Stammheimer SchlossparkWasserschule soll ins Haberland-Haus

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Auch als Ruine noch schick: Das Haberland-Haus am Stammheimer Schlosspark

Es ist ein trauriges Jubiläum: Seit zwanzig Jahren steht das große Haus in bester Lage am rechtsrheinischen Rheinufer leer und vergammelt. Besucherinnen und Besucher des Stammheimer Schlossparks staunen über die verrammelten Türen und Fenster des Ulrich-Haberland-Hauses, während es nach und nach verfällt. Versuche der Wiederbelebung gab es einige. Nun hat die Mülheimer Bezirksvertretung ein weiteres Mal gefordert, dass die Stadt endlich einen „Aktionsplan“ aufstellen soll, damit es wieder genutzt werden kann. Vorausgegangen war ein Antrag, den alle Fraktionen und Einzelmandatsträger mit Ausnahme der AfD gestellt hatten. In diesem forderten die Bezirkspolitiker die Stadt auf, in diesem Prozess konventionelle Pfade zu verlassen und nach Lösungen zu suchen, die den Verfall des Gebäudes aufhalten.

Gleichzeitig sollen Betreiber gesucht werden, die dem Haberland-Haus neues Leben einhauchen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, dies umzusetzen. Auch soll ein Abriss der denkmalgeschützten Immobilie dauerhaft ausgeschlossen sein.

Verwaltung überrascht Politik

Zur Überraschung aller Anwesenden verlas Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs zu Beginn der Diskussion eine Mitteilung der Stadtverwaltung, die er kurz vor Sitzungsbeginn erhalten hatte. „Der Dezernent für Umwelt, Klima und Liegenschaften, William Wolfgramm und die neue Leiterin der Stadtentwässerungsbetriebe (StEB), Ulrike Franzke, haben sich in dieser Sache bereits ausgetauscht und eine Lösung identifiziert.“ Demnach möchte die StEB ihre Wasserschule als außerschulischen Lernort und wichtigem Element zur Umweltbildung im Ulrich-Haberland-Haus unterbringen. Diese befindet sich zurzeit auf dem Gelände des benachbarten Großklärwerks Stammheim. Gegebenenfalls könnten auch sonstige Büro- oder Lagerflächen der StEB in Teilen des Gebäudes eingerichtet werden.

Angestrebt sei, auch ein kleines Café im markanten Eckbereich des Gebäudes sowie – untergeordnet – Raum für Kunstschaffende bereitzustellen. Ungenutzte Gebäudeteile könnten dann abgerissen und die Flächen dem Stammheimer Schlosspark zugeschlagen werden. „Eine Unterbringung von Klärbecken und ähnlichen Einrichtungen ist dagegen nicht vorgesehen“, zitierte der Bezirksbürgermeister weiter. Weitere Details würden zwischen den StEB und der Verwaltung ausgearbeitet.

Der Liegenschaftsausschuss sowie die Bezirksvertretung Mülheim würden rechtzeitig informiert. Auch ein Kontakt zum Bürgerverein Stammheim solle aufgenommen werden um ihn zu einer gemeinschaftlichen Nutzung einzuladen. 

Winfried Seldschopf von den Grünen wandte daraufhin ein, ihm sei nun überhaupt nicht klar, ob die Bezirksvertretung an irgendeiner Stelle des Verfahrens nochmal mit beraten dürfe: „Daher plädiere ich für die Aufrechterhaltung des Antrages.“ Die Bezirksvertretung wolle, dass die Verwaltung aktiv werde, was sie offenbar nun getan habe. Doch: „Wichtig sei aus meiner Sicht, dass der Denkmalschutz nicht mehr der entscheidende Faktor sein soll, sondern dass man dahinkommen muss, das meiste von dem Vorhandenen zu erhalten.“ Ralph Hengstenberg von der AfD beanstandete, dass die Bürgerinteressen nicht berücksichtigt würden. Es gebe eine große Interessenkonkurrenz zwischen Stadt und Bürgerwillen.

Die Geschichte des Haberland-Hauses in Stammheim

Die Geschichte des schicken Ulrich-Haberland-Hauses beginnt vor rund 70 Jahren. Der Bayer-Konzern baute das Haus am Rande des Schlossparks als Altenheim für ehemalige Mitarbeiter. Benannte wurde es nach dem damaligen Chef der Bayer AG, Ulrich Haberland. Für damalige Vorstellungen entstand ein topmodernes Domizil für alte Menschen in traumhaft schöner Umgebung. Bis Ende der 1970er Jahre ging die Zahl der Bewohner soweit zurück, dass Bayer das Haus an die Stadt verkaufte. Ein Versuch, es als Studentenwohnheim zu nutzen, blieb nur begrenzt erfolgreich. Seit dem wird über die Zukunft des Gebäudes diskutiert. Immer wieder gab es auch die Idee, es als Seniorenwohnheim wiederzubeleben. (fra)

Das wollte Mike Paunovich von der CDU so nicht stehen lassen. „Dies ist mitnichten der Fall. Die Bürger von Stammheim und Flittard wollten, dass an diesem Ort endlich etwas passiert.“ Auch Bezirksbürgermeister Fuchs widersprach: „Es gibt keinen Dissens zwischen Bürgerschaft und Bezirksvertretung, sondern allenfalls zwischen Bürgerschaft und Bezirksvertretung gegenüber der Verwaltung.“

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