Abo

Streit ums Haberland-HausMülheimer werfen Verwaltung „Verhinderungstaktik“ vor

Lesezeit 3 Minuten
Im „Dornröschen-Schlaf“ befindet sich das Haberland-Haus, an dem mit den Jahren immer mehr der Zahn der Zeit nagt.

Im „Dornröschen-Schlaf“ befindet sich das Haberland-Haus, an dem mit den Jahren immer mehr der Zahn der Zeit nagt.

Köln-Stammheim – Das Grün des Rasens ist satt, die Japanische Kirsche blüht und die Sonne taucht den Stammheimer Schlosspark in ein besonderes Licht. Das lockt Erholungssuchende. Zu Fuß, mit dem Rad, Jung und Alt. Es geht vorbei an Skulpturen wie Steff Adams „Emily“, die auf einer Schaukel an einem Baum hin und her schwingt, oder an der überdimensionalen, orangefarbenen Tierfalle von Guido Weggenmann oder an Gilbert Flöcks „Hundemeute“ aus Stahl.

„Sleeping Beauty“ - Das Haberland Haus als Kunstprojekt

Vom Haupteingang aus gesehen, rechts des Weges steht das Ulrich-Haberland-Haus, verwittert, mit Graffiti übersät und rostigen Türen. Auch das Gebäude war und ist Teil eines Kunstprojektes. „Sleeping Beauty“, schlafende Schönheit, hat der Künstler Bernd Aury seine Installation genannt. Auf der abgerundeten Fassade des Hauses zum Rhein hin, auf den verschlossenen Fensterläden hat er astähnliche Geflechte aufgebracht. Wollfäden, mit Eisenpigmentpulver imprägniert, die durch die Witterung und den damit einsetzenden Oxidationsprozess farbliche Veränderungen des Materials in Gang bringen. Die Installation erinnert an die Hecke bei Dornröschen, während die Königstochter im Märchen wachgeküsst wird, muss das Ulrich-Haberland-Haus seit Jahren darauf warten. Und noch weiter warten müssen.

Revitalisierungspläne verstoßen teilweise gegen Denkmalschutz

Wie von der Rundschau berichtet, müssen die drei vorliegenden Konzepte für die Revitalisierung des ehemaligen Altenheims für Bayer-Angestellte und späteren Studentenwohnheims überarbeitet werden. Es fehle an schlüssigen Erschließungskonzepten und teilweise sei gegen die Vorgaben des Denkmalschutzes verstoßen worden, begründet die Verwaltung ihre Kritik an den Konzepten.

Die musste sich in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Mülheims von der Politik ebenfalls heftige Kritik gefallen lassen. Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD), kritisierte, dass die Stadt erst jetzt auf die Idee gekommen sei, den Investoren über unzureichende Konzepte Bescheid zu geben. Winfried Seldschopf, Fraktionschef der Grünen, stieß in das selbe Horn: „Es ist ein Skandal, dass ein halbes Jahr vergehen musste, bis die Stadt überhaupt reagiert.“

Seldschopf führte auch an, dass die Verwaltung vor ein paar Jahren selbst beabsichtigt hatte, den Denkmalschutz aufzuheben, um das seit fast 20 Jahren leerstehende Gebäude abzureißen und nun den Denkmalschutz gegen die Konzepte ins Spiel zu bringen. Mike Paunovich von der CDU schimpfte, dass die Verwaltung das Thema Revitalisierung des Ulrich-Haberland-Hauses torpediere. Viele einstimmige Beschlüsse der Politik, die zusammen mit den Bürgervereinen Stammheim und Flittard auf den Weg gebracht wurden, seien immer wieder ignoriert worden. Vonseiten der Bürgervereine spricht man von „Verhinderungstaktik der Verwaltung“, wodurch wieder mehr Zeit ins Land geht. Zeit, in der die Immobilie immer weiter verfalle, so Paunovich.

Haberland-Haus wird zur Herkules-Aufgabe für das Stadtplanungsamt

Elke Müssigmann vom Stadtplanungsamt versuchte, die Fahne der Verwaltung in der Bezirksvertretersitzung aufrecht zu halten. „Sie haben uns mit dem Ulrich-Haberland-Haus eine Herkules-Aufgabe gestellt“, sagte sie. Es gebe verschiedene Dinge, die beachtet werden müssten. Zum einen die Nähe zum Großklärwerk und der damit verbundenen Geruchsbelästigung, zum anderen eine vernünftige Erschließung. Für letzteres müssten Bäume gefällt werden, führte Müssigmann aus. Das sei eine schwierige Situation, weil sich darunter auch Naturdenkmäler befänden. „Wir treten einem Denkmal auf die Füße.“ Noch fehlt also der Prinz, der wie im Märchen die schlafende Schönheit wachküsst.

Rundschau abonnieren