100 Jahre SommerfrischeIn Köln-Dünnwald geht man seit 1923 baden

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Auf einer Schwarz-Weiß-Fotografie sind viele Männer im Anzu zu sehen. Vor ihnen sitzen junge Leute am Ufer eines Sees, zum Teil im Wasser.

Eröffnungsfeier des Strandbads Loreley 1923.

Vom „Strandbad Loreley“ zum Waldbad Dünnwald: Die Geschichte des Schwimmbads liegt bald zum Nachlesen vor. Denn vor 100 Jahren wurde es gegründet, damals kam sein Wasser noch aus dem Mutzbach. 

Vom Schlammbad zum Erlebnisort – so könnte die 100-jährige Geschichte des Waldbads in wenigen Worten umschrieben werden. Nun verfasst der Vorsitzende des Fördervereins Dünnwalder Waldbad, Marc Jan Eumann, eine Broschüre, in der diese Geschichte ausführlich beleuchtet werden soll. 

„Treibende Kraft war der Sozialdemokrat und Gewerkschafter Peter Baum“, berichtet Eumann. Auf dessen Initiative sei 1922 das Freie Ortskartell Dünnwald (FOK) gegründet worden, in dem die Ortsverbände der SPD, des Freien Gewerkschaftsbunds, der Arbeiterwohlfahrt sowie der Sozialistischen Jugend „Die Falken“ mitarbeiteten. Außerdem waren die zur Arbeiterbewegung zu rechnenden Vereine Volkschor „Loreley“, Arbeiter-Turn-Verein und Arbeiter-Radfahrverein „Frisch-auf-1906“ beteiligt. Das FOK sollte mit Unterbrechungen bis heute die Trägerschaft des Waldbads innehaben.

Nach dem Volkschor, der beim Bau half, wurde das Kölner Bad „Strandbad Loreley“ getauft

Bereits im Gründungsjahr begann man mit den Erdarbeiten für ein Strandbad am Mutzbach. Der Bach wurde im Bereich des heutigen Waldbads auf etwa 20 x zehn Meter verbreitert und bis zu einer Tiefe von 1,20 Meter ausgehoben. Das Becken war anfangs mit Reisigbündeln ausgekleidet. Die Eröffnung fand 1923 statt. Eumann: „Da der Volkschor sich bei den Arbeiten besonders hervorgetan hatte, wurde die Anlage „Strandbad Loreley“ genannt.

Der erste Badespaß währte allerdings nicht lange. Der Mutzbach lagerte schon bald Sedimente im Becken ab. Es verschlammte. So wurde aus dem Strandbad ein Schlammbad. Es dauerte mehrere Jahre, bis sich dieser Zustand änderte. Eumann: „Mit viel Aufwand besorgte das FOK 200 Sack Zement, um ein Betonbecken zu bauen.“ Dieses konnte bis zur Neueröffnung des Bads zu Pfingsten 1928 fertiggestellt werden.

Hitlerjugend übernahm Trägerschaft des Strandbads in Köln-Dünnwald

Einen tiefen Einschnitt erlebte das FOK im März 1933: Die Nazis verboten es als staatsfeindliche Vereinigung und übertrugen die Trägerschaft des Waldbads an die Hitlerjugend. Aus dem Strandbad Loreley wurde das Peter-Norkus-Bad. Namensgeber war ein Hitlerjunge, der während der Straßenkämpfe der 1920er Jahre umkam. Baum wurde 1944 von den Nazis im KZ Sachsenhausen ermordet.

Auf einem Schwarz-Weiß-Foto ist eine große Liegewiese zu sehen, im Hintergrund ist ein Schwimmbecken erkennbar.

Die Liegewiese des Waldbads in den 1950er Jahren.

Nach dem Krieg dauerte es mehrere Jahre, bis das Waldbad wieder eröffnet werden konnte. Nachdem sich die FOK-Vereinsstrukturen aus der Zeit vor der Naziherrschaft neu gebildet hatten, kam es anfangs noch zu einer Auseinandersetzung mit der Stadt um die Rückübertragung des Vermögens einschließlich des Waldbads. Eumann: „Das konnte erst abschließend durch ein Gerichtsverfahren im Frühjahr 1951 geklärt werden.“ Ein Jahr später wurde zum dritten Mal die Eröffnung gefeiert.

In den folgenden Jahren entstanden auf dem Gelände am heutigen Peter-Baum-Weg ein Campingplatz, ein AWO-Jugendheim, die Gaststätte Wildwechsel, eine Minigolf-Anlage und ein Boule-Platz. Das Wasser kam ab den 1960er Jahren nicht mehr aus dem Mutzbach, sondern aus einem eigens angelegten Brunnen. Heute wird das Becken beheizt, stehen Duschen, eine Sauna und eine Bühne für große Veranstaltungen zur Verfügung.

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