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25 Jahre Frauenberatung und GewaltschutzDer Wendepunkt feiert Jubiläum in Köln-Mülheim

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3 min
Der Wendepunkt ist ein Frauenberatungs- und Gewaltschutzzentrum in Köln-Mülheim. Angefangen hat vor 25 Jahren alles in Kalk.

Der Wendepunkt ist ein Frauenberatungs- und Gewaltschutzzentrum in Köln-Mülheim. Angefangen hat vor 25 Jahren alles in Kalk.

Der Wendepunkt ist ein Frauenberatungs- und Gewaltschutzzentrum in Köln-Mülheim. Angefangen hat vor 25 Jahren alles in Kalk. 

2000 begann die Geschichte des Vereins Wendepunkt in einem kleinen Hinterhof in Köln-Kalk. „Damals gab es nur linksrheinisch Frauenberatung“, erinnert sich Marina Walch, „auf Initiative der Grünen wurde beschlossen, zu testen, ob es auch rechtsrheinisch Bedarf für ein solches Angebot gibt, und die Diakonie Michaelshoven wurde als Träger angefragt“. 

Als einzige Mitarbeiterin des Wendepunkts begann Walch dann also mit der Beratung für Opfer häuslicher Gewalt. „Vor allem die Polizei in Kalk hat das Angebot befürwortet und Frauen zu mir geschickt“, sagt Walch. Seitdem hat sich die Beratungsstelle immer weiterentwickelt, ist eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene im Rechtsrheinischen, ein Frauenberatungs- und Gewaltschutzzentrum in Köln-Mülheim geworden.

Das feierte der Wendepunkt Anfang des Monats mit einer Jubiläumsfeier. Im Zentrum an der Danzierstraße kamen Mitarbeitende sowie Gäste aus Politik, Verwaltung und sozialen Einrichtungen zusammen, darunter Claudia Greven-Thürmer, Bezirksbürgermeisterin von Köln-Kalk, sowie Julia Pedersen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln.

Marina Walch

Marina Walch

Frauenberatung und Gewaltschutz

Das Team um Marina Walch besteht mittlerweile aus 13 Mitarbeiterinnen, die in vier Sprachen beraten. Sie bieten kostenlose und anonyme Unterstützung für alle Betroffenen von häuslicher Gewalt. Oft betrifft dies Frauen und deren Kinder, aber auch betroffene Männer und queere Personen werden vor Ort beraten.

Zudem beraten die Mitarbeiterinnen des Wendepunkts zu Stalking, Trennung oder sexualisierter Gewalt. Das Angebot umfasst auch psychosoziale Beratung, akute Krisenintervention, Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten zum Gewaltschutz, Kinder- und Jugendberatung sowie Projekte wie „Edelgard“ und Hilfen für wohnungslose Frauen. 

Zahl gemeldeter häuslicher Gewalt steigt

Gleichstellungsbeauftragte Julia Pedersen würdigt die Arbeit des Wendepunkts: „Sie leisten hier jeden Tag einen unschätzbaren Beitrag für den Schutz, die Stärkung und Selbstbestimmung von Frauen, Kindern und Jugendlichen.“

Wie wichtig das Angebot ist, zeigen Statistiken: Laut Bundeskriminalamt waren vergangenes Jahr in Deutschland 265.942 Menschen offiziell von häuslicher Gewalt betroffen. Die Zahlen nehmen seit Jahren zu und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Etwa 73 Prozent der Opfer sind Frauen. Im Wendepunkt sind es laut Marina Walch 95 Prozent.

Susanne Hahmann, Geschäftsführerin Soziale Hilfen der Diakonie Michaelshoven und Julia Pedersen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln.

Susanne Hahmann, Geschäftsführerin Soziale Hilfen der Diakonie Michaelshoven und Julia Pedersen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln.

„Das Thema häusliche Gewalt bleibt ein wesentliches in der Gesellschaft“, so Walch, „deswegen braucht es weiterhin Beratung, die niedrigschwellig und leicht erreichbar ist“. Besonders wertvoll sei deshalb die proaktive Beratung und Krisenbewältigung des Wendepunkts. Das Team nimmt entsprechend proaktiv Kontakt zu Menschen auf, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Den Kontakt bekommen die Mitarbeitenden nach Erlaubnis der Betroffenen von der Polizei. „So erreichen wir auch die Menschen, die selbst nicht den Schritt gewagt hätten“, betont Walch. 

Susanne Hahmann, Geschäftsführerin Soziale Hilfen der Diakonie Michaelshoven betont ebenfalls die Wichtigkeit der Einrichtung. „Wir leben in Zeiten von Polarisierung und Antifeminismus“, betont Hahmann, „Wir müssen aktiv werden, uns zusammenschließen und für feministische Positionen und ein buntes Leben einstehen“.

Kostenlose und anonyme Unterstützung

Das sei jedoch nicht einfach – vor allem finanziell. „Die Finanzierung der Beratungsstelle macht uns große Sorgen“, erklärt Marina Walch, „wir mussten in den letzten Jahren Stunden abbauen. Das spiegelt den Bedarf überhaupt nicht wider.“

Der Wendepunkt wird durch die Kommune unterstützt, nicht aber vom Land oder Bund. Die Diakonie Michaelshoven muss als Träger Eigenmittel bereitstellen, damit die Arbeit umgesetzt werden kann. Andere Projekte können nur durch Spenden realisiert werden. Dazu zählt die seit 13 Jahren bestehende Kinder- und Jugendberatung nach miterlebter häuslicher Gewalt der Eltern, die durch „Wir helfen“ von dieser Zeitung und RTL unterstützt wird. 

Aufhören scheint keine Option für den Wendepunkt. „Wir müssen den Kreislauf der Gewalt durchbrechen“, sagt Walch. Oft würden Kinder, die in Haushalten mit Gewalt aufwachsen, dies in späteren Beziehungen weiterführen. „Wir wollen auch verhindern, dass Kinder später in ähnlichen Beziehungsmustern enden, weder als Opfer noch als Täter“.