Köln-MülheimStadt Köln ist beim Otto-Langen-Quartier nun am Zuge

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Sträucher haben sich in der alten Industriehalle breit gemacht.

Die alten Industriehallen von KHD erhalten und gemeinwohlorientiert nutzen, das möchte der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier.

In dem ehemaligen Industriegelände in Köln-Mülheim sollen geförderte Wohnungen und gemeinwohlorientierte Nutzungen realisiert werden.

Was wird aus dem ehemaligen Industriegelände von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) an der Deutz-Mülheimer Straße? Wird das so genannte Otto-Langen-Quartier, wo einst die Wiege des Otto-Motors stand, ein Vorzeigeprojekt für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung oder ein x-beliebiges kommerzielles Bauprojekt? Diese Frage steht seit vielen Jahren im Raum.

Nachdem die Stadt Köln die ehemalige KHD-Hauptverwaltung 2021 für 21 Millionen Euro gekauft hatte, scheiterte die weitere Entwicklung des 5,9 Hektar großen Geländes bisher an einer fehlenden Einigung mit der landeseigenen Gesellschaft „NRW Urban“. Ihr gehört der größte Teil der Flächen dort.

Anfang November kam Bewegung in die Sache. Die Stadt teilte mit, für den Verkauf der Landesgrundstücke sei ein Qualitätswettbewerb geplant, bei dem Teams aus Investoren und Architekten überzeugende städtebauliche Konzepte und Entwürfe einreichen sollen (wir berichteten). Am Ende des mehrstufigen Verfahrens sollen die Bieter Kaufpreisangebote abgeben, aus denen „NRW Urban“ den Meistbietenden auswählt. Den Plan sollte der Stadtentwicklungsausschuss vorige Woche beschließen, er wurde jedoch von der Tagesordnung genommen.

Wollen wir in Köln bezahlbaren Wohnraum oder nicht?
Jörg Frank, Initiativkreis Otto-Langen-Quartier

Nun hat sich der „Initiativkreis Otto-Langen-Quartier“ zu Wort gemeldet ein Arbeitskreis des Vereins Rheinische Industriekultur, der sich für den Erhalt der alten Industriegebäude und eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung einsetzt. Die Stadt beharre auf ihrem Plan von 2021, das wertvolle Areal komplett „in einem simplen Bieterverfahren an einen höchstbietenden Privatinvestor“ zu verkaufen, sagte Jörg Frank, langjähriger Ratspolitiker der Grünen. „Da dann der Investor faktisch die Entwicklung bestimmen würde, wäre die Chance für eine gemeinwohlorientierte Entwicklung endgültig vertan.“

Denkmalgeschützt ist die ehemalige Hauptverwaltung von Klöckner-Humboldt-Deutz an der Deutz-Mülheimer Straße

Denkmalgeschützt ist die ehemalige Hauptverwaltung von Klöckner-Humboldt-Deutz an der Deutz-Mülheimer Straße

Frank und seine Mitstreiter Gertrude Helm, Bodo Marciniak und Martin Stankowski legten dar, dass es inzwischen eine viel bessere Möglichkeit gebe. Im Mai habe man den Grünen im Landtag vorgeschlagen, mit einer Änderung des Haushaltsgesetzes die Basis für einen Direkterwerb des Landesgrundstücks durch die Stadt Köln zu schaffen. Daraus sei ein Passus im aktuellen Haushaltsgesetz 2024 geworden. Dank dieser sei es dem Land nun möglich, Grundstücke „direkt und ohne öffentliche Ausschreibung“ an Kommunen oder kommunale Gesellschaften zu verkaufen, wenn diese der Erfüllung kommunaler Zwecke und/oder der Errichtung von öffentlich gefördertem Wohnraum dienen. Neu ist dabei die mögliche Kombination beider Zwecke.

Geförderter Wohnraum soll entstehen

Genau das trifft auf das Otto-Langen-Quartier zu: Hier sollen geförderte Wohnungen und gemeinwohlorientierte Nutzungen realisiert werden. Basis für den Preis wäre im Fall eines Direktverkaufs eine gutachterliche Wertermittlung.

Das Heft des Handelns habe jetzt der Kölner Stadtrat in der Hand, sagte Frank. „Das Land hat den Ball auf den Elfmeterpunkt gelegt.“ Die Frage laute: „Wollen wir in Köln bezahlbaren Wohnraum oder nicht?“

Der Rat solle die Verwaltung anweisen, von der Vereinbarung mit dem Land über das Bieterverfahren zurückzutreten, und sie beauftragen, ein gemeinwohlorientiertes städtebauliches Planungs- und Nutzungskonzept mit konkreten Zielvorgaben aufzustellen. Das Grundstück solle direkt vom Land gekauft werden, danach solle es einen partizipativen Planungsprozess mit Beteiligung von Akteuren aus der Zivilgesellschaft geben.

Die Fraktionschefin der Grünen, Christiane Martin, zeigte sich offen für den Vorschlag: „Wir haben uns immer für einen Direktkauf eingesetzt. Wenn das Land diesen ermöglicht, sollten wir zugreifen.“

Derweil steht das Künstlerkollektiv „Raum 13“, das das KHD-Areal elf Jahre lang mit Kunst, Theater und Kultur bespielt hat und 2021 ausziehen musste, vor der Rückkehr in die frühere KHD-Hauptverwaltung. Nach Rundschau-Informationen hat sich das Liegenschaftsamt mit den Künstlern auf einen Mietvertrag über zehn Jahre verständigt, der in Kürze unterzeichnet werden soll. Der Mietzins soll demnach bis 2027 ein Euro pro Jahr betragen, danach eventuell stufenweise angehoben werden. Die Stadt übernimmt die „Kosten für die Herstellung des nutzbaren Zustands“ (Strom, Wasser, Abwasser) und beteiligt sich an baulichen Investitionen (Brandschutz, Denkmalschutz, Heizung).

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