„Nachher ist man immer schlauer“Fehler in Bauzeit – Treppe am Kölner Dom wird saniert

Die große Freitreppe zwischen Bahnhof und Dom muss nach 14 Jahren schon wieder mit Millionenaufwand saniert werden.
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Köln – Es musste schnell gehen. Pünktlich zum Weltjugendtag im Jahr 2005 sollte eine Treppe vom Bahnhofsvorplatz zum Dom hochführen. Der Würde des Ereignisses entsprechend. Doch wie es nun mal so ist: Schnelligkeit ist der größte Feind der Gründlichkeit. Bei den Bauarbeiten wurde gleich eine ganze Reihe von Fehlern gemacht.
Die Blockstufen der Treppe fanden dadurch nie richtigen Halt auf ihrem Untergrund. Jahrelang musste immer wieder ausgebessert werden. Nun ist Schluss mit dem Gefrickel. Die Domtreppe wird gerade für 2,6 Millionen Euro von Grund auf saniert. Unter dem Zelt über der östlichen Hälfte des Bauwerks kommen die Arbeiten gut voran. Ein wesentlicher Fehler von einst ist schon ausgemerzt.
„Nachher ist man halt immer schlauer“
„Das Gesamtpaket stimmte damals einfach nicht“, sagt Tim Hörr, Sachgebietsleiter Bauwerksunterhaltung bei der Stadt Köln. Doch er will nicht als Besserwisser verstanden werden: „Nachher ist man halt immer schlauer.“ Zu der Eile im Vorfeld des Weltjugendtages sei auch noch die Hitze gekommen. „Es war damals ein heißer Sommer.“ Unter der sengenden Sonne trocknete der Mörtel zu schnell ab. Als die Blockstufen aufgesetzt wurden, konnte keine Verbindung mehr entstehen. Auch die Abdichtung war mangelhaft. „Unter der Treppe ist ein Hohlraum. Dort konnten wir sehen, das Wasser eindringt“, sagt Hörr.
Das mit dem Wasser ist schon mal Geschichte. Die Blocktreppen und die Podestplatten der Zwischenebene wurden abgehoben, der alte Mörtel abgeschlagen. Auf dem unter dem Zelt freiliegenden Untergrund hat die ausführende Firma bereits eine Kunststoffschicht aufgespritzt. Fürs Aufbringen wurde der Kunststoff auf 70 Grad erhitzt und so verflüssigt. Nach dem Erkalten legte er sich wie eine Haut über den Untergrund. Sie sorgt für Undurchlässigkeit. Weil vor diesem Schritt der Untergrund vor Regen geschützt werden musste, war das Zelt vonnöten. In der nächsten Woche können wir es abbauen“, sagt Sonja Rode als zuständige Amtsleiterin für die Sanierung. Der Starkregen in den vergangenen Tagen hat sie darin bestärkt, wie wichtig es war, das Zelt von Anfang an einzuplanen.
Mörtelschicht ohne Hitze und Eile
In einem nächsten Schritt kann der Mörtel aufgebracht werden. Im Grunde ist er der Gleiche, der bereits damals verwendet wurde. Doch dieses Mal wird die bis zu acht Zentimeter dicke Mörtelschicht ohne übertriebene Eile und ohne Hitze aufgebracht. Auf den dann noch nicht vollständig ausgehärteten Mörtel werden wieder die alten Blocktreppen aus Granit aufgesetzt. Nahezu alle der 550 Blöcke von der östlichen Hälfte der Domtreppe können wiederverwendet werden. „Nur rund fünf Prozent sind so beschädigt, dass wir sie auswechseln müssen“, sagt Rode. „Normaler Verschleiß, wie er mit den Jahren vorkommen kann, beispielsweise durch Skater“, ergänzt Hörr.
Die alten Granitsteine sind gereinigt und mit einem QR-Code versehen worden. Der verrät den Arbeitern unter anderem, wo die Blöcke hingehören. Zudem bekommen die jeweils ersten und letzten Stufen neue Kontraststreifen. Sie sollen helfen, den Ansatz besser zu erkennen. Allein auf die Verbindung des Mörtels mit dem Granit wollen sich die Verantwortlichen nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre aber nicht mehr verlassen. Immerhin wiegt jeder Block rund 300 Kilo. Das will erst einmal gehalten sein. Klammern aus Metall sollen dafür sorgen. Durch sie können die Blöcke unter anderem auf der Rückseite arretiert werden.
Eine echt kölsche Baustelle
Die Sanierung der Domtreppe ist eine echte kölsche Baustelle. Das für beide Bauabschnitte vorgesehen Zeitfenster liegt jeweils zwischen Aschermittwoch und dem 11.11. Die Planung stammt aus Zeiten vor Corona. Als noch fest davon ausgegangen wurde, dass zum Sessionsstart Tausende über die Treppe strömen wollen. Bis Ende Oktober soll der erste Bauabschnitt – die östliche Hälfte der Treppe – abgeschlossen sein.
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Dann wandert die Baustelle nach Westen zum zweiten Bauabschnitt. Dort geht im kommenden Jahr alles von vorne los – in aller gebotenen Ruhe und mit Blick aufs Thermometer.