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„Maximal nachhaltig“Neues Büroquartier in Niehl entsteht in Holz-Hybrid-Bauweise

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Büroquartier Niehl

Von außen und von innen spielt Holz in den Entwürfen für das neue Büroquartier in Niehl eine tragende Rolle. 

Aus Architektensicht ist es laut Stefan Höher so, dass viele Menschen Holz im Innenraum mit Wohnen verbinden, aber nicht mit Büros. „Wir haben uns gefragt: Muss das sein?“ Die Antwort laute nein. Das zeigt Projektentwickler Bauwens in einem Partnerprojekt mit der Dumont-Mediengruppe auf.

Sechs Bürogebäude und ein Mobility-Hub sollen am Dumont-Verwaltungssitz an der Friedrich-Karl-Straße, Ecke Boltensternstraße in Niehl in Holz-Hybrid-Bauweise entstehen. Die Fläche ist bisher zum Teil ungenutzt, zum Teil sind dort Parkplätze vorhanden. Der von Architekt Wiel Arets aus Amsterdam geplante Bürokomplex überzeugt auch die Politik.

Die sechs asymmetrisch angeordneten Bauten sollen in Modulbauweise entstehen und im Erdgeschoss verbunden sein. Die tragenden Stützen und Züge im Boden bestehen aus Holz, lediglich die Bodenplatten aus Beton, die Front aus Glas – laut Höher die gängige Bauweise bei Beachtung des Brandschutzes. Jedes der sechs Gebäude erhält sechs Stockwerke, so sollen 45 000 Quadratmeter Bürofläche auf 20 000 Quadratmeter passen. Die Anordnung der einzelnen Bauten soll ermöglichen, dass möglichst viele Büros einen Blick in die Ferne haben. Dazu kommt der Mobility-Hub (siehe Kasten), der auch einem weiteren Gebäude weichen könnte.

Den Planern war auch die Effizienz der Gebäude wichtig, so sind auf der gesamten Dachfläche Photovoltaikanlagen geplant. „Diese sind so leistungsstark, dass ein Großteil der Energie für den ständigen Betrieb vor Ort produziert wird“, meint Höher, der als Bereichsleiter von Bauwens tätig ist. Auch Wärme und Kälte sollen durch Fernwärme und Geothermie auf Strom basieren. Die Abwärme der Serverräume soll umgeleitet werden, um im Winter zu heizen. Im Sommer werde durch Grundwasser passiv gekühlt.

Angebote für Mobilität

1000 Stellplätze für Fahrräder, Lastenräder und E-Bikes sind in dem ebenfalls aus Holzmodulen gebauten Mobility-Hub am Eingang zum Büroquartier geplant. Der Begriff meint nicht mehr als einen Knotenpunkt, der Verkehr und Menschen entlasten soll. In diesem Fall ist es ein Parkhaus, in dem die untere Etage für Velos und Pedelecs reserviert bleibt. In den oberen Geschossen sollen dennoch Stellplätze für Autos entstehen. Durch verschiedene Möglichkeiten für Carsharing und Elektromobilität sowie die zahlreichen Plätze für Räder ist es laut Stefan Höher, Bereichsleiter bei Bauwens, möglich, deutlich weniger Stellplätze zu errichten, als der Stellplatzschlüssel für Neubauten der Stadt Köln eigentlich vorgibt.

Das siebte Puzzle-Teil des Büroquartiers ist die Art der Planer, mit Mobilität anders umgehen zu wollen. Das Mobilitäts-Hub soll durch eine besondere Bauweise zügig rückgebaut werden können, sollten die Stellplätze eines Tages nicht mehr benötigt werden. Das Bauwerk kann dann laut Höher einem weiteren Bürogebäude weichen. (rom)

Neben Materialien und Effizienz gehört auch die Suffizienz – also die Frage nach der Notwendigkeit – laut Stefan Höher zu einer guten Nachhaltigkeitsstrategie. Eine Tiefgarage hielten die Verantwortlichen demnach nicht für notwendig. „Das Projekt ist maximal nachhaltig“, sagt Höher. Die außergewöhnliche Bauweise gebe es in Köln bisher nicht. Es gebe lediglich ein paar Beispiele in Europa, aber keines in dieser Größe. „Es ist nicht nur für Köln ein Leuchtturmprojekt, sondern mindestens auch eines für NRW“, schwärmt der gelernte Architekt von dem Büroquartier. Die Hochbauarbeiten soll 2023 beginnen, der Bauantrag in den nächsten Tagen bei der Stadt eingehen. Kölns Baudezernent Markus Greitemann freut sich bereits auf die städtebauliche Veränderung im nördlichen Eingang in die Stadt. „Ich bin froh, dass das Entree nach Nippes erheblich verbessert wird.“

Das Holz zum Anfassen im Innenraum der Büros wird nach Fertigstellung die Mitarbeiter einer Bundesbehörde erfreuen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat laut Höher bereits den gesamten Komplex angemietet.

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