Beim Prozess in Köln schildert die Tochter des mutmaßlichen Mordopfers die belastende „toxische Beziehung“ ihrer Mutter zum Angeklagten. Diese war nach 26 Messerstichen aus dem Fenster gesprungen.
Fenstersprung in Köln-BuchheimTochter berichtet über „toxische Beziehung“ ihrer Mutter

In Köln-Mülheim ereignete sich das tödliche Drama.
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Das war keine einfache Zeugenaussage: Von Trauer, Emotionen und Tränen immer wieder überwältigt, hat am Montag die Tochter (21) eines mutmaßlichen Mordopfers vor dem Landgericht ausgesagt. Das 38 Jahre alte Opfer war im Oktober an den Folgen von 26 Messerstichen und einem anschließenden Sturz aus dem Küchenfenster ihrer Wohnung im vierten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses in Buchheim verstorben. Zuvor sollen die Frau und ihr Lebensgefährte (54), der nun wegen Mordes angeklagt ist, einen heftigen Streit gehabt haben. Anlass für den Streit soll die wenige Tage zuvor von der Frau vollzogene Trennung und der damit verbundene Rauswurf des 54-Jährigen aus der Wohnung gewesen sein.
Tochter: „Er hat uns gegeneinander aufgehetzt
In ihrer Aussage bezeichnete die 22 Jahre alte Mutter eines zweijährigen Sohnes den Angeklagten als Intriganten: „Er hat uns gegeneinander aufgehetzt. Er wollte uns gegeneinander aufbringen, um die Familie kaputtzumachen, damit er meine Mutter alleine für sich hat“, sagte die 22-Jährige. Zu Beginn der Beziehung zu ihrer Mutter habe sich der Angeklagte „eigentlich noch total normal verhalten“, bekundetet die 22-Jährige, die in dem Prozess auch als Nebenklägerin auftritt. Mit der Zeit habe seine Eifersucht dann aber immer weiter Raum gegriffen.
So habe der Angeklagte zur Mutter gesagt: „Wenn er sie nicht haben könne, dann keiner. Sonst würde er sich und meine Mutter umbringen“, so die Zeugin, die aber einschränkte, dass sie das nicht selbst gehört, sondern von der Mutter berichtet bekommen habe.
Auch sei es wiederholt zu Trennungen — insgesamt sechs bis acht — gekommen. „Aber meine Mutter hat ihn immer wieder zurückgenommen“, sagte die 22-Jährige. Oft habe der Angeklagte ihr dann versprochen, dass die Mutter „ihre Freiheiten“ bekomme, und die Mutter habe ihm wieder eine „letzte Chance“ gegeben. Bei der Mutter einziehen dürfen, habe der Angeklagte auch nur, weil er die Mutter so lange bequatscht habe, bis sie schließlich zugestimmt habe, obwohl sie dies eigentlich nicht gewollt habe. Sie habe Konflikte einfach nicht gut austragen können und habe immer nachgegeben, „um des Friedens willen“.
Mutter vermeidete Konflikte mit dem Angeklagten
Als der Angeklagte dann bei ihrer Mutter eingezogen sei, habe er ihr aber unentwegt Vorschriften machen wollen. „Die Beziehung war in meinen Augen sehr toxisch“, so die 22-Jährige und nannte ein bizarres Beispiel der Kontroll- und Eifersucht des 54-Jährigen, die die Liebe der Mutter zum 1. FC Köln betraf: „Sie durfte keinen Fußball mehr gucken, weil man da anderen Männern beim Spielen zuguckt.“ Als sie das mitbekommen habe, habe sie sich eingemischt und dem Angeklagten gesagt, er solle die Mutter machen lassen, was sie wolle. „Da ist er laut geworden und hat zu mir gesagt, ich solle mich da raushalten“, sagte die 22-Jährige.
Ihre Mutter sei hingegen so gut wie nie in den Konflikt mit dem Angeklagten gegangen. Auf die Nachfrage der Vorsitzenden Sabine Kretzschmar antwortete die 22-Jährige: „Weil sie Angst vor ihm hatte.“ Zum Abschuss wollte die Vorsitzende noch wissen, wie sich die 22-Jährige heute fühle. Daraufhin brach die Zeugin in Tränen aus und sagte, es gehe ihr „sehr schlimm“. Am schlimmsten sei für sie aber zu wissen, „dass mein Sohn seine Oma verloren und sie nie richtig kennengelernt hat“. Der Prozess wird fortgesetzt.