Höhenretter der Kölner Feuerwehr trainieren auf der Baustelle des MiQua ober- und unterirdisch.
MiQua-BaustelleSo probt die Kölner Feuerwehr hier für den Ernstfall

Höhenrettungs-Übung der Feuerwehr auf der Miqua-Baustelle
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Diese Baustelle ist ein Mammutprojekt: Um im MiQua, dem Museum im Quartier, die Spuren aus 2000 Jahren Kölner Stadtgeschichte freizulegen und erlebbar zu machen, braucht es viele Hände. Aktuell sind es 74 Handwerker verschiedener Gewerke, die täglich auf der Baustelle in der Altstadt ein und aus gehen. Gerüstbauer, Schweißer, Dachdecker, Zimmermänner: „Jeder Job hier ist gefährlich“, sagt Bauleiter Matthias Zoppelt. „Aber wir versuchen, das Risiko einzudämmen.“ Seit zehn Jahren eine unfallfreie Baustelle dieser Größenordnung, darauf sei er stolz, sagt Zoppelt.
Eine Großbaustelle wie die des MiQua verändert sich im Laufe der Zeit immer wieder: Gerüste werden neu auf und ab gebaut, Lücken geschlossen und neue Zugänge gebaut. So verändern sich auch die Rettungswege immer wieder. Deshalb probt die Kölner Feuerwehr vor Ort regelmäßig für den Ernstfall. Auch auf dieser Baustelle wird das Team der Höhenretter eingeschaltet: Die Einsatztruppe, die an ihren roten Schutzanzügen zu erkennen ist, ist nicht nur für die Bergung von Verletzten aus der Höhe zuständig, sondern auch in der Tiefe. Am Freitag sind es fünf Höhenretter und die Teilnehmer eines Lehrgangs aus der Feuerwehrausbildung, die als Unterstützung dabei sind.

Rettung auch unterirdisch: Bei der Übung werden die Höhenretter auch von Feuerwehrleuten in der Ausbildung unterstützt.
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Metertief geht es im MiQua hinab, denn die Besucher sollen später einmal Einblicke in die Erdschichten und darin enthaltenden Funde bekommen. Verletzte bergen geht an diesem Teil der Baustelle an manchen Stellen nur auf den Knien, gebückt und auf Schotter. „Das ist extrem anstrengend und Kräftezehrend für unsere Leute“, sagt Ulrich Laschet, Pressesprecher der Feuerwehr Köln. Um die Trage mit dem Patienten oder der Patienten wieder ans Tageslicht zu befördern, braucht es zudem viel Equipment. Seilwinden werden an der Drehleiter eines Feuerwehrfahrzeuges befestigt, damit der zur Sicherheit gut festgeschnallte Verletzte nach oben gezogen werden kann.
Rettung einer Person aus der Höhe
Zuvor wird am Freitag aber die Rettung aus der Höhe geprobt: Die Aufgabe ist, eine Person aus einem entlegenen Teil des Hochbaus zu bergen. Noch ist das Dach nicht geschlossen, in einem Monat soll die Dachhaut zugemacht werden. Die Feuerwehrleute müssen sich immer wieder unter den Stahlträgern hindurch ducken. Hier oben wird die Techniketage mit Belüftungsschächten entstehen. „Wenn die Haustechnik installiert wird, haben wir mindestens 120 bis 130 Arbeiter pro Tag auf der Baustelle“, sagt Bauleiter Zoppelt. „Es wird sehr, sehr eng hier.“

Eng wird es auch bei der Bergung im Obergeschoss.
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Alles läuft reibungslos, in kürzester Zeit ist die Trage mit der „Patientin“ und Höhenretter Wolfgang Norbel aus der obersten Etage auf der Straße Unter Goldschmied angekommen. Norbel ist seit Gründung der Abteilung 1996 bei den Höhenrettern, er kann längst nicht mehr zählen, wie oft er sich irgendwo abegeseilt hat. Geprobt wird in der Feuerwache 4 in Bickendorf, wo die Truppe stationiert ist, aber auch an Baukränen, der Hohenzollernbrücke, den Kranhäusern oder am Dom. „Alles, was wir aus der Höhe heraus umsetzen können, können wir auch entgegengesetzt aus der Tiefe retten. Da sind natürlich Baugruben prädestiniert für solche Einsätze“, sagt Norbel.
Nach der Übung gibt es eine gemeinsame theoretische Auswertung von Einsatzleitung und Bauleitung. Zoppelt zieht ein erstes Fazit: „Wir müssen die Gerüsttürme noch verbreitern, um die Tragen durchzukriegen, und die Flucht- und Rettungswege noch mal vergrößern“, so der Bauleiter. Spätestens in einem Jahr will er die Übung wiederholen. Dann habe sich wieder viel verändert auf der Baustelle.