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U18-Europawahl in Köln-Mülheim„Jugendliche haben eine klare Meinung“

Lesezeit 3 Minuten

Jede Stimme zählt: Im Wahllokal des Jugendzentrums „Treffer“ von Lutz Gebhard (l.), Kristina Kilders (2.v.r.) und Lena Middrup gaben (v.l. vorne) Ceyda Atac, Media Elias und Aya Ahmad (3.v.l.) bei der U18-Wahl zum Thema Europa ihr Votum ab.

Buchheim – Europafahnen weisen schon von draußen den Weg. Im Inneren sind neben einem Tisch zwei nicht einsehbare Wahlkabinen und davor eine große blaue Wahlurne mit Einwurfschlitz positioniert. Wenige Tage vor der Europawahl verwandelte sich das Jugendhaus „Treffer“ an der Guilleaumestraße in ein Wahllokal und lud Jugendliche ein, an der U18-Wahl teilzunehmen, die der Landesjugendring NRW landesweit organisiert hatte (s. Infokasten). „Kinder und Jugendliche haben eine klare Meinung zu politischen Themen und müssen gehört werden“, betont Sarah Primus, Vorsitzende des Landesjugendrings NRW, die die „U18-Wahl“ mit der Forderung verbindet, das reguläre Wahlalter auf 14 Jahre abzusenken.

U18-Wahl

Der Landesjugendring NRW hatte landesweit diese U18-Wahl organisiert, um ein politisches Stimmungsbild der heranwachsenden Generation, die die Volljährigkeit noch nicht erreicht hat zu erhalten. Insgesamt 210 Wahllokale in 80 Kommunen warteten auf junge Wähler. Deutschlandweit waren rund 1000 Wahllokale geöffnet.

In Köln beteiligten sich knapp 20 Jugendeinrichtungen, Verbände und Schulen, so auch der Buchheimer „Treffer“ in der Trägerschaft des „Diakonischen Werkes Köln und Region“. (mfy)

Bereits seit den Osterferien hatte sich im „Treffer“ alles um die U18-Europawahl gedreht. So hatte sich eine Buchheimer Jugendgruppe im Vorfeld eigens aufgemacht, das Europäische Parlament in Brüssel zu besuchen. In ihrer Freizeit hatten die Jugendlichen außerdem eine Klangcollage sowie ein flottes Rap-Video mit Erklärungen und Informationen rund um die „U18-Wahl“ produziert, das am Wahltag auf eine große Wand projiziert wurde. Um ein möglichst repräsentatives, politisches Stimmungsbild zu bekommen, hatten sich Mitarbeiter des „Treffer“ schon einige Tage vor der Wahl mit mobilen Wahllokalen in Schulen, an Jugendtreffpunkten und auf Sportplätzen auf Stimmenfang begeben. „Es geht darum, bei Jugendlichen ein politisches Interesse zu wecken und ihnen gleichzeitig zu vermitteln, wie wichtig Wahlen sind. Sie sollen die Abläufe kennenlernen, damit sie es später, wenn sie mal 18 sind, können“, erklärt Rebecca Prinz, pädagogische Mitarbeiterin im „Treffer“.

„Europa ist ein echtes Friedensprojekt"

Einer, den man nicht erst zum Wählen animieren muss, ist der elfjährige Damian Krüger, der gerade von der „Friday for Future“-Demonstration für den Klimaschutz aus der Innenstadt kommend vorbeischaut. Egal, ob es um den umstrittenen „Artikel 13“ der EU-Urheberrechtsreform im Internet, den Kampf für mehr Klimaschutz oder die Wichtigkeit von Teilnahme und Teilhabe an demokratischen Prozessen geht, der Schüler hat eine klare Meinung, die er auch zu anderen Themen mit beeindruckender Vehemenz verkündet. „Ich finde Europa ist ein echtes Friedensprojekt, also was richtig Gutes. Ich kann später mal in Spanien arbeiten oder innerhalb von Europa umziehen, wohin ich will“, teilt der Mülheimer Schüler seine Sicht mit.

Wer wählen wollte im „Treffer“-Wahllokal, musste im Prinzip die gleichen Abläufe durchlaufen wie bei einer Ü18-Wahl. Jeder hatte eben nur eine Stimme.

„Ich verbinde mit Europa vor allem Frieden“, sagt die 15-jährige Media Elias, die den Unterschied zu einem kriegsgeplagten Land selbst erfahren hat. Vor drei Jahren kam sie aus dem Irak nach Deutschland. „Ich finde den Einsatz für mehr Naturschutz aber auch sehr wichtig“, sagt die junge Frau, die gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen Aya Ahmad (13) und Ceyda Atac (13) den örtlichen Wahlausschuss stellt und über den ordnungsgemäßen Ablauf der Stimmabgabe wacht.

Das Ergebnis der Wahl

282 Jugendliche gaben im Bucheimer Wahllokal ihre Stimme ab. Nach der Auszählung stand fest: Den höchsten Stimmanteil der vierzig zur Wahl stehenden Parteien mit 28,88 Prozent der Wählerstimmen erreichten die Grünen, gefolgt von der SPD mit 15,01 Prozent. Den dritten Platz belegte die CDU mit 12,68 Prozent.