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Köln-DellbrückDarum steht der Thurner Hof im Schwarzbuch 2025

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Ein Schmuckstück aus der Zeit der Renaissance: der Thurner Hof.

Ein Schmuckstück aus der Zeit der Renaissance: der Thurner Hof.

Was lange währt, ist immer noch nicht gut. Von einem leerstehenden Rittergut und empörten Steuerzahlern. 

Köln ist wieder mit dabei, und das ist eine schlechte Nachricht. Der Bund der Steuerzahler listet den Thurner Hof in Dellbrück als einen von 16 Fällen in seinem Schwarzbuch auf, bei denen in NRW nach seiner Einschätzung Steuergeld verschwendet wurde oder bei denen Verschwendung droht. Der Grund: Das seit 2008 für mehr als 800.000 Euro aufwendig sanierte Herrenhaus an der Strunde wird bis heute nicht genutzt. Und seine Wiedereröffnung sei weiterhin fraglich, so der Bund der Steuerzahler (BdSt).

Der Thurner Hof, ein ehemaliger Rittersitz, befindet sich im Eigentum der Stadt. Bis Anfang der 2000er Jahre wurden die Räume des Hofes von der Volkshochschule (VHS) Köln, von örtlichen Vereinen wie dem Geschichtsverein Dellbrück, Parteien, Initiativen und einem örtlichen Imker genutzt. 2008 begann eine umfangreiche Sanierung mit dem Arbeitslosenprojekt „Win-Win für Köln“, die 2015 abgeschlossen sein sollte. Doch die Fertigstellung verzögerte sich erheblich.

Wegen einer für den zukünftig beabsichtigten Zweck fehlenden Baugenehmigung kann das Gebäude aktuell nicht genutzt werden.
Mitteilung der Stadt an den Bund der deutschen Steuerzahler

2022 seien die Sanierungsarbeiten abgeschlossen worden, habe die Stadt dem BdSt erklärt. Genutzt wurde das historische Gut dennoch weiter nicht. 2024 habe die Stadt Köln dann auf Anfrage mitgeteilt: „Wegen einer für den zukünftig beabsichtigten Zweck fehlenden Baugenehmigung kann das Gebäude aktuell nicht genutzt werden.“

Einen Monat später, im Dezember, sei in einer weiteren Antwort deutlich geworden, dass sich die Baugenehmigung aus den 1970er Jahren nicht mit dem heutigen baulichen Zustand deckt. „Es sind bauliche Veränderungen vorgenommen worden, und diese Veränderungen bestanden bereits vor der Sanierung im Rahmen des Projekts ,Win-Win für Köln'. Die Verwaltung prüft zurzeit eine mögliche Nutzung des Gebäudes durch die Volkshochschule, alternativ anderweitige Nutzungen und leitet die Schritte zur Klärung der bauordnungsrechtlichen Zulässigkeit dessen derzeit in die Wege.“ Und: Zwischenzeitlich hätten sich die von der VHS zu beachtenden Anforderungen geändert, beispielsweise seien Kurse in der Regel inklusiv und würden auch von mobilitätseingeschränkten Menschen genutzt, habe die Stadt mitgeteilt, so der BdSt.

Im Juni 2025 habe es dann schließlich geheißen, dass sich der Plan, den Hof durch die VHS als Ort der Umweltbildung zu nutzen, wegen fehlender Barrierefreiheit und finanziell nicht realisieren lasse.

Dellbrücker Vereine streiten für zivile Nutzung der Hofanlage

Vor seiner Sanierung wurde der Thurner Hof von vielen örtlichen Vereinen und Initiativen genutzt, der VHS-Bio-Garten am Thurner Hof wurde auch während der Sanierung weiter bewirtschaftet. „Dass die VHS das historische Gebäude nicht nutzen kann, ist absolut nachvollziehbar. Wie soll man ein verwinkeltes dreigeschossiges Renaissance-Fachwerkhaus barrierefrei machen?“, sagt Thomas Mildenberger, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Dellbrück, der sich mit anderen örtlichen Initiativen seit langem für eine Nutzung der Hofanlage durch die Zivilgesellschaft engagiert. „Die wollen wir in Zukunft unbedingt wieder ermöglichen“, so Mildenberger. „Als Ort für Vereine, Treffpunkt für Jugendliche und vieles andere mehr.“ Deshalb trafen sich Vertreter der Stadt, des SPD-Ortsvereins, des Dellbrücker Bürgervereins und des Runden Tisches Dellbrück im Juli. Überlegt worden seien diverse Modelle, darunter auch die Trägerschaft durch einen „traditionellen Dellbrücker Karnevalsverein“.

Auf Anfrage der Rundschau zum aktuellen Planungsstand teilte die Verwaltung gestern lediglich mit: „Die Stadt prüft intensiv eine alternative Nutzung für den Thurner Hof.“ Entschieden ist also weiterhin nichts. (mit dpa)