Nach 30 Jahren StillstandWie der„Palmengarten“ in Mülheim die 70er zurückbringt

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Jana Placzek, Betriebsleiterin des neuen Bagatelle Bistos in Mülheim, steht hinter der Theke.

Jana Placzek ist Betriebsleiterin des neuen Bagatelle Bistro Palmengarten.

30 Jahre lang lag das Bistro  „Palmengarten“ in Mülheim brach. Jetzt haben neue Betreiber das Lokal übernommen und wollen den Charme der 1970er Jahre zurückbringen.

„Arbeitest du hier?“, fragt ein kleines Mädchen durch die Holzstreben der Sofalehne hindurch. „Ich arbeite hier als Chefin, und du?“, erwidert Jana Placzek. „Ich will Polizistin werden. Dafür muss man aber in die Polizeischule, das weiß ich alles“, sagt die kleine Kundin, die mit ihrer Mutter für einen Imbiss gekommen ist.

Köln-Mülheim: Neues Bistro belebt alte Location

„Wow, das ist aber super, ich kümmere mich jetzt mal darum, dass du deine Spezial-Bratwurst bekommst“, versichert Placzek. Es solle eine normale Wurst sein, ohne Curry, ohne Soße, nur Wurst.

Jana Placzek ist mit 33 Jahren Betriebsleiterin des Bagatelle-Bistros Palmengarten, das in Köln-Mülheim neu eröffnet hat. Etwa 30 Jahre lag das Etablissement brach. Nur ein grobes Gerüst war noch vorhanden. „Das ist eine viel zu coole Location, um kein Leben reinzubringen“, beschreibt Placzek die Räumlichkeiten.

Einige Möbel und Stühle konnten noch aus dem Keller gefischt werden. Pflanzen und Dekoration sind neu, aber dem Bistro der 70er bis 90er Jahre nachempfunden. Wie die Palmen, „um das 70er Jahre-Flair zurückzuholen“.

Betreiberin: „Es ist genau die richtige Zeit dafür“

„Damals war das zu früh, aber heute ist genau die richtige Zeit dafür“, erklärt die 33-Jährige. Das Besondere an der Location ist das Flair: eine Mischung aus Tropenwald und Tipi-Zelt mit Seventies-Touch. Als Hommage an das Bistro vergangener Tage ziert ein Foto aus der damaligen Zeit die Wand.

Der Eingang des Bistros „Palmengarten“ in Köln-Mülheim.

Die neue Bagatelle-Filiale im Palmengarten an der Jan-Wellem-Straße setzt auf den Flair der 70er-Jahre.

Das Konzept „Bistro“ interpretiert Placzek frei. Die Gäste können zum Essen kommen oder sich nur an die Bar setzen. „Es kamen schon Leute, die nur an der Bar getrunken haben und das wollen wir auch genauso“, sagt die Betriebsleiterin. Wer sich zum Essen in den Palmengarten setzt, bekommt Variationen der kleinen Gerichte aus der Kölner Bagatelle-Gastronomie serviert, die hier zu Tellergerichten umfunktioniert werden.

Überwiegend französisch angehauchte Gerichte, auch vegan. Es sollen auch Veranstaltungen und Partys angeboten werden. Dafür ist Vera Dratschmidt verantwortlich. Sie hat vorher die Bagatelle in Ehrenfeld geleitet, die zur Eröffnung des Palmengartens schließen musste. Auch Placzek hat in der Bagatelle Ehrenfeld gearbeitet, wo sie 2017 als Kellnerin anfing.

Restaurant in Mülheim: „Wir wollen mitgestalten“

Schließlich arbeitete sie sich bis zur Assistentin und Urlaubsvertretung Dratschmidts hoch. Ursprünglich kommt die heutige Betriebsleiterin aus Mönchengladbach. Köln war aber schon immer ihr Sehnsuchtsort. „Oh Gott, der Wiener Platz“, imitiert Dratschmidt Kritiker des Stadtteils auf der Schäl Sick.

Die Inneneinrichtung des Bistros: Holzstühle, Kerzen und bunte Lampen erinnern an die 70er Jahre.

Die Inneneinrichtung des Bistros ist an den Charme der 70er Jahre angelehnt.

Ein Ort, der als sozialer Brennpunkt bekannt ist. Nun hat Gastronom Daniel Rabe, Betreiber der Bagatelle-Restaurants, die Stadthalle am Stadtgarten Mülheim übernommen und damit direkt den dazugehörigen Palmengarten. Man wolle das Beste daraus machen.

„Wir wollen Teil davon sein, Mülheim attraktiver zu gestalten“, sagen die beiden Leiterinnen. Teil ihres Bestrebens ist, den persönlichen Kontakt zu den Gästen zu suchen. „Wir wollen per du mit den Gästen sein“, sagt Placzek.

Familiäre Atmosphäre soll wiederbelebt werden

Zum Teil bestehe schon eine Verbindung zwischen Gästen und Restaurant. „Es ist so schön, wenn Gäste herkommen, die damals hier geheiratet haben und nun ihre Enkel mitbringen“, schwärmt die gebürtige Mönchengladbacherin.

Placzek sitzt an einem Tisch neben der Bar, mitten im Bistro. „Momentan ist das hier mein Büro, es ist alles noch sehr stressig“, erklärt die Betriebsleiterin fast in einem entschuldigenden Ton. Sie räumt geschäftig einen Ordner, eine Kaffeetasse mit einem letzten Schluck und Speisekarten in verschiedensten Größen aus dem Weg, um auf ihren Laptop zugreifen zu können.

Noch organisiert sie fast alles alleine, bis Mitte Januar will sie aber ihr Team zusammengestellt haben. Erleichtert und stolz zugleich stellt sie aber fest: „Meine Weihnachtsgeschenke habe ich aber schon zusammen, da muss ich mir zumindest keinen Stress mehr machen.“

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