Schulen in KölnEinstimmiger Beschluss – Hölderlin-Gymnasium bleibt am alten Standort

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Schüler des Hölderlin-Gymnasiums bedanken sich mit Plakaten auf dem Rathausplatz nach dem Beschluss des Schulausschusses für den Neubau ihrer Schule.

Schüler des Hölderlin-Gymnasiums bedanken sich mit Plakaten auf dem Rathausplatz nach dem Beschluss des Schulausschusses für den Neubau ihrer Schule.

Seit vielen Jahren kämpft das Hölderlin-Gymnasium dafür, vernünftige Räumlichkeiten am bisherigen Standort zu bekommen.

Freude und Erleichterung herrschen am Dienstag bei Schülern, Eltern und Lehrern des Hölderlin-Gymnasiums in Mülheim. Nach jahrelangem Tauziehen um die Zukunft des sanierungsbedürftigen Schulgebäudes herrscht endlich Klarheit. Einstimmig hat der Schulausschuss am Montag beschlossen, dass die Schule einen Neubau samt Zweifach-Turnhalle an ihrem bisherigen Standort bekommen soll. „Wir freuen uns total und hoffen jetzt auf eine zügige Umsetzung“, sagt Jan Hopmann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schulneubau am Hölderlin-Gymnasium.

Gegen die Neubaulösung am alten Standort hatte sich die Stadtverwaltung jahrelang gesträubt. Sie wollte das 1912 errichtete Hölderlin-Gymnasium erst auf zwei Standorte aufteilen, was Schüler, Eltern und Lehrer vehement ablehnten. Später plante die Stadt, das Gymnasium in einen Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Förderschule (André-Thomkins-Schule) an der Holweider Straße 2 zu verlagern – rund einen Kilometer entfernt.

Ein Protestplakat hängt am Kölner Hölderlin-Gymnasium

Jahrelang kämpften Schüler, Eltern und Lehrer des Hölderlin-Gymnasiums Protestaktionen für vernünftige Räumlichkeiten und gegen die Aufteilung ihrer Schule.

Doch die Politik machte der Schulverwaltung und der Gebäudewirtschaft jetzt einen Strich durch die Rechnung. Sie entsprach dem ausdrücklichen Wunsch der Schulgemeinschaft, das Hölderlin an seinem bisherigen Standort an der Graf-Adolf-Straße 59 zu belassen.

„Es ist gut, dass die von der Stadtverwaltung vorgelegten Alternativen aus dem Rennen sind“, erklärte Ratsherr Oliver Seeck (SPD). Von einer „guten Entscheidung“ sprach Bärbel Hölzing-Claßen (Grüne).

Ermöglicht wurde der Beschluss durch den hartnäckigen Einsatz von Schülern, Eltern und Lehrern. Seit 18 Jahren kämpfen sie gegen die baulichen Missstände an ihrer Schule, immer wieder demonstrierten sie vor dem Rathaus.

Stadt argumentiert mit hohen Kosten für das Interim

Die Debatte über Sanierung, Neubau und Standort zog sich quälend lange hin, doch die Schulgemeinschaft gab nicht auf. Die Stadt hatte einen Neubau an der Graf-Adolf-Straße mit der Begründung abgelehnt, dort reiche die Grundstücksfläche von rund 6000 Quadratmetern nicht aus, um das nach heutigen Maßstäben erforderliche Raumprogramm zu realisieren. Der Platz für den Schulhof sei zu klein, denkmalgeschützte Bäume müssten gefällt werden.

Mit dem Nein wollte sich die Schule nicht abfinden. Daraufhin sagte die Stadt eine Machbarkeitsstudie zu, doch die ließ auf sich warten. Erst nach wiederholtem Nachbohren brachte die Verwaltung eine Bauvoranfrage für den alten Standort auf den Weg. Die ergab, dass ein Neubau doch möglich war.

Zwar müssten dafür die Baugrenzen und die maximal zulässige Geschossigkeit überschritten werden, doch das Bauamt habe eine Befreiung in Aussicht gestellt, erklärte die Schulverwaltung im November. Aber auch damit gab es noch kein grünes Licht für das Projekt. Denn jetzt führte die Stadtverwaltung gewaltige Kosten ins Feld, die ein Interim während des Neubaus angeblich kosten würde. 105 Millionen Euro veranschlagte die Gebäudewirtschaft dafür, die André-Thomkins-Schule erst für einige Jahre als Interimsquartier für das Hölderlin-Gymnasium herzurichten und dann später wieder abzureißen, um hier eine Grundschule zu bauen. Begründung: Im Bezirk brauche es dringend Grundschulplätze, und wenn das Grundstück an der Graf-Adolf-Straße dafür nicht zur Verfügung stehe, müsse man sie auf dem Gelände der André-Thomkins-Schule bauen. Und zwar als kompletten Neubau. Denn das Raumprogramm einer Grundschule sei völlig anders als das eines Gymnasiums im Interim.

Vorgeschoben findet Jan Hopmann dieses Argument. „Eine völlig absurde Planung mit einer erschreckenden Kostenkulisse sollte die Politik einschüchtern.“ Die vom Architekten Erich Schneider-Wessling entworfene André-Thomkins-Schule aus dem Jahr 1963 sei „ein überraschend moderner Bau, der seiner Zeit weit voraus war und absolut erhaltenswert ist“. Zudem seien weite Teile des Gebäudes bereits saniert worden. „Sie abzureißen wäre Verschwendung“, betont Hopmann.

Und so arbeitete die AG Schulneubau eine Alternative aus. Architekt Ulrich Herrmann, der die André-Thomkins-Schule genauestens kennt, entwarf Pläne, wie sich das Gebäude so für ein Interim des Hölderlin-Gymnasiums herrichten lässt, dass es anschließend mit geringem Aufwand für eine Nutzung als Grundschule umgebaut werden kann. Kostenpunkt: 32,8 Millionen Euro. Sein Konzept überzeugte die Schulpolitiker.

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