Abriss in Köln-FlittardWeltkriegs-Hochbunker soll Wohnhaus mit 30 Parteien weichen

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Der Bunker an der Pützlachstraße soll abgebrochen werden. 

Es ist ein grober Klotz mitten im Stadtteil. 80 Jahre lang stand der Hochbunker, zuletzt ungenutzt, an der Ecke Pützlachstraße/Miltzstraße unweit des Rheinufers. Nun wird er für ein Mehrfamilienhaus mit maximal 30 Wohnungen samt Tiefgarage abgebrochen.

So will es das Bochumer Bauträgerunternehmen „Markus-Bau“, das den Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg kürzlich von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gekauft hat.

Was ist auf dem Grundstück in Köln-Flittard geplant?

Da der L-förmige Betonbau umgeben ist von schmalen Straßen und enger Wohnbebauung, haben viele Anwohner großen Informationsbedarf. Wie viel Lärm verursacht der Abbruch? Wie wird der Baustellenverkehr organisiert? Was ist auf dem Grundstück geplant?

Obwohl das Vorhaben noch in einer frühen Phase stecke, konnte „Markus-Bau“-Geschäftsführer Karsten Koch auf einer ersten Informationsveranstaltung des Bürgervereins Flittard zumindest einige Fragen beantworten.

Einen verbindlichen Terminplan gebe es zwar noch nicht, sagte er vor rund 150 Zuhörern in der Flittarder Schützenhalle. Nach jetzigem Stand würden die Entkernungsarbeiten jedoch im zweiten Quartal dieses Jahres beginnen. Der eigentliche Abbruch sei für das dritte Quartal 2022 vorgesehen.

Sprengungen seien nicht geplant, der Schutzbau mit seinen bis zu zwei Meter dicken Betonwänden werde konventionell abgetragen – „durch Stemmen, Kneifen, Einreißen und Eindrücken“.

Eindämmung der Staubentwicklung

Durch Beregnung solle die Staubentwicklung reduziert werden, zur Eindämmung des Lärms sei ein spezielles Schallschutzgerüst vorgesehen: „Die Abbrucharbeiten sind aber garantiert lauter als das spätere Bauen“, so Karsten Koch. Technisch könnten aber mittlerweile Schwingungen in der Umgebung vermieden werden: „Es gibt mechanische Verfahren, die es ermöglichen, den Bunker abzubrechen, ohne dass es zu Folgeerscheinungen führt.“ Sollte es zu Schäden an umliegenden Gebäuden und Straßen kommen, hafte das Unternehmen.

Der Abbruch werde rund sechs Monate dauern, der Neubau mit drei Geschossen entlang der Pützlachstraße und zwei Geschossen an der Miltzstraße etwa 20 Monate. Spätestens im Frühjahr 2023 solle die Baugenehmigung dafür vorliegen. „Es ist sehr zu begrüßen, dass etwas gemacht wird“, kommentierte ein Teilnehmer den Vortrag: „Der Bunker ist keine Schönheit.“

Abriss und Neubau würden trotzdem mit großer Sorge gesehen, so Bruno Odenthal, Vorsitzender des Bürgervereins. Wegen der Einbahnstraßenregelung müssten die Baufahrzeuge voraussichtlich die komplette Flittarder Hauptstraße sowie die Pützlachstraße nutzen und damit den gesamten Ort durchqueren. Laut Karsten Koch muss die Fahrtroute noch mit der Stadt abgestimmt werden.

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Die künftige Tiefgarage mit Zufahrt an der schlecht ausgebauten Miltzstraße werde jedoch künftig nicht nur über die Pützlachstraße angefahren werden können, sondern auch von Westen über die Hubertusstraße und Eduard-Frantzen-Straße. Das jedenfalls habe die Stadt signalisiert.

Einigen Anwohnern passte dies überhaupt nicht, sei die Miltzstraße in diesem Bereich doch nicht für den Durchfahrtsverkehr vorgesehen, außerdem befinde sich hier eine Spielstraße. Dazu gibt es also weiteren Diskussionsbedarf. Karsten Koch zufolge ist die westliche Zufahrt jedoch nicht zwingend erforderlich.

Cihan Gündogmus wird von dem ungewöhnlichen Bauprojekt besonders stark betroffen sein. Ihm gehört an der Pützlachstraße das Wohnhaus, das unmittelbar an den Bunker grenzt. „Mein Haus wird definitiv beeinträchtigt sein, das ist kein normaler Abriss“, sagt er.

Nach Angaben von Karsten Koch wird die Bunkerwand an Gündogmus’ Gebäude mit einer großen Säge durchtrennt, um den verbleibenden Rest der Wand anschließend per Hand entfernen zu können. „Das trägt dazu bei, an dieser Stelle die Bestandsgebäude schonend voneinander zu trennen.“ 

Gündogmus hat eine bessere Idee: „Wegen dem Ukraine-Krieg wäre es eigentlich nicht schlecht, wenn ein Bunker bestehen bleibt.“ Einen Bunker abzureißen passe nicht recht in die Zeit.

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