Neueröffnung in Köln„Sneakers unplugged“ setzen auf veganes Schuhwerk

Nachhaltigkeit und Style will Christian Ohm von „Sneakers unplugged“ verbinden.
Copyright: Costa Belibasakis
Köln – Im Frühjahr letzten Jahres fiel Christian Ohm auf, dass es gar nicht so leicht ist, an ein paar stylische, vor allem aber nachhaltige Sneaker zu kommen. Die gab es zwar, aber da musste man sich durch allerlei Websites und Angebote kämpfen. Eine Lücke, befand Ohm – und beschloss kurzerhand, sie selbst zu schließen. Schon sechs Wochen darauf eröffnete er den eigenen Online-Shop, knüpfte immer mehr Kontakte zu den Herstellern.Das Geschäft zog an, bis er schließlich an einem Punkt war, an dem der erste eigene Store her musste. Die Wahl fiel schnell auf Köln, obwohl Ohm mit seiner Frau Reya zurzeit noch in Düsseldorf wohnt.
Köln als Hauptstadt der Nachhaltigkeit
„Das ist einfach die Hauptstadt, was Trends und Nachhaltigkeit angeht. Noch vor Hamburg und Berlin“, sagt Ohm. Das Publikum ist hip, die Zielgruppe größer. Dass er fast direkt an der Ehrenstraße gelandet ist, verdankt sich aber eher einem Zufall: Auf der Suche nach einem geeigneten Objekt hatte er sich schon einen anderen Standort auserkoren. Bis der Makler sagte, da gäbe es vielleicht noch etwas – ein kurzer Blick, und die Geschichte war entschieden.
Weder er selbst noch seine Frau seien besondere Umwelt-Aktivisten oder Veganer, sagt Ohm. Aber nicht zuletzt durch die Kinder hat sich der Blickwinkel immer mehr der Thematik zugewandt, das eigene Verhalten wurde immer mehr ein Stück weit hinterfragt. Und so achten Reya und Christian Ohm heute bei der Auswahl ihrer Zulieferer sehr genau nicht nur auf die verwendeten Materialien selbst, sondern auch auf die Herstellungswege und möglichst geringe Transportstrecken. Produziert wird hauptsächlich in Spanien und Portugal, es wird auf faire Löhne und normale Arbeitszeiten geachtet. Größtenteils sind es eher kleine Unternehmen, die die Sneaker für die vornehmlich jüngere Kundschaft herstellen – teilweise so klein, dass sie mit herkömmlichen „Entscheider“-Strukturen nicht viel anfangen können.
Das Opening
Am Mittwoch, den 18. Mai, eröffnet der Sneaker unplugged Store an der Alten Wallgasse 5 seine Pforten erstmalig – nach Anmeldung über die Website und negativem Corona-Test beziehungsweise Impfung. Ursprünglich war die Eröffnung Anfang März geplant. (two)
Gute 80 Prozent, so Ohm, betrage der Anteil veganer Sneaker. Die Preise bewegen sich in der Regel irgendwo zwischen 80 und 120 Euro. Die verwendeten Materialien beruhen auf drei Säulen: Zum einen nachwachsende Rohstoffe wie Maischabfälle, aus denen sich etwa Garn herstellen lässt, oder das „Leder“ des Topal-Kaktusses in Mexico, das Ohm für das kommende Material überhaupt hält. Es lässt sich „ernten“, ohne die Pflanze zu beschädigen, ist ähnlich fest wie echtes Leder und atmungsaktiv. Zum anderen recycelte Stoffe, PET etwa, das aus den Meeren dieser Welt – insbesondere des Mittelmeeres – herausgefischt und wiederverwendet wird. Und zum dritten kann noch nicht ganz auf synthetische Stoffe verzichtet werden, auch wenn der Anteil ständig weniger wird.
Den Store an der Alten Wallgasse 5 ziert übrigens eine Skulptur des Aktionskünstlers HA Schult, einer seiner bekannten „Müllmenschen“, Schults Mahnmale gegen die Umweltausbeutung. „Als ich die Skulpturen in einer Düsseldorfer Ausstellung gesehen habe, war klar: Sollte ich je einen eigenen Laden haben, muss da so ein Müllmensch rein“, erzählt Ohm. Also schnell mal beim Künstler angefragt, ob der ihm eine Figur leihweise zur Verfügung stellen wolle. Das wollte der zwar nicht, aber für einen fairen Kurs wechselte das Kunstobjekt den Besitzer. „Ein sehr lieber Mensch“, sagt Ohm über Schult.