Köln-LindenthalGeldautomaten in die Luft gejagt – zweiter Sprengsatz entdeckt

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In Köln-Lindenthal ist am Dienstag ein Geldautomat gesprengt worden.

In Köln-Lindenthal ist am Dienstag ein Geldautomat gesprengt worden.

Am frühen Dienstagmorgen ist ein Geldautomat in Köln-Lindenthal gesprengt worden. Am Tatort wurde ein weiterer Sprengsatz entdeckt, der dann entschärft wurde.

Das war eine kurze Nacht für die Menschen an der Geibelstraße in Lindenthal: Gegen 4 Uhr morgens erschütterte ein lauter Knall die Wohngegend und das hatte nichts mit den Auswüchsen des Karnevals zu tun. Wieder hatten Geldautomaten-Sprenger zugeschlagen und diesmal kamen die Täter direkt mit zwei Sprengsätzen. Eine Detonation zerstörte den Geldautomaten in der Postbank, den zweiten Sprengsatz entdeckten die Beamten erst später am Tatort. Mitarbeiter des Landeskriminalamtes in Düsseldorf kamen nach Köln, untersuchten und entschärften den Sprengsatz. Die gefährlichen Utensilien sind von den Entschärfern zum Äußeren Grüngürtel gebracht und dort am Dienstagnachmittag unschädlich gemacht worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Gebäudeschäden seien diesmal nicht gravierend und vergleichbar mit anderen Explosionen in Köln.

Nach der Explosion sollen mindestens drei Tatverdächtige in ein graues Auto vor der Bank gestiegen und in Richtung Bachemer Straße geflüchtet sein. Die Beamten setzten für die Fahndung nach den Flüchtigen einen Hubschrauber ein. Wie viel Bargeld die Täter erbeutet haben, werde noch ermittelt, teilte die Polizei mit.

Köln: Erste Geldautomatensprengung in diesem Jahr

Nach Rundschau-Informationen ist dies die erste Sprengung eines Geldautomaten in diesem Jahr in Köln. Kurz vor Weihnachten hatten Geldautomatensprenger in Köln-Brück zugeschlagen. Die Täter sollen damals mit einem Roller und einem Auto mit niederländischem Kennzeichen geflohen sein.

Im November war bei einem Angriff auf einen Automaten in Worringen ein Gebäude schwer beschädigt worden. In Worringen ist das passiert, was die Kölner Polizeiführung immer wieder befürchtet. Kripochef Michael Esser sieht eine Gefahr für die Menschen, die in Häusern leben, in denen Geldautomaten integriert sind. Esser zeigt sich besorgt, weil der Einsatz von Sprengstoff bei diesen Taten auch zu Verletzten oder Toten führen könnte. Auch die Statik von Gebäuden könne in Mitleidenschaft gezogen werden, sagte Esser bei einem Interview zu diesem Thema. Beunruhigend sei, dass die Automatensprenger immer stärkeren Sprengstoff verwenden und damit bei ihren Attacken auch Unbeteiligte oder sich selbst verletzen würden, teilte das Innenministerium mit.

Seit 2020 seien bei Angriffen auf Geldautomaten 17 Menschen verletzt worden – davon sechs Tatverdächtige, ein Polizist und zehn Unbeteiligte. Ältere Daten gäbe es nicht, da die Verletzten laut dem Ministerium erst seit 2020 erfasst worden seien.

Die Angriffe selbst werden dabei immer gefährlicher. So setzen die Täter laut Bundeskriminalamt neben explosiven Gasgemischen meist sogenannte Festsprengstoffe ein, darunter auch selbstgebastelte Sprengsätze. „Bei diesen Festsprengstoffen lässt sich die Sprengwirkung noch schlechter einschätzen als bei Gasen“, sagte Bastian Kipping vom Landeskriminamt Rheinland-Pfalz im Interview mit der „Tagesschau“. Die entstehende Wucht kann verheerend sein. „Dass die Gefahr zunimmt, zeigt sich auch an den Gebäudesachschäden. Die werden immer größer“, berichtet Kipping. Es wird befürchtet, dass irgendwann Anwohner bei einer Explosion ums Leben kommen. Im am meisten von den Sprengungen betroffenen Bundesland Nordrhein-Westfalen standen im vergangenen Jahr etwa die Hälfte der 181 attackierten Automaten in Wohngebäuden oder direkt angrenzend.

Geldautomatensprengung Köln-Lindenthal: Videos von Zeugen gesucht

Über den bei dem aktuellen Fall in Lindenthal verwendeten Sprengstoff machte die Kölner Polizei keine Angaben. Dass Sprengmittel nicht immer komplett bei einer Detonation umgesetzt werden, sei bei anderen Taten schon mal vorgekommen. Bei der Fahndung nach dem vermutlich drei Tätern setzt die Polizei auch auf Mithilfe der Bevölkerung. Auch Aufnahmen von Handyvideos sollten der Polizei überlassen werden. Hinweise unter Ruf 0221 229-0.

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