenden der Johanniter und die der Berufsfeuerwehr gemeinsam üben. So können sie voneinander profitieren und sich auf zukünftige Zusammenarbeit vorbereiten, erklärt Eilers.