Vor einem Kiosk in Buchheim herrscht abends Hochbetrieb. Ende Juni ließ die Stadt das Büdchen schließen, kurz darauf übernahm ein neuer Pächter.
Drogen und LärmKiosk in Buchheim raubt Nachbarn Schlaf und Nerven

Um den Kiosk an der Guilleaumestraße herum herrscht in den Abend- und Nachtstunden viel Betrieb.
Copyright: Bernd Schöneck
Die ersehnte Ruhe für die Nachbarschaft währte letztlich nur vier Wochen: Seit mindestens zwei Jahren sorgt das Treiben rund um einen Kiosk an der Guilleaumestraße für Unmut. Den ganzen Tag über und bis in die Nacht hinein herrscht enormer Betrieb; zahlreiche Besucher reisen mit dem Auto an. Oftmals wird gegen die Einbahnstraße gefahren und geparkt, die kleine Guilleaumestraße in drei Reihen auf Fahrbahn, Radstreifen und Bürgersteig komplett zugesetzt. Es gibt Gehupe, Motorengeheul, laute Musik und Unterhaltungen, und am nächsten Morgen liegt im Umkreis alles voller Müll.
Verstöße gegen Alkoholverbot für Jugendliche
Ende Juni dieses Jahres kam die vermeintliche Erleichterung: Damals schloss das städtische Ordnungsamt den Laden, zusammen mit drei weiteren Kiosken in den Stadtbezirken Mülheim und Kalk. Gründe für die Schließungen waren laut Stadt-Sprecher Robert Baumanns schwerwiegende Verstöße gegen den Jugendschutz, die Tabak- und Alkohol-Gesetzgebung sowie das Gewerberecht – etwa der Verkauf von Alkohol- oder Tabakwaren an Minderjährige oder der Vertrieb von unversteuerten Tabakwaren und E-Zigaretten. Auch Lachgas werde, laut übereinstimmender Schilderung und Beobachtung aller Beteiligten, an Minderjährige verkauft. Doch schon Ende des Folgemonats ging es in dem Kiosk unter neuem Pächter weiter, und die vorherigen Zustände sind zurückgekehrt. Die Anmeldung des jetzigen Betriebs lief über eine andere Person als den vorherigen Betreiber.
Nachbarin dokumentiert Zustände am Kiosk in Köln-Buchheim mit Fotos
„Wir wollen, dass sich hier endlich etwas bewegt“, sagt eine Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden will. In Hunderten Fotos und Videos hat sie den alltäglichen Wahnsinn vor ihrer Wohnung festgehalten. Darauf sind unter anderem offensichtlich minderjährige Jugendliche, die aus dem Laden kommen, beim Konsum von Lachgas oder beim Rauchen zu sehen, Waren-Übergaben aus dem Kofferraum geparkter Pkw, oftmals mit Kennzeichen weit entfernter Regionen, oder die auf ganzer Breite mit Autos zugestellte Straße, auf der kein Durchkommen mehr ist.

Eine Lachgas-Kartusche steht auf dem Bürgersteig vor dem Kiosk-Eingang.
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„Manchmal kann ich nicht bei offenem Fenster fernsehen oder mich unterhalten, weil es draußen einfach zu laut ist.“ Es komme sogar vor, dass sich die Besuchergruppen bei schlechtem Wetter Zutritt zu Wohnanlagen verschafften und per Lift ins Dachgeschoss fahren würden, um sich dort aufzuhalten. Wenn Leute aus der Nachbarschaft die Gäste des Kiosks ansprächen, erlebten sie völlige Respektlosigkeit und Gleichgültigkeit.
Immobilienverwaltung bereitet Situation am Objekt Sorgen
Die Immobilienverwaltung Haus Baden, die eine Wohnanlage direkt am Geschehen verwaltet, hat sich in den Fall eingeschaltet. „Wir wollen für unsere Mieter etwas tun, darunter zahlreiche Senioren, für die Kinder in der Umgebung sowie die Menschen im Veedel allgemein“, so ein Mitarbeiter. Das Haus, in dem die Wohnanlage liegt, sei als Wohnungs-Eigentümergemeinschaft (WEG) organisiert; die betreffenden Kiosk-Räume gehörten aber nicht dem Unternehmen, sondern einem privaten Eigentümer. „Wir hätten den Kiosk sogar notfalls gekauft, aber die Preisvorstellungen des Eigentümers waren so utopisch, dass es sich ausschloss.“
Auch Vertreter der Kinder- und Jugendeinrichtungen – im direkten Umkreis liegen zwei Grundschulen, eine Realschule, ein Gymnasium, ein Kindergarten sowie ein Jugendzentrum – bestätigen die Beobachtungen. „Wir sehen sehr viele Kinder und Jugendliche, die mit E-Vapes und Lachgas-Kartuschen herumlaufen, manchmal sogar durch die Gegend torkeln“, so ein Beteiligter. „Aus fachlicher Sicht, etwa in der Sozialraumkoordination und dem Jugend-Arbeitskreis, merken wir seit Jahren an, dass die Situation höchst problematisch ist.“ Neben der Rolle von Lachgas als möglicher Einstiegsdroge sei auch der Umweltaspekt problematisch, da der Stoff ein sehr starkes Treibhausgas, und die Entsorgung der Kartuschen nicht geregelt sei.
Die Flaschen dürfen nicht im Restmüll entsorgt werden, weil von nicht vollständig entleerten Behältern Explosionsgefahr bei der Müllverbrennung ausgeht. In der Verwaltung sei man sich der Situation bewusst, so Stadt-Sprecherin Jutta Doppke-Metz. „Die Stadt hat den aktuellen Zustand seit der Wiedereröffnung im Blick.“ Bei der Polizei-Pressestelle verwies man darauf, dass in dieser Sache die Stadt zuständig sei. Der Pächter des Kiosks war telefonisch nicht zu erreichen.