Der frühere Nationaltorwart berichtete auch, mit welchen Mitteln er unerwünschte Berichterstattung im Keim ersticken konnte.
Podiumsdiskussion KölnWie Toni Schumacher Journalisten für sich gewann

Toni Schumacher im Gespräch im Hörsaal der Sporthochschule.
Copyright: Nabil Hanano
„Die Medienwelt damals und heute kann man nicht vergleichen“, stellt Toni Schumacher gleich zu Beginn der Diskussion fest. Ein entscheidender Unterschied zwischen der Sportberichterstattung in den 70ern und 80ern und der heutigen sei, dass die Spieler heute besser auf die Konfrontation mit den Medien vorbereitet würden. „Damals war es noch so, dass nach dem Schlusspfiff die Fernsehteams und Journalisten einfach auf den Platz liefen“, erinnert sich Schumacher.
Der ehemalige Nationaltorwart und Fußballprofi des 1. FC Köln kam am Montag für eine Podiumsdiskussion in die Sporthochschule Köln. In dem gut besuchten Hörsaal auf dem Müngersdorfer Campus sprach er mit Sportjournalist und Buchautor Stephan Klemm über die Unterschiede in der Sportberichterstattung zwischen damals und heute.
Toni Schumacher: Journalisten und Sportler standen in gegenseitiger Abhängigkeit
Die Spieler hätten zu seiner Zeit völlig unbedarft nach dem Spiel Interviews gegeben. „Da hat keiner gesagt, ‚Achtung, da kommen die Journalisten, bereite dich darauf vor!‘“ Der heute 70-Jährige vermisst diese ungefilterte Art der damaligen Berichterstattung: „Ich finde das viel besser, dass man beim Interview noch voller Emotionen war.“
Schumacher begann seine Profikarriere beim 1. FC Köln, wo er bis 1989 als Torwart spielte. Im Anschluss spielte er bei Schalke 04 und bei Fenerbahçe Istanbul bis zum Ende seiner Karriere 1996. Seine von großen Erfolgen geprägte Laufbahn wurde immer wieder von kleineren und größeren Skandalen überschattet. Zum Beispiel die Veröffentlichung seines Buches „Anpfiff“, in dem er brisante Einblicke in den deutschen Profifußball lieferte. Das führte schlussendlich zur Beendigung seines Vertrags beim 1. FC Köln.

Toni Schumacher im Hörsaal 1 der Sporthochschule.
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Ein weiterer Unterschied in der Berichterstattung sei, dass Sportler und Journalisten damals in einer gegenseitigen Abhängigkeit gestanden hätten. Die Sportler hätten den Journalisten spannende Geschichten aus ihrem Leben geliefert und im Gegenzug hätte sich die Presse mit allzu kritischer Berichterstattung zurückgehalten. Vor allem, wenn ein Nachwuchstalent Chancen auf die große Karriere gehabt hätte, wäre die Berichterstattung der lokalen Presse positiv ausgefallen. „Und dann ist natürlich klar, warum die Kölner Presse immer überschwänglich über mich geschrieben hat“, bemerkt Schumacher. „Denn wenn ein Torwart aus der eigenen Stadt in die Nationalmannschaft kommt, hat man natürlich seine Storys.“
Die Fußballprofis der damaligen Zeit hätten aber auch ihre Mittel gehabt, um unliebsame Berichterstattung im Keim zu ersticken. Wenn zum Beispiel ein Medienvertreter im Trainingslager der Nationalmannschaft in den Abendstunden etwas beobachtete, was lieber unter Verschluss bleiben sollte, hätten Schumacher und seine Mannschaftskollegen gedroht: „Mein Freund, wenn du das schreibst, kannst du nach Hause fahren, dann bekommst du nichts mehr, keine Bilder, keine Storys.“ Aber wenn er die brisanten Details unter Verschluss hielt, stand einer Zusammenarbeit nichts im Wege. „Das war ein Geben und Nehmen“, sagt Schumacher.