Im Friends Sozialwerk in Höhenhaus gibt es kostenloses Mittagessen, Lebensmittel von der Tafel und Gruppenangebote, um Menschen zusammenzubringen.
Gemeinsam statt einsamSozialem Treffpunkt in Höhenhaus könnte das Geld ausgehen

Das Friends Sozialwerk will Menschen zusammenbringen.
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Am Mittwochmittag ist das Friends Sozialwerk in Köln-Höhenhaus gut besucht. Es riecht köstlich. An jedem Tisch sitzen Menschen. „Wir sind vor allem ein Begegnungsort“, sagt Frank Schumacher, Leiter des Netzwerks, „ein Ort, an dem sich Leute aus dem Veedel treffen, über alle Bevölkerungsgruppen hinweg. Hier kommen alte und junge Menschen, Obdachlose und Akademiker zusammen“.
Das Café ist gemütlich eingerichtet, mit vielen Tischen und Stühlen, Sofas, einer großen Theke und indirektem Licht. Jeden Mittwoch gibt es ein Drei-Gänge-Menu und das kostenlos. Die Lebensmittel kommen von der Tafel, sie wurden am Vortag sortiert. Nach dem Essen gehen einige, viele bleiben sitzen und unterhalten sich weiter. Andere setzen sich um, nähen oder stricken. „Hier können sich die Leute aufhalten, Kontakte knüpfen, Freundschaften schließen, es ist ein wichtiges Angebot gegen Einsamkeit im Stadtteil“, sagt Schumacher.
Köln-Höhenhaus: Friends Sozialwerk ist eine offene Begegnungsstätte
Vor vier Jahren hat er das Netzwerk gegründet, nachdem er den Dienst als Pastor der Ecclesia Kirche an jüngere Menschen abgeben hatte. Er hatte bereits vorher die Tafel in Höhenhaus aufgebaut und sich im Veedel engagiert. „Da wo Hilfe benötigt wird, helfe ich“, betont er. Und Höhenhaus brauchte so einen Ort, meint er: „Es fehlt an Begegnungsorten in Höhenhaus, die unabhängig von dem Hintergrund der Menschen geöffnet sind“. Häufig gebe es ähnliche Angebote, die dann aber beispielsweise für Frauen, Senioren oder Kinder sind. „Diese Angebote sind super wichtig, aber es gibt auch einen Bedarf an einem Gesellschaftsgruppen übergreifenden Angebot und das wollten wir schaffen“.

Frank Schumacher will einen Treffpunkt für alle Nachbarn aus dem Veedel anbieten.
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Und so gründete Schumacher das Netzwerk auf dem Gelände der Ecclesia Kirche Im Weidenbruch 4. Neben dem Mittagessen am Mittwoch, bieten die Mitarbeitenden Begegnung, Hilfe, Beratung und diverse andere Angebote. „Wir versuchen an jedem Tag in irgendeiner Form geöffnet zu sein, verbinden dann immer Begegnung mit irgendeiner praktischen Sache“, erklärt Schumacher, „und meistens essen wir auch zusammen“.
Kostenloses Drei-Gänge-Menü im Friends Sozialwerk in Höhenhaus
Ein wichtiger Bestandteil des Netzwerks sei die Tafel. Jeden Freitag können Menschen aus Höhenhaus, die ihre Bedürftigkeit nachweisen können, gerettete Lebensmittel abholen. Außerdem gibt es das Käffchen im Garten, wo freitags kostenlos Kaffee und Kuchen vom Vortag genossen werden können. Das kleine Café und den Garten haben die Mitarbeitenden selbst um- und ausgebaut. „Wir achten so gut es geht darauf, dass alles recyclet und selbstgemacht ist, zum einen aus Nachhaltigkeitsgründen zum anderen wegen der Kosten“, sagt Schumacher. Ein Angebot ist dort auch das Mitgestalten und Mitgärtnern. So ist eine kleine, ruhige Oase im Hinterhof des Gebäudes entstanden ist. Daran anliegend gibt es einen Container, in dem Kleidung zu sehr günstigen Preisen erworben werden kann.
Eine Sprachinsel bietet Menschen die Gelegenheit ihr Deutsch zu verbessern. Eine Arbeitsgruppe trifft sich dienstags, um Handwerkliches im Netzwerk umzusetzen. Auch eine Töpferei soll es demnächst geben, die Kurse anbietet.
Friends Sozialwerk sucht nach Fördermitteln
Zumindest hofft Frank Schumacher, dass die Töpferei zukünftig angeboten werden kann, denn momentan weiß er nicht wirklich, wie es weitergehen wird. Zur Gründung des Netzwerks hatte es durch Fördermittel des „Dritte Orte“-Programms eine Förderung der Stadt Köln bekommen. Doch die drei Jahre der Förderung sind abgelaufen, weshalb das Netzwerk gerade hauptsächlich durch Spenden, das Kirchenwerk und kleine Fördermittel finanziert wird.
Schumacher hat eine halbe Stelle, die notwendig sei und finanziell gesichert werden müsse. Neben ihm arbeiten hauptsächlich Ehrenamtliche im Netzwerk, einige von ihnen machen FSJ oder bauen Sozialstunden ab. „Ohne die Ehrenamtler wäre das hier gar nicht zu stemmen“, ist Schumacher überzeugt.
Und er hält an dem Netzwerk fest, hofft irgendeine Lösung zu finden, denn für ihn ist es essenziell für den Stadtteil – auch für ihn und seine Mitarbeitenden: „Wir sind täglich im Kontakt mit Menschen“, sagt Schumacher, „einige der Besucher aber auch der Mitarbeitenden kommen aus schwierigen Situationen ohne Struktur“. Im Friends Sozialwerk würde ihnen Struktur geboten und soziale Kontakte. Das sei positiv für alle, ist Frank Schumacher überzeugt: „Wir sind keine Therapeuten, aber durch einfache Gespräche können wir täglich Menschen helfen“.