„Kratzen und Brummton“Merkwürdiges Geräusch im Kölner Nordosten aufgetaucht – Umweltamt ratlos

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Renate Litzkow beklagt das Lärmproblem unter anderem in der Odenthaler Straße in Dünnwald.

Renate Litzkow beklagt das Lärmproblem unter anderem an der Odenthaler Straße in Dünnwald.

In Köln plagt etliche Anwohner bereits seit mehr als einem Jahr ein fast unhörbares Geräusch. Es tauchte plötzlich auf. 

Schlaflos in Dünnwald – so könnte es in Anspielung auf einen Filmklassiker mit Tom Hanks heißen. Doch im Kölner Nordosten geht es weder romantisch noch lustig zu, sondern etliche Bewohner sind einfach nur genervt: Seit etwa einem Jahr werden sie häufig von fast unhörbaren Geräuschen geweckt.

„Es ging im September 2022 los mit Geräuschen wie ein Kratzen, das manchmal in einen Brummton übergeht“, berichtet Renate Litzkow aus der Odenthaler Straße. Oft höre sie die Geräusche nicht nur in ihrer Wohnung, sondern auch draußen – sogar im Wald. Es handle sich um Frequenzen um die 20 Hertz – für viele nur unterschwellig wahrnehmbar.

Köln-Dünnwald: „Nerviger Brummton“ plagt Anwohner – Künstlerkolonie Art Factory unter Verdacht

Litzkow: „Vielleicht liegt es an dieser außergewöhnlichen Frequenz, dass viele meiner Nachbarn nichts merken.“ Damit nicht genug: „Oft habe ich im Bett das Gefühl, dass der Raum vibriert.“ Andere Betroffene hatten ihr von Geräuschen erzählt, die an das Pumpen einer Waschmaschine erinnerten.

Auch ein Summen oder ein Brummton – teilweise wie das Wummern von Bässen – lasse sich wahrnehmen. Litzkow: „Bei ruhigem Wetter ist alles auch draußen zu hören. Im Haus allerdings ist es am intensivsten und da hilft nicht einmal Ohropax.“

Anfangs hatte sie die ehemalige Bäckerei Schnaß im Verdacht, die heutige Künstlerkolonie Art Factory. Doch: „Als das Umweltamt auf unsere Bitte in Zusammenarbeit mit den Eigentümern der Immobilie Untersuchungen durchführte und in der Künstlerkolonie sämtliche Geräte abgeschaltet waren, wurden von den Fachleuten trotzdem Störungen festgestellt.“ Das Umweltamt führte seine Messungen für die Dauer einer ganzen Woche und später nochmals für drei Tage durch.

Merkwürdiges Geräusch in Köln: Umweltamt trotz mehrerer Messungen weiter ratlos

Das Umweltamt bestätigte auf Anfrage das Vorhandensein von störenden Geräuschen: „Es sind tieffrequente Geräusche in Dünnwald wahrnehmbar.“ Die Geräusche konnten bei Untersuchungen aber keiner Quelle in der nächsten Nachbarschaft der Anwohnerin zugeordnet werden: „Insbesondere kommen Klimageräte oder Funkmasten in der Nähe der Anwohnerin nicht als Ursache für die tieffrequenten Töne infrage.“ Weitere Untersuchungen würden zurzeit noch stattfinden.

Die Dünnwalderin versuchte außerdem, noch weitere Betroffene zu finden – und fand diese auch. „Mir geht es genauso“, schildert Jörg Kreikebaum, ebenfalls aus Dünnwald. Karin Sumann, eine andere von den Tönen genervte, beschreibt eine besondere Beobachtung: Es komme vor, dass bei ihr das Windspiel ohne Grund klinge.

„Da ich in den vergangenen Wochen noch von vielen anderen Betroffenen in Dünnwald und der näheren Umgebung erfahren habe und nun noch eine Bestätigung vom Amt vorliegt, bin ich wenigstens in einer Hinsicht beruhigt: Ich bin nicht verrückt“, ist Litzkow erleichtert.

Merkwürdiges Geräusch: Anwohner in Dellbrück, Höhenhaus und Schlebusch berichten von nervigem Ton

Allein in Dünnwald machte Litzkow 18 Betroffene aus – weitere in Dellbrück, Höhenhaus, Schlebusch und Lützenkirchen. In Holweide oder Buchheim dagegen nehme sie nichts wahr. Sie hat den Verdacht, dass die Ursache in einer Großbaustelle oder einem Industrieunternehmen im Umkreis liegen könnte.

Damit liegt sie auf einer Linie mit der Hörakustikerin Jessica Paerschke, die in einem Fachgeschäft an der Dellbrücker Hauptstraße arbeitet. „Tieffrequenter Schall kann sich beispielsweise im Boden über viele Kilometer ausbreiten“, erklärt diese. So wisse sie von einer Tonfabrik, die die Einwohner eines Dorfs über lange Zeit zur Verzweiflung gebracht habe.

Nun wollen die Betroffenen weiter nach der Ursache ihres Leidens suchen und sich mit weiteren Betroffenen austauschen. Für eine bessere Kommunikation haben sie auch eine E-Mail-Adresse schlaflosduennwald@web.de eingerichtet. Wer Tipps über mögliche Geräuschquellen oder Anderes geben kann oder über seine Erfahrungen berichten möchte, solle sich über diesen Weg melden.

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