Architektur in Köln-HolweideSpäte Ehre für wahren Erbauer der Märchensiedlung

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Otmar Baumberger und Brigitte Seifer-Rüttgen wolle an Manfred Faber erinnern.

Lange galt der Kölner Stadtplaner Wilhelm Riphahn als Schöpfer der Märchensiedlung. Doch der war es nicht. Vielmehr entstand die Gartenstadt unter Leitung des jüdischen Architekten Manfred Manuel Faber. Um dessen Andenken zu bewahren, forschte eine Gruppe von Anwohnern nach seinem Lebensweg und errichtete ihm zum Gedenken eine Erinnerungsstelle.

Ruhestand des Pfarrers als Auslöser

„Alles begann vor wenigen Jahren, als der Pfarrer der evangelischen Christuskirche, Otmar Baumberger, in den Ruhestand ging und das Pfarrhaus mit einem Häuschen in unserer Siedlung tauschte“, erinnert sich Brigitte Seifer-Rüttgen vom Freundeskreis der Märchensiedlung. Sie hatte ihn und dessen Frau Erika zu einem Rundgang eingeladen, um ihnen die Sehenswürdigkeiten rund um ihr neues Heim zu zeigen. Seifer-Rüttgen: „Damals war ich auch noch der Ansicht, dass Riphahn der Architekt der Siedlung sei.“

Doch später sei herausgekommen, dass er lediglich für drei der Gebäude verantwortlich war: GAG-Chef Friedrich Schmidt ließ sich von ihm eine Stadtvilla bauen, das von zwei weiteren Riphahn-Gebäuden flankiert wird. Baumberger: „Wir wollten nicht, dass Fabers Andenken unter den Tisch gekehrt wird.“ Bei beiden Familien reifte die Idee, Faber ins Bewusstsein der Menschen zurückzuholen.

Erste Nachforschungen in Köln erbrachten außer einer Unterschrift kaum Ergebnisse. Doch im Stadtarchiv Grevenbroich wurden sie fündig. Dort gab es sogar ein Foto, auf dem mit großer Wahrscheinlichkeit Faber im Jahr 1919 als Chefplaner der Erftwerke zu sehen ist.

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Ein  Foto im Stadtarchiv Grevenbroich zeigt Faber vor einem Bau der Erftwerke.

Nun galt es noch, eine würdige Form des Andenkens zu finden. Baumberger: „Durch Erinnerung an die Ursprünge der Siedlung wird ja auch der Zusammenhalt der Bewohner gestärkt.“ So kamen nach und nach erst drei Erklärungstafeln zustande und später der Entschluss, eine Gedenktafel an den Schöpfer aufzustellen. „Den Stein stiftete die Firma Grabmale Fuchs aus Dellbrück und die Bronzetafel darauf finanzierte unsere Initiative“, erklärt Seifer-Rüttgen. Zuvor verteilte sie 500 Broschüren über Faber und die Siedlung unter den Bewohnern und warben um Spenden.

Noch weitere Schautafeln geplant

Die Aktiven wurden daneben auch von der GAG und mit bezirksdienlichen Mitteln unterstützt. Zur Enthüllung der Stele hat die Initiative vor kurzem ein Siedlungsfest veranstaltet, zu dem mehr als 150 Gäste kamen. Baumberger: „Der Dellbrücker Barde Peter Mehlfeld hat eigens ein Lied dafür geschrieben.“ Nun wollen die Aktiven zu den bisherigen drei Schautafeln mit Fotovergleichen und Erklärungen zum Thema „Märchensiedlung früher und heute“ noch weitere zwei aufstellen.

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