Was wird aus dem Otto-Langen-Quartier?Investorensuche läuft bis 2023 - Initiativkreis schlägt Lösungen vor

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Der Schriftzug H O P E - das englische Wort für Hoffnung - installiert in blauen Versalien an einem Lüftungsschacht auf dem Dach der früheren KHD-Hallen auf dem Otto-Langen-Quartier im Mülheimer Süden.

Hope – die Hoffnung stirbt zuletzt. Eine frühere Installation des Künstlerkollektivs „Raum 13“, das die Hallen jahrelang nutzte.

Die Stadt ist mit ihrem Kaufinteresse am Grundstück im Otto-Langen-Quartier beim Land abgeblitzt. Also suchen beide gemeinsam einen Investor, der das Areal entwickelt. Der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier wünscht sich, dass die Stadt das Gebiet selbst kauft und entwickelt.

Der Mülheimer Süden ist eines der größten, aber auch der herausforderndsten Großbauprojekte in der Stadt. Besonders ein Abschnitt ist komplex, das Otto-Langen-Quartier. Das frühere Industriegebiet, in dem unter anderem Motoren und Maschinen gebaut wurden, soll als modernes Quartier im Rechtsrheinischen wieder aufblühen. Das Vorhaben besteht mittlerweile seit Jahren. 2016 startete es noch unter dem Titel „Möhring-Quartier“. Doch es geht nicht voran mit der Stadtentwicklung. Das bemängelt unter anderem der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier, ein ehrenamtlicher Arbeitskreis des Vereins Rheinische Industriekultur.

Warum stockt das Projekt?

Die Stadt besitzt nur einen Teil des Grundstücks, auf dem mehrere, denkmalgeschützte Industriehallen wie die „Möhring-Halle“ stehen. Das Problem: Die Grundstücksgrenzen verlaufen teilweise durch die Gebäude. Der wesentlich größere Teil (4,5 Hektar) des sechs Hektar großen Areals gehört der Grundstücksgesellschaft des Landes, NRW.Urban (siehe Infografik). Ein Erwerb durch die Stadt ist allerdings laut Verwaltung aufgrund von haushaltsrechtlichen Vorgaben nicht möglich. Also stehen nun die Grundstücke von Land und Stadt zusammen zur Disposition. Ein dritter Teil im Süden ist im Besitz der Gateway Real Estate, die diesen laut Rundschau-Informationen weiterhin gerne entwickeln würde.

Was plant die Stadt?

Das Planungsdezernat der Stadt hat, wie die Rundschau berichtete, ein Vergabeverfahren zum Höchstgebot mit dem Land abgestimmt. Die Grundstücke soll zusammen an einen Investor verkauft werden, der diese Teile des Quartiers gemeinsam entwickelt. Ein Ergebnis für dieses Bieterverfahren wird im nächsten Jahr erwartet. Laut Baudezernent Markus Greitemann soll das ein Geldgeber sein, der Kölns stadtentwicklungspolitische Ziele umsetzt.

Was kritisiert der Initiativkreis?

Jörg Frank behauptet, dass die Stadt sehr wohl eine Möglichkeit habe, dem Land das Grundstück abzukaufen. Allerdings müsste dafür das Land vom gesetzlichen Vorsatz abrücken, dass auf ehemaligen Industriearealen zu 100 Prozent öffentlich geförderter Wohnraum entstehen soll. Zudem müsste der Gesetzgeber Entwicklungs- und Nutzungskriterien im Haushaltsgesetz (HHG) festlegen. Die Stadt könne per Ratsbeschluss gemeinwohlorientierte Ziele bestimmen, dann spreche kaum noch etwas gegen einen Direktkauf. Diese Rechnung hat der Initiativkreis allerdings ohne das Land gemacht. Aus Stadtkreisen ist zu hören, dass die Verwaltung mit mehreren Kaufanfragen beim Land abgeblitzt ist.

Was soll im Otto-Langen-Quartier entstehen?

Laut der Bauleitplanung der Stadt von 2021 eine Mischung aus gewerblicher Nutzung und Wohnen. Auch in den denkmalgeschützten Hallen, in denen früher Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) zu Hause war. Das hängt aber auch von Verhandlungen mit dem möglichen Investor ab, der seine eigenen Interessen für das Gebiet mitbringen wird. Der Initiativkreis dagegen stellt sich einen Mix aus freiem und geförderten Wohnungsbau vor: Bis zu 500 Parteien zwischen 40 und 100 Quadratmetern könnten angeblich dort entstehen.

Was passiert in der Zwischenzeit?

Bis vor rund anderthalb Jahren nutzte das Künstlerkollektiv „Raum 13“ die alten Industriehallen aus dem 19. Jahrhundert. Schon mehrfach hat die Gruppe gefordert, für eine Zwischennutzung in die Räume zurückzukehren. Mehrere Initiativen betonten zuletzt, dass Leerstand für die Hallen Verfall bedeute. Eine Zwischennutzung sei also immens wichtig, auch die Stadt wünscht sich eine Zwischennutzung. Dies sei allerdings nicht ohne Mietvertrag möglich. Die Verwaltung befinde sich im konstruktiven Austausch mit den Künstlern.

Was wäre, wenn die Stadt das Areal besitzen würde?

Laut Joachim Boll vom Initiativkreis könnte eine Projektentwicklungsgesellschaft das Gebiet nach eigenen Vorstellungen realisieren. Ähnlich wie die „moderne Stadt“ es mit dem Deutzer Hafen macht – nur mit „offeneren Strukturen“. Eine solche stadteigene GmbH könnte das Areal gemeinwohlorientiert mit gefördertem Wohnraum, Kulturflächen, Ateliers und mehr gestalten. Eine extrem kostspielige Idee in Zeiten von Umsatzrückgang und enormen Preissteigerungen in der Baubranche.

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