Mannschaften aus sieben Nationen und ein Allstar-Team zelebrierten beim Rollstuhlbasketballturnier in Köln-Mülheim mit viel Leidenschaft ihren Sport.
„Nations Cup“Packende Duelle beim Rollstuhlbasketballturnier in Köln

Ordentlich zur Sache ging es beim internationalen Rollstuhlbasketballturnier in Mülheim beim Spiel Deutschland gegen Japan. Hier Julian Lammering (l.) im Zweikampf mit Renshi Chokai.
Copyright: Costa Belibasakis
„Eigentlich ist Alex Keiser eher ein ruhiger Zeitgenosse“, sagt Sedat Özbicerler über den neuen deutschen A-Nationalspieler im Rollstuhlbasketball. Wer den jungen Mann mit der Nummer 17 auf dem Trikot beim internationalen Turnier „Nations Cup Cologne“ über das Parkett wirbeln sieht, bekommt aber einen ganz anderen Eindruck. Der Angreifer der 99ers spielt für Köln auch 1. Bundesliga, beschleunigt sein abgesenktes Sportgerät mit wenigen Armzügen auf Höchstgeschwindigkeit, um Sekunden später voll abzubremsen, die Richtung zu wechseln und sich furchtlos in einen Zweikampf nach dem anderen zu werfen.
„In Aktion wirkt das alles andere als ruhig, da geht es richtig aggressiv zur Sache“, spricht der geschäftsführende Organisator Özbicerler weiter über den 21-jährigen Keiser und seine virtuos wirkenden Aktionen in der Sporthalle am Bergischen Ring. Um beim diesjährigen Nations Cup in Mülheim erfolgreich zu sein, gleichzeitig Werbung in eigener Sache für die Europameisterschaft im September in Bulgarien zu machen und ein sportlich faires Miteinander zu erleben, gibt nicht nur Keiser alles. Sein für Köln aktiver Teamkollege Thomas Reier, 99ers-Mitspieler Ryuga Akaishi, der bei diesem Turnier aber für Japan antritt, oder auch Asaal Shabo im israelischen Nationalteam: Sie alle zelebrieren ihre dynamische, inklusive Sportart, die von Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam ausgeübt werden kann, mit höchstem Engagement und Leidenschaft.
„Rollstuhl als Sportgerät sehen, nicht als Hilfsmittel“
„Wir wollen gar nicht mit dem Basketballsport verglichen werden“, stellt Özbicerler stellvertretend für die teilnehmenden Mannschaften aus Großbritannien, Australien, den Niederlanden, Polen und Deutschland klar. „Den Rollstuhl sollte man als Sportgerät und nicht als Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung sehen.“ Was Özbicerler, trotz oder gerade wegen des wieder einmal perfekt organisierten Nationen-Turniers, aber festhalten muss (einzig die kurzfristige Absage der Franzosen sorgte für Ärger und das Einspringen des neu formierten NCC-Allstar-Teams), sind „die bitteren Zuschauerzahlen“. „Am Wochenende ging es noch. Da war schon ordentlich Stimmung in der Halle“, meint der Geschäftsführer des RBC Köln 99ers, „aber an den ersten Tagen waren die Ränge fast leer.“

Beim Rollstuhlbasketballturnier in Köln-Mülheim waren Mannschaften aus sieben Nationen vertreten.
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In Krisenzeiten hätten sich nicht nur in Köln etliche Sponsoren zurückgezogen, medial sei Rollstuhlbasketball sowieso unterrepräsentiert und die Aussichten seien alles andere als rosig. „Wir müssen da schon eine Menge stemmen, weil wir ja deutschlandweit unterwegs sind. Da sind wir wirklich über jeden Sponsor froh, der unterstützen möchte“, betont der Organisator.
Kölner Eigengewächs ist Junioren-Weltmeister im Rollstuhlbasketball
Das Spiel Japan gegen Deutschland konnten die Gäste aus Fernost knapp mit 66 zu 62 für sich entscheiden. Die größten Erfolge feierten am Wochenende zwar nicht die Kölner Sportler, sondern eher die anderen Teams aus Großbritannien oder Australien. Aber auch die Leistungen von Alexander Keiser und Co. haben größten Respekt verdient.
Dass das Kölner Eigengewächs schon als Zehnjähriger in der 99ers-Kindergruppe mit dem Rollstuhlbasketball begonnen hat, kürzlich in Brasilien mit der deutschen U23 Junioren-Weltmeister geworden ist – davon haben in der Domstadt die Wenigsten Notiz genommen. Dabei steckt in dem ruhigen Zeitgenossen Keiser ein echtes Kraftpaket, das die besten Zeiten als Rollstuhlbasketballer noch vor sich haben könnte.