Mehrere Hundert BesucherTag der offenen Tür im Tierheim Köln-Dellbrück

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Vor elf Jahren haben sie ihre Hündin Nera „adoptiert“: Tanja Knust und Rene Weschenbach aus Bergheim mit Tierheim-Chef Bernd Schinzel (v.l.).

Vor elf Jahren haben sie ihre Hündin Nera „adoptiert“: Tanja Knust und Rene Weschenbach aus Bergheim mit Tierheim-Chef Bernd Schinzel (v.l.).

Dellbrück – „Liebe kann man nicht kaufen, aber adoptieren“ steht auf der Leinentasche, die Tanja Knust über der Schulter hängen hat. Zusammen mit ihrem Mann René Weschenbach und Mischlingshündin Nera ist sie aus Bergheim zum Tag der offenen Tür des Dellbrücker Tierheims gekommen. „Vor elf Jahren haben wir Nera hier adoptiert“, erzählt sie.

Die beiden haben ihre Entscheidung „nie bereut“, und mittlerweile gehören noch zwei kleine Hunde aus Griechenland zum Haushalt. Nera ist natürlich die Chefin, kommt ursprünglich aus Ungarn wie der Schäferhundrüde Sam, der vorübergehend in der Dellbrücker Einrichtung lebte und im vergangenen Jahr mit Roswitha und Heinz Wendland aus Velbert-Neviges/Kreis Mettmann seine Menschen gefunden hat. Über die WDR-Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ seien sie auf ihn aufmerksam geworden. „Das hat einfach gepasst, er ist wirklich ein Schatz“, schwärmt Roswitha Wendland. Wer die drei anschaut sieht sofort: Die Chemie stimmt.

Tierheim

Aus dem ehemaligen Tanzlokal „Jagdhaus“ hat sich in den vergangenen 51 Jahren ein Tierheim entwickelt, das mit vier Hundehäusern, zwei Katzenhäusern und einer umfangreichen Kleinnagerabteilung als das größte in Nordrhein-Westfalen gilt.

Träger ist der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt), eine der ältesten und größten Tierschutzorganisationen in Deutschland. Jedes Jahr finden an die 850 Hunde, 600 Katzen und unzählige Kleintiere vorübergehend eine Unterkunft in der Anlage. Derzeit leben rund 130 Hunde und 80 Katzen dort. Sie alle werden betreut, medizinisch versorgt und dann in ein neues Zuhause vermittelt. 23 Mitarbeiter und viele ehrenamtliche Helfer kümmern sich mit großem Engagement um die Tiere. (ree)

Kontakt: Tierheim Dellbrück, Iddelsfelder Hardt, Telefon: 02 21/68 49 26.

www.tierheim-koeln-dellbrueck.de

Schön, viele ehemalige Heim-Hunde zu sehen

Bernd Schinzel, seit 31 Jahren Leiter des Tierheims, freut sich immer über die Begegnung mit den früheren Schützlingen. „Auch wenn es für die Tiere etwas stressig ist: Es ist schon schön und berührend, so viele unserer ehemaligen Hunde heute hier wieder zusehen“, so der Tierheim-Chef. Und begeistert ist er natürlich von den vielen hundert Tierfreunden aus dem ganzen Land, die gekommen waren, um die Arbeit und die vierbeinigen oder geflügelten Bewohner kennenzulernen.

Neben den Begegnungen und Gesprächen gab es bei dem zweitägigen Fest wieder ein buntes Programm mit Informations- und Verkaufsständen, Tombola, Trödelmarkt, Fotografen-Zelt von Oli Bolzano, Entenangeln, Getränke- und Imbissangebote von frischen Waffeln bis hin zum Cocktail oder Vorträgen von Tierärztin Nadine Danowski zu den Themen „Erste Hilfe beim Hund“ und „Alltag mit Katze“. Auf großes Interesse stieß die Arbeit der Mantrailer Rettungshunde. Mantrailing ist die Personensuche mit Hilfe besonders ausgebildeter Spürhunde. Sie orientieren sich ausschließlich an den Geruchsmerkmalen einer gesuchten Person.

Erziehung der Tiere ein wichtiger Faktor

Für die Adoption von Tierheim-Bewohnern machte sich bei seiner praktischen Vorführung Ümit Kac stark, zertifizierter Hundeverhaltenstherapeut aus Leverkusen: „Das sind so super tolle Hunde, die warten nur auf den richtigen Menschen.“ Auch ältere Hunde aus dem Tierheim lassen sich erziehen: „Lernen geht immer“. Die Erziehung ist in seinen Augen ganz wichtiger Faktor in der Beziehung zwischen Mensch und Tier. Das sieht Tierheim-Chef Bernd Schinzel auch so: „Die Verhaltensauffälligkeiten von Hunden nehmen zu, weil die Erziehung vernachlässigt wird.“

Denise Farsen aus Bonn freute sich, dass die ängstliche Annie etwas Vertrauen zu ihr gefasst hat. Gassigänger werden im Tierheim immer gesucht.

Denise Farsen aus Bonn freute sich, dass die ängstliche Annie etwas Vertrauen zu ihr gefasst hat. Gassigänger werden im Tierheim immer gesucht.

Viele ehrenamtliche Helfer packten für das Gelingen des Festes mit an. Und auch im Alltag seien die Ehrenamtler unverzichtbar, so Schinzel. Etwa als „Gassigeher“. Das regelmäßige Ausführen der Hunde ist eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. Seit 19 Jahren geht Stefanie Hangen bei Wind und Wetter mit einem der Tiere spazieren. „Regelmäßigkeit ist wichtig“, erzählt sie, „und viele Hunde brauchen eine feste Bezugsperson“. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung nimmt sie sich mittlerweile oft der besonders Problem belasteten Hunde an, übernimmt auch Fahrten zum Tierarzt oder Kontrollen nach der Vermittlung in ein neues Zuhause.

Auch „Katzenstreichler“ sind im Tierheim willkommen oder Futterpaten. Die jährlichen Futterkosten belaufen sich auf immerhin fast 100.000 Euro. Der Erlös des Sommerfestes mitsamt der Spendenaktionen kommt wie in den Jahren zuvor der vielfältigen Arbeit des Tierheims zugute.

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