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Köln-MülheimVerkauf beim Otto-Langen-Quartier gescheitert – wie geht es weiter?

4 min
Ein Blick ins Innere einer der früheren Produktionshallen.

Ein Blick ins Innere einer der früheren Produktionshallen.

Das Bieterverfahren für die frühere Motorenfabrik in Mülheim ist mangels Interesse gescheitert. Komplizierte Eigentumsverhältnisse erschweren eine Lösung. Jetzt laufen Verhandlungen über ein neues Verfahren.

Wie geht es weiter mit dem Otto-Langen-Quartier in Köln-Mülheim? Seit September steht fest, dass das Bieterverfahren zum Verkauf der früheren Motorenfabrik von Klöckner-Humboldt-Deutz, der heutigen Deutz AG, die dem Land NRW gehört, gescheitert ist. Nur ein einziger Interessent hatte ein Konzept für eine Entwicklung des früheren Industriegeländes eingereicht. Drei wären nötig gewesen, um überhaupt die erste Runde eines mehrstufigen Verfahrens zu realisieren.

Von wem kam das eine Konzept?

Aus gut informierten Kreisen hat die Rundschau erfahren, dass die Buwog Bauträger GmbH das einzige Konzept beim Bieterverfahren der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW Urban eingereicht hat. Für das Konzept hat das Unternehmen das Kölner Architekturbüro von Pablo Molestina beauftragt. Details zu dem Konzept wurden nicht bekannt, Buwog wollte sich auf Anfrage der Rundschau nicht äußern.

Der deutschlandweit agierende Immobilienentwickler baut Wohnungen, entwickelt aber auch ganze Stadtquartiere. In einer Firmenbroschüre wird Geschäftsführerin Eva Weiss zitiert: „Wir sind unter anderem auf große Projekte spezialisiert. Wir decken den gesamten Prozess von der Grundstücksakquise über die Baurechtschaffung bis zur Übergabe der Wohnungen ab. Zudem haben wir uns eine Expertise in der Entwicklung von Brownfields und schwerbelasteten ehemaligen Industriebrachen erarbeitet.“

Was ist der aktuelle Stand?

Genau eine solche schwerbelastete Industriebrache ist das Otto-Langen-Quartier. Altlasten im Boden und bei den Gebäuden, dazwischen Baudenkmäler wie die Möhring-Halle, die frühere Gasmotorenfabrik an der Ecke Deutz-Mülheimer Straße/Auenweg und der denkmalgeschützte frühere Verwaltungstrakt. Letztgenannter gehört der Stadt, seitdem der Rat 2021 das Vorkaufsrecht gezogen und den Gebäuderiegel für rund 21 Millionen Euro erworben hat. Aktuell sind dort die Künstlerinitiative „Raum13“ und der Verein „Zwischendrin“ als Zwischennutzer unterwegs, mit Mietverträgen über jeweils zehn Jahre. Zudem hat der Stadtrat hat ein Vorkaufsrecht für die Landesflächen beschlossen. Das und die Mietverträge gelten laut Rundschau-Informationen als Grund dafür, dass es nur einen Interessenten gab. Beides erschwert den Verkauf der Grundstücke von NRW Urban sowie eine potenzielle Entwicklung.

Grafik Otto-Langen-Quartier

Grafik Otto-Langen-Quartier

Dass Buwog sich nicht äußern will, liegt dem Vernehmen nach daran, dass die Verhandlungen noch laufen. Das Bieterverfahren ist zwar gescheitert, doch das Land will sein Grundstück weiterhin veräußern. Dem Land gehören rund 45.000 Quadratmeter des Areals, der Stadt rund 6000. Ein weiter Abschnitt gehört der Gateway Real Estate aus Berlin, die das benachbarte Deutz-Areal entwickeln will, die Rundschau berichtete. Diese Fläche soll in einem unabhängigen Planverfahren mit dem Titel „Nördlich Grünzug Charlier“ betrachtet werden.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Laut Rundschau-Information soll nun ein Preisgebotsverfahren für das Areal folgen, bei dem es nicht auf Konzepte für die städtebauliche Entwicklung ankommt. Das gescheiterte Bieterverfahren hatte genau diesen Punkt beinhaltet. Und genau da ist der Haken, warum sich fast alle Beteiligten an dem Projekt aktuell in Schweigen hüllen. Natürlich verhandelt das Land NRW mit dem einzigen Interessenten, der ein Konzept für das Bieterverfahren eingereicht hatte. Preisgebote sollten erst in einer späteren Stufe folgen. Doch durch die Eigentumsverhältnisse sitzen viele Beteiligte im Boot. Die Stadt Köln und die Kommunalpolitik wollen ihre städtebaulichen Ziele sichern. Das Land will das Grundstück verkaufen. Und ein Investor, ob es am Ende die Firma Buwog ist oder nicht, will bauen und damit Geld verdienen.

Wie bringt man all diese Interessen nun unter einen Hut? Das Land könnte seinen Anteil an die Stadt verkaufen und die Stadt könnte einen Investor suchen. Eigentlich ganz einfach, aber so nicht möglich. Das Land darf sein Gelände nur direkt an die Stadt verkaufen, wenn diese dort ausschließlich geförderte Wohnungen baut. Das ist aus Lärmschutzgründen nicht möglich, die Rundschau berichtete. Auf dem Grundstück muss in Richtung der benachbarten Werft eine Art Schallschutzriegel mit gewerblich genutzten Gebäuden eingeplant werden, wenn auf dem restlichen Areal Wohnungen entstehen sollen.

Gibt es eine Lösung für das Otto-Langen-Quartier?

Erschwerend hinzu kommt das Vorkaufsrecht der Stadt. Dem Vernehmen nach hängt davon die Genese dieses Stadtentwicklungsprojekts ab. Eine mögliche Lösung: Die Stadt verzichtet auf ihr Vorkaufsrecht, findet einen Weg aus den Mietverträgen der Zwischennutzer und hofft auf einen Verkauf durch das Land. Der Investor könnte das städtische Grundstück per Auftrag mitentwickeln. So ließe sich die Industriebrache nach den Vorstellungen der Stadt „gemeinwohlorientiert“ als gemischtes Quartier mit Wohnungen, Gewerbe und Raum für Kultur realisieren.

Wann die Verhandlungen ein Ende finden, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass Möhringhalle und Motorenfabrik wohl endgültig auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Denkmäler kommen, wenn es keine Einigung gibt. Und dringend benötigte Wohnungen werden dann in naher Zukunft keine entstehen.