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Melatenfriedhof in KölnGrab des Kölner Radsportlers Albert Richter saniert

Lesezeit 3 Minuten
Steinkonservator Victor Kliewe saniert das Grab von Radsportler Albert Richter.

Steinkonservator Victor Kliewe saniert das Grab von Radsportler Albert Richter.

Das Grab des Kölner Radrennfahrers Albert Richter auf dem Melatenfriedhof wird saniert. Der Verein „Racing Team Cölle dasimmerdabei“ (RTC DSD) hat über Crowdfunding die Arbeiten finanziert.

Jedes Jahr am 2. Januar, am Todestag des Kölner Radrennfahrers Albert Richter, veranstaltet der Verein „Racing Team Cölle dasimmerdabei“ (RTC DSD) eine Gedenkfahrt. Richter war 1932 Weltmeister im Sprint (Bahnradsport) bei den Amateuren und stellte sich gegen die Nationalsozialisten. Er starb 1940 im Gefängnis. Die Gedenkfahrt des RTC DSD startet alljährlich am Stolperstein an Richters Geburtsort an der Sömmeringstraße 72 und endet an dessen Grab auf dem Melatenfriedhof.

„Bei unser diesjährigen Gedenkfahrt ist uns wieder einmal der schlechte Zustand des Grabs aufgefallen“, sagt Vereinsgründer und bis März erster Vorsitzender Michael Hokkeler. Zusammen mit Vereinskollege Bernd Kibies, der beruflich als Baudenkmalpfleger tätig ist, kam er auf die Idee, die Grabstätte zu sanieren und in den Originalzustand zu versetzen. Also startete der Verein, der mehr als 250 Mitglieder hat, ein Crowdfunding im Rahmen der Initiative der Volksbank Köln Bonn eG „all zesamme“. „Schon nach einer Woche hatten wir den Kostenvoranschlag raus“, sagt Hokkeler.

Gedenktafel im Velodrom geplant

Nun fiel der Startschuss für die Sanierungsarbeiten auf Melaten. Steinkonservator Victor Kliewe wird den Grabstein, der zurzeit nicht nach dem weißen Marmor aussieht, der er eigentlich ist, reinigen und die goldene Schrift wiederherstellen. Auch die Einfassung des Grabs muss saniert werden. Zudem ist eine neue Bepflanzung geplant. Die Sanierung, die in Abstimmung mit Richters Nichte Lilo Nitsche stattfindet, wird laut Verein voraussichtlich 2500 bis 3000 Euro kosten, da die Handwerker zum Selbstkostenpreis arbeiten. „Wir haben aber schon rund 4000 Euro Spenden zusammen“, sagt Hokkeler. Von dem überschüssigen Geld soll eine Gedenktafel für das neue Albert-Richter-Velodrom in Müngersdorf erstellt werden. Zudem möchte der RTC DSD 2028 für Richters Ehrengrab Denkmalschutz beantragen.

Richter wurde am 14. Oktober 1912 in Ehrenfeld geboren. Er wurde als Profi zwischen 1933 und 1939 siebenfacher Deutscher Meister und zweimal Vizeweltmeister. Am 2. Januar 1940 verstarb er im Gefängnis in Lörrach, nachdem er am 31. Dezember 1939 an der Schweizer Grenze wegen Devisenschmuggels für einen im Ausland lebenden jüdischen Freund festgenommen worden war. Die offizielle Todesursache Selbstmord gilt aus heutiger Sicht wenig glaubwürdig. „Albert Richter war nicht nur ein herausragender Radsportler, sondern auch eine Symbolfigur für Zivilcourage und Widerstand in der NS-Zeit“, teilt der RTC DSD mit. Der 2011 gegründete Verein steht unter dem Motto „Radsport verbindet!“ für Inklusion und Vielfalt und übernimmt auch zivilgesellschaftliche Verantwortung. Mit der Sanierung seines Grabes solle das Andenken an den Kölner Weltmeister angemessen gewürdigt und bewahrt werden. „Richter hat als öffentliche Person Haltung gezeigt und sich nicht vereinnahmen lassen“, sagt Hokkeler. „Dafür wurde er als einer von zwei deutschen Sportlern von den Nazis ermordet.“