„Gipfel der Frechheit“Stadt Köln verschiebt seit 2014 Umbau des Dellbrücker Markts

Lesezeit 3 Minuten
Rainer Drese, HorstNoack, Hans Stengle und Jonas Höltig (v.l.)

Rainer Drese, Horst Noack, Hans Stengle und Jonas Höltig (v.l.) fordern von der Stadt, die lange hinausgeschobene Umgestaltung des Dellbrücker Markts vorzunehmen.

Pläne und Bewilligung der Finanzierung für den Markt in Köln-Dellbrück reichen bis ins Jahr 2013 zurück. Ein Baubeschluss wird nicht vor Anfang 2023 erwartet – Anwohner und Politiker sind empört.

Vielen Dellbrücker Bürgern verschlug es die Sprache, als Rainer Drese vom SPD-Ortsverein sie darüber informierte, dass die Stadt den Umbau des Dellbrücker Markts ein erneutes Mal verschiebt. Einige davon trafen sich nun, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Umbaupläne reichen bis ins Jahr 2013 zurück.

Damals wurde bekannt, dass die Stadt im Rahmen ihres Projekts „Zentrale Plätze in den Stadtbezirken“ 800.000 Euro zur Verfügung stellen würde. In der Folge kamen dann Dellbrücker Bezirksvertreter von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen zusammen, um Eckpunkte in einem ersten Konzept zu verarbeiten.

Dazu gehörten die Sanierung des bereits befestigten südwestlichen Teils des Markts sowie die Aufbringung von Asphalt oder Pflaster auf der unbefestigten Schotterfläche im nordöstlichen Bereich. Die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern über den existierenden Bestand hinaus, die Schaffung von Flächen für Außengastronomie und die Aufstellung von Sitzbänken waren weitere Ideen.

Umbau des Dellbrücker Markts: Antrag wurde bereits Ende 2014 genehmigt

Im Dezember 2014 beschloss die Bezirksvertretung auf Antrag von SPD, CDU und Grünen die Aufwertung des Platzes. Die Haushaltsmittel dafür standen seit dem Haushalt 2016/2017 bereit. Die Planungen wurden im Januar 2016 den Einwohnern des Stadtteils vorgestellt und nach Einarbeitung von Änderungswünschen durch das Amt für Stadtplanung beschlossen.

Die Bezirksvertretung Mülheim fasste daraufhin im Januar 2017 den Planungsbeschluss und beauftragte die Stadt, mit der Ausbauplanung zu beginnen. Im Juni lag die Entwurfsplanung vor. Doch dann folgte eine endlos scheinende Folge von Enttäuschungen. Noch 2017 ging die Stadt davon aus, dass nicht vor Ende 2018 mit dem Umbau begonnen werden kann.

„In der Beantwortung einer Anfrage hieß es, die Maßnahme werde bis spätestens 2020 umgesetzt“, berichtet Drese, von Hause aus Architekt und Stadtplaner. Doch die Vergabe der Ausführungsplanung erfolgte erst Anfang 2019 – also zwei Jahre später. Im Juli 2021 versprach das Amt für Straßen und Radwegebau, dass noch im gleichen Jahr mit der Umgestaltung zu rechnen sei. Auch daraus wurde nichts.

Umbau des Markts ist seit zwölf Jahren ein zentrales Thema im Stadtteil

Im August meldete sich die Stadt bei Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs, um ihm mitzuteilen, dass endlich ein Baubeschluss gefasst werde, und zwar noch in diesem Jahr. Doch der kam auch nicht. „Ich schrieb daraufhin das Amt an, und fragte nach, was denn passiert sei. Die Antwort hat mich geschockt“, schildert Drese.

Darin werde versichert, dass die Maßnahme oberste Priorität im Amt genieße. Doch: „Allerdings gibt es bei der Planung viele Dinge, die zu berücksichtigen sind und Personen, die zu beteiligen sind. Die meisten dieser Personen und Organisationen haben selbst leider andere Prioritäten.“

So könne die Zeitschiene für das Umgestaltungsprojekt nicht wie vorgesehen eingehalten werden. Man hoffe, den Baubeschluss im ersten Halbjahr 2023 einzuholen. „Das ist der Gipfel der Frechheit“, empört sich nicht nur Drese, sondern unter anderem Horst Noack und Hans Stengle, die seinerzeit als Ratsmitglied und Bezirksvertreter der SPD am ersten Entwurf beteiligt waren.

 „Wenn jetzt nichts kommt, gibt es einen Aufstand“

Ebenso kann sich der derzeitige Bezirksvertreter Jonas Höltig (Grüne) nur wundern: „Ich bin zwar neu, doch ich weiß, dass der Umbau des Markts seit zwölf Jahren ein zentrales Thema im Stadtteil ist. Wenn die Stadtverwaltung es in dieser Zeit nicht schafft, das Vorhaben umzusetzen, erschüttert dies das Vertrauen der Bevölkerung in Politik und Verwaltung.“

Auf der anderen Seite freut er sich, dass sich die Aktiven auch ohne Amt und Mandat so für den Stadtteil einsetzen und er in ihnen Partner gefunden hat. Er will sie in ihrem Anliegen parteiübergreifend unterstützen.

Der SPD-Ortsverein wiederum verfasste einen Brief an den zuständigen Dezernenten Ascan Egerer und forderte ihn darin auf, sich der Sache persönlich anzunehmen. Grund sei, dass man zu dem Schluss gekommen ist, die Glaubwürdigkeit grundsätzlich infrage stellen zu müssen. Drese: „Wenn jetzt nichts kommt, gibt es einen Aufstand.“

Rundschau abonnieren