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Unfall in Köln-MülheimProzess um getötete Radfahrerin beginnt – dramatische Zeugenaussagen

3 min
29.02.2023 Tödlicher Abbiegeunfall

Bei einem Unfall im Februar 2023 wurde eine 44-Jährige getötet.

Eine Überwachungskamera dokumentierte den tödlichen Unfall auf einem Fahrradweg, als der Betonmischer auf eine Tankstelle abbog. Zeugen berichten von lauter Musik im Lkw.

Ein schwerer Betonmischer-Lkw biegt auf dem Bergischen Ring in Mülheim im morgendlichen Berufsverkehr rechts über einen Fahrradweg in eine Tankstelleneinfahrt ein. Dabei erfasst der Fahrer (64) eine Radfahrerin (44). Die Frau stürzt, gerät unter die vordere Doppelachse des tonnenschweren Fahrzeugs, wird mehrere Meter mitgeschleift und schließlich überrollt.

Überwachungskamera dokumentierte Unfall

Aufgenommen wurde die Kollision von einer Überwachungskamera an der Tankstelle. Als die Sequenz am Montag vor dem Amtsgericht abgespielt wird, ist das Entsetzen unter den Zuschauern — unter ihnen auch Angehörige und Freunde der 44-Jährigen — groß. Die Radfahrerin wurde bei dem Unfall so schwer verletzt, dass sie noch am Unfallort verstarb. Vor einer Schöffenabteilung des Amtsgerichts ist der 64-Jährige nun wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er am 29. Februar 2024 gegen 8.15 Uhr bei entsprechender Aufmerksamkeit die Radfahrerin hätte erkennen und eine Gefahrenbremsung hätte einleiten müssen. Der 64-Jährige machte zunächst keine Angaben zur Sache.

Fehlende Zeugen verzögern Gerichtsverfahren

Eine Entscheidung in dem Fall gab es am Montag aber noch nicht, weil wichtige Zeugen fehlten. Die Zeugen, die da waren und aussagten, hatten aber Schlimmes zu berichten. Eine 38 Jahre alte Leiterin eines Kindergartens, die sich mit ihrem Fahrrad an der Kreuzung Bergischer Ring/Rendsburger Platz befand, sagte: „Ich habe die Fahrradfahrerin die ganze Zeit bewusst wahrgenommen. Dann sah ich den Lkw und dachte: Oh je.“ Sie fand, dass der Lkw zügig unterwegs gewesen und parallel zu der auf dem Fahrrad- und Gehweg fahrenden 44-Jährigen gefahren sei. Sie habe mit anderen Passanten noch gerufen. Doch der Lkw habe die Radfahrerin erfasst und sei immer weiter gefahren. „Es wirkte auf mich, als habe der Fahrer einfach rübergezogen“, sagte die Zeugin.

Und weiter: „Man hörte ein Schleifen und Krachen von dem Fahrrad, als wenn über eine Blechdose drüber gefahren wird“, sagte die Zeugin. Ein 32 Jahre alter Polizist, der wegen des KVB-Streiks an jenem Tag mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit war, hatte ebenfalls die gesamte Unfallentwicklung beobachtet: „Die Frage, die ich mir gestellt habe war: Warum hält eigentlich keiner von beiden an?“ Der 32-Jährige war dann auch der erste an der Unfallstelle. „Ich habe direkt Verletzungen an der Frau wahrgenommen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind“, sagte der Beamte. Er sei unter den Lkw gekrochen: „Ich habe die Frau angebrüllt, dass sie bei uns bleibt“, sagte er. Und weiter: „Sie hat dann noch einmal die Augen aufgemacht und dann hat sie aufgehört, sich menschlich zu regen.“

Laute Musik als Unfallursache?

Ein Lkw-Fahrer, der ebenfalls den Unfall gesehen hatte, gab an, noch gehupt zu haben. Aber weder die Frau, noch der Betonmischer hätten reagiert. Das könnte damit zu tun haben, dass der Angeklagte sehr laut Musik gehört haben könnte. Ein Beamter (51) vom Unfallaufnahme-Team der Polizei gab an, dass beim Betätigen der Zündung des Betonmischers die Musik „auffällig laut“ gewesen sei. Die Experten des VU-Teams werden immer bei gravierenden Verkehrsunfällen alarmiert.

Der Prozess wird fortgesetzt.